Geld für das Alter sparen – das wird der niedrigen Zinsen wegen immer schwieriger. Das gilt auch für klassische Vorsorgeprodukte wie Renten- und Lebensversicherungen. Foto: dpa/Stephanie Pilick

Die Garantiezinsen für Lebensversicherungen sind niedrig und werden wohl weiter sinken. Das alarmiert Verbraucherschützer. Sie raten zu alternativen Geldanlagen für die Altersvorsorge.

Stuttgart - Verbraucherschützer raten von einem Abschluss von Lebens- und Rentenversicherungen für die Altersvorsorge ab. „Die Kosten von Renten- und Lebensversicherungen – egal ob staatlich gefördert oder nicht – sind so hoch, dass für Verbraucher keine angemessene Rendite zu erwarten ist“, sagte Niels Nauhauser, Abteilungsleiter Altersvorsorge bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, unserer Zeitung.

Nauhauser betonte, die Versicherungsnehmer bezahlten nicht nur die Abschlussprovision – auch während der Vertragslaufzeit ginge „ein erheblicher Teil“ des Beitrags zur Deckung der Kosten ab. „Wenn aber das Versicherungsunternehmen im Niedrigzinsumfeld kaum mehr etwas verdient, bleibt nach Abzug der Kosten für den Kunden nicht mehr viel übrig“, so Nauhauser. Daran werde sich auch so schnell nichts ändern, schließlich müssten die Lebensversicherungen aufgrund der garantierten Leistungen das Geld ihrer Kunden konservativ anlegen, riskante Anlagen mit potenziell höheren Erträgen seien also tabu. „Die Kosten dagegen sind fix und fallen an, auch wenn die Erträge ausfallen oder minimal sind“, so Nauhauser.

Der Garantiezins wird wahrscheinlich weiter sinken

Hintergrund ist, dass der Garantiezins für Lebensversicherung wohl weiter sinken wird. Die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) hatte im Dezember vorgeschlagen, den Garantiezins ab 1. Januar 2021 für Neuverträge auf 0,5 Prozent festzulegen. Dieser liegt seit 2017 bei 0,9 Prozent. Der Garantiezins ist Teil der für Kunden wichtigen laufenden Verzinsung. In der Vergangenheit ist das Bundesfinanzministerium oft den Vorschlägen der Versicherungsmathematiker der DAV gefolgt. Der DAV-Vorsitzende Guido Bader hatte jüngst appelliert, das Ministerium solle bis Ende Januar Klarheit schaffen, ob, wann und in welcher Höhe es den Garantiezins absenken will, damit sich die Unternehmen darauf einstellen können. Das Ministerium teilte unserer Zeitung mit, dass es bis jetzt noch keine Einschätzung gebe.

Hermann-Josef Tenhagen vom gemeinnützigen Verbraucherportal Finanztip, betonte, dass sich eine Lebensversicherung ohne staatliche Förderung wie Riester oder ohne eine betriebliche Förderung für die Altersvorsorge schon heute nicht lohne. „Das wird durch die Absenkung des Garantiezinses nicht besser. Die Kosten sind zu hoch und falsch verteilt“, so Tenhagen. Alternativen seien Riester-Verträge mit Förderung, „Rürup-Verträge mindestens mit Steuervorteilen oder Betriebsrenten mit einem ordentlichen Zuschuss vom Chef“. Auch eine Beteiligung am Aktienmarkt über weltweite breit gestreute ETF – also Fonds, die die Wertentwicklung wichtiger Aktienindizes abbilden – sei eine gute Möglichkeit bei der langfristigen Geldanlage fürs Alter, so Tenhagen.

Verbraucherschützer fordern bessere Standardprodukte für die Altersvorsorge

Je nach Alter und Lebenssituation müssten sich Verbraucher auch überlegen, ob sie mehr Risiko eingehen wollen, teilte die Verbraucherzentrale Hamburg mit. „Aber wichtig bleibt, dass man in möglichst unterschiedliche Anlagen investiert und immer die Sicherheit im Blick hat. Wir empfehlen eine unabhängige Beratung und Bewertung der Altersvorsorge, wie sie durch uns als Verbraucherzentralen angeboten wird“, sagte Kerstin Becker-Eiselen, Abteilungsleiterin Geldanlage, Altersvorsorge und Versicherungen.

Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg forderte „ein Standardprodukt für die Altersvorsorge, mit dem Verbraucher an der Kapitalmarktentwicklung partizipieren können, ohne dass die Erträge durch horrenden Kosten aufgefressen werden“, wie Nauhauser es formuliert. „Eine Reform der Riester-Rente, wie sie die Finanzlobby ins Spiel gebracht hat, würde nur ein Mehr an staatlichen Subventionen für die Finanzlobby bedeuten und ist für Verbraucher keine Lösung“, so Nauhauser.