Die Mitarbeiter des Altenheims kommen in den Genuss von Yoga-Stunden. Foto: Julia Barnerßoi

Yoga und Rückenschule während der Arbeitszeit? In Birkach gibt es das. Mitarbeiter des Nikolaus-Cusanus-Hauses erfahren besondere Zuwendung von ihrem Chef.

Birkach - Auf dem Boden neben der orangefarbenen Gymnastikmatte stehen drei Klangschalen. Im Raum ist es ruhig; nur regelmäßiges Atmen und die sanfte Stimme von Christina Plate sind zu hören. „Und jetzt nehmen wir die Arme nach hinten und beugen uns langsam nach vorn“, weist die Yogalehrerin ihre Schützlinge an. Diese sind männlich wie weiblich und unterschiedlichen Alters.

Eines haben jedoch alle gemeinsam: Sie sind Mitarbeiter des Nikolaus-Cusanus-Hauses. Die Leitung des Alten- und Pflegeheims hat es sich auf die Fahnen geschrieben, mehr für die Mitarbeiter zu tun. Dazu gehört zum Beispiel Yoga während der Arbeitszeit. Doch das ist längst nicht alles.

Rückenschule oder Entspannen im Ruheraum

Neben Kursen wie der Yoga-Einheit oder der Rückenschule und einem Massageangebot, gibt es seit einiger Zeit unter dem Dach der Einrichtung zum Beispiel auch einen Ruheraum mit Liegen zum Entspannen und einer tollen Aussicht. Zudem bekommen die Angestellten Obst und Getränke kostenlos, Mitarbeiterpreise im hauseigenen Café, und die Bibliothek steht ihnen zur Verfügung. Zudem wird neben internen Seminaren und Workshops auch in die Aus- und Weiterbildung investiert.

„Man fragt sich sicher, warum wir das alles tun. Schließlich kostet es auch einen Haufen Geld“, sagt der Hausleiter Nikolai Keller, der seit einem Jahr im Amt ist. „Wir wollen, dass die Mitarbeiter gesund und motiviert sind und dass sie gerne zur Arbeit kommen.“ Immerhin verbringen die 180 Angestellten einen großen Teil des Tages bei der Arbeit. Keller ist es wichtig, dass es den Leuten gut geht.

Der Heimleiter hat einen Hintergedanken

Ganz uneigennützig ist diese Einstellung nach seinen eigenen Worten natürlich nicht. Denn wenn es den Mitarbeitern gut geht, „wird die Arbeit auch besser“. Und es sei nun mal das Ziel der Einrichtung, den Bewohnern eine hohe Qualität zu bieten. Genauso verhalte es sich mit den Fort- und Weiterbildungen. Wenn die Altenpflegehelfer das Examen machen oder sich examiniertes Personal spezialisiert, hebe das das Niveau der Einrichtung.

Im stillen Kämmerlein habe er sich das alles nicht ausgedacht, sagt Keller. Die meisten Ideen wurden im Team entwickelt, und vor allem konnten die Mitarbeiter in einer Umfrage sagen, was sie sich wünschen würden. Noch konkreter für den Einzelnen wird dies in speziellen Mitarbeitergesprächen, die Keller in diesem Jahr mit jedem Angestellten führen will.

Eine gewisse Ungläubigkeit herrscht

Die Reaktionen der Mitarbeiter sind positiv, berichtet Keller. Immer wieder höre er ein Danke. Zu Beginn wollten manche dem Frieden aber nicht ganz trauen. Eine gewisse Ungläubigkeit sei zu spüren gewesen. Inzwischen nutzen die Mitarbeiter die Angebote aber gerne. Nur an eines konnten sich noch nicht alle gewöhnen – dass sich alle Kollegen, wenn möglich, duzen sollen, inklusive Chef. Nikolai Keller liegt das besonders am Herzen. „Jeder hier ist gleich wichtig.“