Das Stichwort heißt „rauchfreie Generation“: Überall in Groningen finden sich Schilder dieser Art. Foto: Campus Groningen

Wenn man Menschen rauchen sieht, animiert das zum Rauchen. Die niederländische Universitätsstadt Groningen geht deshalb einen radikalen Weg. Und das ganz ohne Bußgelder.

Groningen - ,,Ich finde es gut, dass die ganze Stadt Groningen raucherfrei werden soll. Wenn man nicht rauchen darf, dann tut man das auch nicht. Ich auch nicht“, sagt der 21-jährige Student Hans Jan Rispens. Rispens nennt sich selbst einen ,gemäßigten Raucher. „Ich rauche etwa drei Packungen Zigaretten in der Woche. Aber dennoch ist das ein teurer Spaß. Das kostet mich mehr als 20 Euro die Woche.‘‘ Auch deshalb will er den Glimmstengel künftig nicht mehr anzünden. „Ich werde mit dem Rauchen aufhören,‘‘ kündigt er in einem Gespräch mit der Zeitung ,,NRC-Handelsblad‘‘ an.

Er wird wohl sowieso keine Wahl haben, wenn er weiterhin in Groningen leben und studieren will. Denn die nördliche niederländische Großstadt mit knapp 300 000 Einwohnern und 50 000 Studenten die ,,jüngste Stadt der Niederlande‘‘ wie sich Groningen gerne nennt, will die erste völlig rauchfreie Stadt im Königreich der Niederlande werden. Das hat der Groninger Stadtrat mit Mehrheit beschlossen – und nicht nur er allein.

Insgesamt 26 städtische Organisationen haben auf ihrem Territorium und ihren Grundstücken inzwischen ein absolutes Rauchverbot erlassen. Darunter alle Krankenhäuser, die Apotheken, die Universität, die Schulen. In allen öffentlichen Gebäuden gilt sowieso das absolute Rauchverbot. Auf den Terrassen der vielen Kneipen darf auch nicht mehr geraucht werden. Auch nicht auf oder neben Kinderspielplätzen oder in Parks: Fast überall gilt es schon das allgemeine Rauchverbot.

Rauchern droht kein Bußgeld – sie sollen ihr Fehlverhalten einsehen

,,Wenn man Menschen rauchen sieht, dann animiert das zum Rauchen,‘‘ meint Robert van de Graaf, der seit zwei Jahren in seiner Heimatstadt Groningen für eine ,völlig rauchfreie Stadt‘ kämpft. ,,Vor allem Kinder müssen vor dem Rauch und den Rauchern geschützt werden.‘‘ Robert van de Graaf fordert seine Mitbürger dazu auf, alle Raucher anzusprechen, wenn diese es wagen, in der Öffentlichkeit sich noch eine Zigarette anzustecken. Denn wer das allgemeine Rauchverbot nicht beachtet, der wird nicht bestraft. Raucher müssen kein Bußgeld befürchten.

Sie sollen aus freiem Willen heraus soweit gebracht werden, dass sie in der Öffentlichkeit nicht mehr zur Zigarette greifen. Sozialer Druck soll das regeln. Ziel der Anti-Raucher-Initiative in Groningen ist es, eine ,,raucherfreie Generation‘‘ zu erziehen. Entsprechende Poster hängen schon in der Stadt mit der Aufschrift ,,Rookvrije Generatie.‘‘

Die Zahl der Raucher in den Niederlanden sinkt seit Jahren

Groningen, wo unter anderem Wim Duisenberg, der erste Präsident der Europäischen Zentralbank – ein Raucher – sowie der Astronaut Wubbo Okkels studiert haben, will die Avantgarde-City der Nichtraucher werden. Vorbild für das ganze Land, die erste Stadt überhaupt, die völlig rauchfrei sein soll. Andere Städte wie Amsterdam, Rotterdam, Venlo, Nimwegen denken darüber nach, ob sie dem Beispiel Groningens folgen wollen.

Die Zahl der Raucher in den Niederlanden sinkt seit Jahren. Nach Angaben des statistischen Zentralamts raucht derzeit noch fast jeder vierte Niederländer, exakt 23 Prozent der Erwachsenen Niederländer. Vor zehn Jahren steckte sich noch jeder dritte Niederländer einen Glimmstengel zwischen die Lippen. 1990 rauchten noch mehr als 40 Prozent aller Erwachsenen im Land. Unter den Jugendlichen im Alter zwischen zwölf und 16 Jahren, dem Lebensabschnitt in dem für viele die Raucherkarriere beginnt, rauchen nach Angaben des Haager Gesundheitsministeriums noch 17 Prozent der Jungen und 16 Prozent der Mädchen. Stellt sich noch die Frage, ob dann auch bald alle Coffeeshops schließen müssen, wo man sich Marihuana für einen Joint frei kaufen kann.