Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) äußert sich zum Vorschlag, das Recht auf Home-Office gesetzlich zu verankern. Foto: Leif Piechowski/XXX Leif-Henrik Piechowski

Das Recht auf Arbeiten von zu Hause als Gesetz? Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut begrüßt den Vorschlag von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil. Doch es gibt auch Kritik.

Stuttgart - Der Vorschlag von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD), das Recht auf Arbeit von zu Hause aus gesetzlich zu verankern, regt auch in Baden-Württemberg die Diskussion an. „Wir sehen gerade jetzt in der Corona-Krise, dass im Homeoffice sehr viel Potenzial steckt“, sagte Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Heils Ankündigung vom Sonntag greife daher einen wichtigen Aspekt auf. „Es wird aber auf die konkrete Umsetzung ankommen - darüber wird man reden müssen.“

Grundsätzlich sei es sinnvoll, dass die Politik einen verlässlichen Rechtsrahmen für Homeoffice vorgibt, sagte Hoffmeister-Kraut. „Ich denke hier zum Beispiel auch an flexiblere Regelungen bei der Arbeitszeit.“ Man müsse allerdings aufpassen, dass es dabei nicht zu einer Überreglementierung komme. Die betrieblichen Abläufe müssten stimmen und die jeweiligen Umstände des einzelnen Arbeitsplatzes berücksichtigt werden.

Die betrieblichen Abläufe müssen stimmen

Zuvor hatte der Bundestagsabgeordnete und CDU-Arbeitsmarktexperte Peter Weiß sich gegenüber dem SWR gegen ein Recht auf Homeoffice ausgesprochen. „Ich bin dafür, ein Angebot für Homeoffice zu machen - aber ein Recht auf Homeoffice, da habe ich meine großen Schwierigkeiten.“ Arbeitnehmerrechte müssten für alle gleich sein, argumentierte Weiß. „Homeoffice ist für manche machbar, aber in der Pflege, für einen Lkw-Fahrer, für den Straßenbahnschaffner, für den Handwerker nicht.“ Zudem greife man mit einem solchen Schritt in die Arbeitsabläufe von Betrieben ein. „Die eigene Organisation des Betriebes muss immer noch der Betrieb selber machen“, sagte Weiß.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund hingegen begrüßt den Vorstoß. „Corona macht das vermeintlich Unmögliche plötzlich möglich“, sagte Martin Kunzmann, Vorsitzender des DGB Baden-Württemberg, der dpa. „Homeoffice bedeutet mehr Arbeitszeitsouveränität und mehr Selbstbestimmung. Die Zeiten sind passé, in denen Anwesenheit im Büro mehr zählt als das Arbeitsergebnis.“

Zudem erspare die Heimarbeit den Beschäftigten lästige Pendelei. Allerdings dürfe das Homeoffice nicht zu Wildwuchs bei den Arbeitszeiten sowie beim Arbeits- und Gesundheitsschutz führen. „Überlastung, unbezahlte Mehrarbeit und permanente Erreichbarkeit müssen vermieden werden. Sonst wird der gewünschte Fortschritt schnell zu einem Rückschritt“, warnte Kunzmann.