Für mehr wirtschaftspolitisches Gewicht in der Filmförderung: Nils Schmid Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

„Der Haushalt des Landes wird nicht über den Kulturetat saniert“, sagt Nils Schmid. Als kulturpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion wirbt Nils Schmid für den „freien Zugang zur Kultur“ und fordert mehr Aufmerksamkeit für die Bereiche Szenografie und 3-D-Animation.

Stuttgart -
Herr Schmid, Sie sind kulturpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag und seit kurzem auch Vorsitzender des Kuratoriums der Kunststiftung Baden-Württemberg. Was reizt Sie nach Ihrer Rolle als Finanz- und Wirtschaftsminister an diesem Thema?
Zum einen war ich ja nie ganz weg. Von der Kunststiftung nicht – dort hatte ich den Kuratoriumsvorsitz schon einmal bis 2011 –, und von dem Gesamtthema Kultur ebenfalls nicht. Ich würde aber sagen, ich sehe nach meiner Ministerzeit manches aus einem anderen Blickwinkel.
Zum Beispiel?
Das beginnt schon mit der Frage, was das eigentlich bedeutet, sich für eine künstlerische Existenz zu entscheiden. Das ist vor allem einmal ein unternehmerisches Wagnis, das Hochachtung verlangt. Und es gelten alle Fragen einer Existenzgründung – also auch die Anforderungen an praktische Beratung, die mit dieser Berufswahl verbunden sind. Unter dem Dach der Kunststiftung haben wir diese Angebote bis 2011 entwickelt.
Das „Gesamtthema Kultur“ hieß für Sie als Finanz- und Wirtschaftsminister doch wohl in erster Linie: Geld?
Nicht nur. Aber natürlich spielen Haushaltsfragen eine zentrale Rolle. Den Kulturbereich haben wir tatsächlich ganz bewusst gestärkt; von 2011 bis 2016 um mehr als 20 Prozent.
Wobei hier Personalkostensteigerungen im öffentlichen Dienst ein erhebliche Rolle spielen – oder nicht?
Das ist ein Faktor, aber wir konnten im Dialog mit dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst auch reale finanzielle Spielräume eröffnen: zum Beispiel mit dem ja in der Kulturkonzeption 2020 des Landes vorgeschlagenen Innovationsfonds. Weitere wichtige Impulse sind die Konkretisierung der Planungen für die Sanierung des Opernhauses in Stuttgart, der Neubau der John-Cranko-Schule des Stuttgarter Balletts, die Sanierung des Badischen Staatstheaters Karlsruhe oder auch der Erweiterungsbau für die Württembergische Landesbühne Esslingen.
Und wo sehen Sie Ihre Aufgabe als kulturpolitischer Sprecher Ihrer Fraktion?
Ich glaube, dass in Zukunft und mit Blick auf die Schuldenbremse ein klares parlamentarisches Bekenntnis zur Kultur wichtig ist. Und man muss hier eines deutlich machen: Der Haushalt des Landes wird nicht über den Kulturetat saniert. Inhaltlich sehe ich die Themen Kulturelle Bildung und interkulturelle Verständigung im Mittelpunkt. Gerade jetzt, da religiöse Überzeugungen und Lebensvorstellungen Anlass zur Hetze sind, ist das Bekenntnis zu einem offenen Kulturbegriff besonders wichtig.