Der Anteil an jugendlichen Rauchern hat sich binnen einen Jahres beinahe verdoppelt. Foto: dpa / Patrick Pleul

Nach jahrelangem Rückgang lässt sich nun eine Trendwende erkennen. Die Zahl der jugendlichen Raucher ist wieder gestiegen – dabei spielen auch die sogenannten Vape-Pens eine Rolle. Wie sieht es im Kreis Esslingen aus?

Die Raucherecken an Schulen füllen sich wieder, und auch in den Bereichen vor Clubs und Bars geht es wieder enger zu – das belegt die Deutsche Befragung zum Rauchverhalten (Debra). Bis 2021 war nach Erhebungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung noch ein Rückgang des Rauchverhaltens bei Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren zu erkennen. Doch die aktuelle Debra-Studie zeigt eine Trendwende: Innerhalb eines Jahres hat sich der Anteil rauchender Jugendlicher in Deutschland beinahe verdoppelt. Während im Jahr 2021 noch 8,7 Prozent der unter 18-Jährigen rauchten, waren es im Jahr 2022 bereits 15,9 Prozent. Seit Beginn der Studie vor sieben Jahren hat es noch nie eine so hohe Tabakraucherquote unter Jugendlichen gegeben. Laut Beratungsstelle Sucht und Prävention des Landkreises Esslingen ist davon auszugehen, dass dieser Trend genauso im Kreis erkennbar ist. Konkrete Zahlen würden bislang jedoch nicht vorliegen. Die Gründe für einen Einstieg in den Tabakkonsum hätten sich nie geändert: „Die Jugendlichen wollen dazugehören, wenn das Rauchen im Freundeskreis angesagt ist, man grenzt sich von den Eltern ab, und sie wollen das Gefühl stärken, sich erwachsener zu fühlen“, sagt Christiane Heinze, Beauftragte für Suchtprävention. Ebenso würden die Jugendlichen zur Zigarette greifen, um sich von den Herausforderungen des Jugendalters und vom Arbeits- und Schulstress abzulenken.

E-Zigarette als Einstieg

Kritisch sieht die Beauftragte für Suchtprävention den Konsum von sogenannten Vape-Pens, also Einweg-E-Zigaretten: Während nur 0,5 Prozent der Jugendlichen im Jahr 2021 E-Zigaretten dampften, waren es ein Jahr später 2,5 Prozent. „Jugendliche konsumieren E-Zigaretten, weil sie besser schmecken und riechen als normale Zigaretten, so wird die Hemmschwelle für den Einstieg gesenkt“, sagt Christiane Heinze. Die Vielfalt der Einweg-E-Zigaretten ist groß: Von Apfel bis Zitrone sind bei den Geschmacksrichtungen keine Grenzen gesetzt, und nicht alle enthalten Nikotin.

Unauffälliger Konsum

Ein weiterer Aspekt ist, dass E-Zigaretten unauffälliger konsumiert werden können, da die Eltern nicht riechen, dass man geraucht hat. „Man muss aber dazu sagen, dass nicht jeder Jugendliche, der die Vape-Pens ausprobiert, auch zum regelmäßigen Raucher wird“, sagt Heinze. Bedenklicher werde es, wenn Jugendliche zu den legalen Dampfsticks mit dem Stoff Hexahydrocannabinol (HHC) greifen, denn Stoffe wie HHC können neben der Gefahr einer Abhängigkeit auch gravierende psychische Nebenwirkungen verursachen.

Jugendhäuser im Kreis sind alarmiert

Auch die Leiterin des Kinder- und Jugendtreffs Weilheim, Evelyn Dobberke, äußert sich besorgt zu diesem Trend – vor allem im Bezug auf E-Zigaretten und Vape-Pens: „Bei den Älteren habe ich zwar nicht den Eindruck, dass sich die Anzahl der Raucher erhöht hat, aber die E-Zigarette wird bei den jüngeren Besuchern, ab 13 Jahren, immer beliebter.“ Beobachtet habe sie, dass die Einweg-E-Zigaretten vor allem jüngere Mädchen ansprechen würden. Die Vape-Pens locken mit vielfältigen Geschmacksvarianten und würden auch durch die bunten Aufmachungen neugierig machen.

Die Beratungsstelle Sucht und Prävention möchte den Jugendlichen mit der Nichtraucher-Kampagne „Be smart – don’t start“, die Folgen des Konsums vor Augen führen. Bei der Aktion können die Klassenstufen sechs bis acht aller Schularten teilnehmen. Den Schülerinnen und Schülern soll ein Anreiz gegeben werden, sich kritisch mit dem Thema auseinanderzusetzen und gar nicht erst zur Zigarette oder Dampfsticks zu greifen.