Ob sich der Schwimmer über die Zuschauer am Rand freut? Auch an den Bürgerseen bei Kirchheim unter Teck leben inzwischen Nilgänse. Foto: Horst Rudel

Nilgänse verbreiten sich in Deutschland stellenweise rasant. Auch in Stuttgart sind sie schon heimisch geworden. Andernorts werden sie gejagt.

Stuttgart - Aus Sorge um die Gesundheit ihrer Bürger macht die Stadt Frankfurt Jagd auf Nilgänse. Die zugewanderte Art hat sich so rasant vermehrt, dass inzwischen große Scharen der Gänse die Rasenflächen am Main, Parks und Freibäder bevölkern – wie auch in anderen deutschen Städten. Seit Jahren schon versucht Frankfurt vergeblich, die Tiere mit vergleichsweise humanen Mitteln zu vergrämen. Akuten Handlungsbedarf sieht der Magistrat, seitdem in Kotproben der Nilgänse Salmonellen-Erreger gefunden wurden. Gerade für Säuglinge und Kleinkinder kann der Kontakt mit den tierischen Hinterlassenschaften lebensgefährlich sein. Daher hat die Stadt eine Ausnahmegenehmigung für den Abschuss von Nilgänsen erteilt – zunächst aber nur in einem Freibad.

 

Im Frankfurter Brentanobad, mit acht Hektar Liegewiese eines der größten Freibäder Europas, hat die Jagd begonnen. Mehrere Tiere hat der Berufsjäger Axel Seidemann dort bisher geschossen. Sein erster Eindruck ist, dass die Vergrämung funktioniert: „Nach dem ersten Schuss haben die Tiere noch etwas ungläubig geschaut, nach dem zweiten Schuss waren dann 60 Tiere in der Luft, um Reißaus zu nehmen“, berichtet Seidemann.

Zur Jagd legt er ein hellblaues T-Shirt an, wie es während der Saison die Bademeister tragen. Dadurch sollen die Nilgänse das Personal zukünftig als Bedrohung wahrnehmen. Seidemann sagt, er schieße nur auf Jungtiere, so verlange es das Jagdrecht. Geht der Plan des Jägers auf, werden die führenden Alttiere, an denen sich der Nachwuchs orientiert, das Freibad in Zukunft meiden. Schon jetzt sind es nicht mehr wie zuvor bis zu 100 Nilgänse, die an manchen Abenden im Brentanobad grasen und baden. „Während der Freibadsaison waren fünf Mitarbeiter damit beschäftigt, morgens möglichst jeden einzelnen Kothaufen einzusammeln, was unmöglich ist“, sagt Seidemann. Jetzt flüchteten die Nilgänse schon, wenn sie ihn und seinen Hund aus weiter Entfernung sähen.

„Das Problem haben wir uns selbst eingebrockt“

Drei Jahre lange habe er im Auftrag der Stadt Frankfurt viele Dinge ausprobiert, um die Nilgänse zu verjagen. Doch vom regelmäßigen Besuch mit seinem Jagdhund, der Beschallung mit Greifvogelstimmen und dem Einsatz von Drohnen hätten sich nur die einheimischen Graugänse nachhaltig vertreiben lassen – nicht die Nilgänse.

„Die Tiere haben keine große Scheu und fühlen sich in unseren Parks und Freibädern wohl, weil sie dort von Menschen gefüttert werden“, sagt Volker Bannert, Vorsitzender des Naturschutzbundes (Nabu) in Frankfurt. „Das Problem haben wir Menschen uns selbst eingebrockt.“ Die Jagd auf Nilgänse gefalle ihm überhaupt nicht. Statt Nilgänse abzuschießen, plädiert der Ornithologe dafür, das Fütterungsverbot konsequent durchzusetzen und zur Not Ordnungsstrafen gegen renitente Bürger zu verhängen.