So nah, so gut: die Niedernberger Seenplatte mit ihren Sandstränden Foto: Mauritius

Die Niedernberger Seenplatte ist ein lohnendes Ausflugsziel. Wir verraten, was man dort alles machen kann.

Niedernberg - Carlo holt erst mal den Badmintonschläger aus der Tasche. Er ist mit seinem Kumpel Joe an den Strand gekommen. Die beiden spielen mit dem kleinen weißen Ball, bis der Schweiß in Strömen rinnt. Dann nehmen sie Anlauf und rennen über den Sand ins Wasser, um eine Runde abzukühlen und zu schwimmen.

Diese Szene könnte irgendwo in Italien am Meer spielen. Tut sie aber nicht. Der Ort des Geschehens liegt Luftlinie kaum mehr als einen Kilometer neben dem Main. Und das Wasser ist kein Meer, sondern einer von mehreren Baggerseen an der Niedernberger Seenplatte. Sie sind die Hinterlassenschaften des ehemaligen Kiesabbaus in Niedernberg. An diesen Gewässern, mitten im Großraum von Aschaffenburg gelegen, gibt es einen öffentlichen Strand, der Honisch Beach heißt. Er ist ein beliebtes Ausflugsziel, der die Menschen aus der Gegend von Aschaffenburg bis Frankfurt anzieht, aber längst auch schon aus der Region Heilbronn-Franken.

Honisch Beach: Der Name führt zunächst einmal in die Irre. Mit Honig hat er nichts zu tun. In ihm steckt vielmehr einheimischer Dialekt. Denn die alten Niedernberger sagen schon mal anstelle von „habe ich“ dementsprechend „hon isch“. Nachbargemeinden haben den Ortsansässigen deshalb den Spottnamen „Honisch“ angedichtet.

Von vielen Italien-Reisen inspiriert

Überhaupt: Der Niedernberger, als bayerischer Grenzgänger zum nahen Hessen aufgewachsen, hat seine Eigenheiten. Johann Weitz ist so ein Urgewächs. Der Unternehmer, von vielen Italien-Reisen inspiriert, hat die Seenplatte mit dem Bau eines Dorfes am Gewässer maßgeblich geprägt. Nur wenige Meter neben dem öffentlichen Strand steht seine Hotelanlage mitsamt dem dazugehörigen Privatstrand. Obwohl Weitz selbst 18 Jahre dem Gemeinderat der Kommune im Kreis Miltenberg angehörte, ist er im permanenten Streit mit den Kommunalpolitikern. Gegen seine Baupläne „gab es von Anfang an Widerstand“, erzählt er. „Wir haben Neider und Missgünstler“, echauffiert sich der 72-Jährige, und deshalb hat er auf der Piazza ein mannshohes Kunstobjekt aufstellen lassen. „Die Fesseln des Mittelstands“ hat er es genannt, und es zeigt drei Säulen aus Stein, die für den Mittelstand stehen. Die Säulen wiederum sind gefesselt von Eisenketten und Eisenkugeln. Das Kunstwerk sei „der Aufschrei eines typischen deutschen Mittelständlers“ gegen „Bürokratie, Neid und Missgunst mancher Behörden und Politiker“.

Wer im Dorf am See Urlaub macht oder am Honisch Beach einfach ein paar schöne Stunden genießt, bekommt von diesen Kämpfen nichts mit. Er genießt einfach das Gefühl des Badesee-Idylls. Wobei nicht nur Schwimmer, sondern auch andere Wassersportler auf ihre Kosten kommen. Denn der nur durch eine Straße vom Badesee getrennte Silbersee wird von Surfern und Tauchern genutzt. Schreckhaft dürfen die nicht sein: Sie können dort schon mal einem zwei Meter langen Wels begegnen, der satte 85 Kilo auf die Waage bringt. Die Gegend links und rechts des Mains bietet noch mehr. Hier dehnen sich endlose Wälder mit verträumten Tälern und urigen, von endlos langen Hauptstraßen durchzogenen, Dörfern aus.

Spessart und Odenwald umgibt auch heute noch eine mystische Aura. Gemeinsam bilden diese bewaldeten Mittelgebirge – gegenüber dem Main gelegen – das größte zusammenhängende Laubmischwaldgebiet Deutschlands. Wer gerne wandert, begegnet an manchen Tagen kaum einer Menschenseele. Das ist im Sommer am Honisch Beach ausgeschlossen. Da ähnelt das Seenparadies eher einem überfüllten italienischen Strand. Ein Badetuch liegt neben dem anderen. Nur eines ist anders: Statt des Pizzabäckers gibt es ein Barbecue-Lokal.