Daniel Ginczek (li.) und Mario Gomez: Der VfB Stuttgart erhofft sich in der Rückrunde mehr Tore von seinen Offensivspielern. Foto: Baumann

13 Tore in 17 Spielen sind zu wenig – entsprechend hat Hannes Wolf die Inhalte des Trainingslagers in La Manga gewichtet. Doch führen die kleinen Modifizierungen zum großen Durchbruch beim VfB Stuttgart?

La Manga - Der La Manga Club ist für den VfB Stuttgart seit Dienstag Vergangenheit. Das Trainingslager ist zu Ende, der Blick geht in die Zukunft. Und die heißt: Berliner Sport-Club. Am Samstag (15.30 Uhr) kommt die Hertha zum Rückrundenstart nach Stuttgart. Und für alle, die mit dem VfB zittern, stellt sich vor dem ungewöhnlich frühen Auftakt vor allem eine Frage: Ist der Aufsteiger in der Offensive nun stärker als in der Vorrunde?

13 Treffer haben die Stuttgarter in 17 Spielen zustande gebracht – und der unterdurchschnittliche Wert ist schnell als Hauptgrund für die lediglich 17 Punkte identifiziert, mit denen der VfB nun in die Rückrunde startet. Viel hat sich seitdem nicht verändert – aber doch Entscheidendes? Eine Analyse:

Das Training

Entsprechend den Erfordernissen hat Hannes Wolf die Inhalte im Trainingslager in La Manga gewichtet. „Wir haben die Situation ausgiebig analysiert und uns Gedanken gemacht“, sagte der Coach zur schwachen Torausbeute. Die Folge waren zahlreiche Übungsformen mit Passstafetten, die zu Abschlüssen führten. Immer wieder stellten Spielformen die Aufgaben der Offensive in den Vordergrund. Schließlich galt es auch, neue Automatismen einzuüben, da es in Mario Gomez einen neuen Fixpunkt im Offensivspiel des VfB gibt.

Auffällig bei all den Varianten: Gomez und Daniel Ginczek standen nie im selben Team. Eine Doppelspitze mit den beiden wuchtigen Angreifern in der Startelf scheint erst einmal unwahrscheinlich. Auch in den Testspielen wechselten sich die beiden Hünen ab. „Wir hatten viele Aktionen in der Box“, lobte Hannes Wolf das Offensivspiel seiner Mannschaft mit vielen Situationen im Strafraum nach dem zweiten Test gegen KV Oostende. In Halbzeit zwei stimmte in der Partie gegen den belgischen Erstligisten (5:2) auch Effektivität: vier Chancen, drei Tore. „Es tut gut, dass wir die herausgespielten Chancen genutzt haben“, sagte Wolf. Ginczek ergänzte: „Sieben Tore in zwei Testspielen – da können wir ein positives Fazit ziehen.“

Das Personal

Mario Gomez, dieser Eindruck verfestigte sich in La Manga, hebt das Niveau des Stuttgarter Offensivspiels deutlich an. „Er hat eine top Qualität und viel Substanz“, sagte Trainer Wolf. Der Neuzugang wurde gleich Teil des Mannschaftsrats und fand schnell in seine Führungsrolle. Dass er neben dem Klassenverbleib mit dem VfB auch ein persönliches Ziel verfolgt (die WM-Teilnahme), wird dem Aufsteiger helfen. Vor allem, weil Gomez weiß, was er dafür tun muss. 2014 verpasste er nach einer missratenen Saison die WM, heute sagt er: „Das war die Talsohle meiner Karriere, hat mich aber auch weitergebracht.“

Neben Gomez legt der VfB viel Hoffnung auf die vollständige Rückkehr von Anastasios Donis und Daniel Ginczek. Letzterer absolvierte nach überstandenem Muskelfaserriss alle Einheiten (ebenso wie die Offensivkräfte Gomez, Berkay Özcan und Chadrac Akolo) und ist wie Donis nahe an einer hundertprozentigen Fitness. Stabilisiert sich Chadrac Akolo körperlich, kann er ebenfalls ein dauerhaft entscheidender Faktor im Offensivspiel werden. Takuma Asano zeigte gute Ansätze aber auch bekannte Schwächen im Abschluss. Unklar sind Stand jetzt zwei Dinge: Der Zeitpunkt eines Comebacks von Carlos Mané. Der Portugiese mischte im Training munter mit, wurde in den Testspielen aber noch geschont und ist für den Rückrundenauftakt kein Thema. Zudem die Antwort auf die Frage nach weiteren Verstärkungen.

Auf „75 Prozent“ bezifferte der Sportvorstand Michael Reschke die Wahrscheinlichkeit, dass der VfB keinen weiteren Spieler mehr verpflichtet. Hannes Wolf dagegen rechnet so: Zwei offensiven Abgängen (Simon Terodde, Josip Brekalo) steht nur ein Zugang ( Gomez) entgegen. Da in der Vorrunde gerade die Angreifer viele Fehltage anhäuften, sagt er: „Der Kader ist grundsätzlich nicht zu groß. Wenn sich vor dem Hintergrund der vielen Verletzungen in der Hinrunde noch Dinge ergeben, die helfen, dann muss man noch mal neu sprechen. Man sollte also nicht dogmatisch die Tür zuschlagen.“ Bis zum 31. Januar bleibt Zeit für weitere Transfers. Für den Fall, auf eine Verletzung reagieren zu müssen, sei man vorbereitet, versicherte Reschke.

Die Taktik

Hannes Wolf sah sich in der Vorrunde oftmals dem Vorwurf ausgesetzt, er agiere zu vorsichtig. Teilweise waren sieben von zehn Feldspielern gelernte Defensivspezialisten. Der Coach konterte mit dem Hinweis auf die Ballgewinne in der Offensive und den zahlreichen Chancen – die eben zu selten genutzt worden seien. Dennoch war das System mit einer Dreier-Abwehrkette und einer defensiven Viererkette davor eher defensiv orientiert. In La Manga ließ Wolf seine Mannschaft auffallend oft ein 4-2-3-1-System üben – mit zwei hoch stehenden Außenverteidigern und einem Christian Gentner, der aus dem zentralen Mittelfeld heraus offensiver agierte als zuletzt. Berkay Özcan ließ sich immer wieder etwas nach links hinten fallen und schaffte so Raum für Anastasios Donis. Eine wahrscheinliche Offensivvariante für den Start gegen Hertha BSC: Donis, Akolo und Özcan hinter Gomez.

VfB Stuttgart - 1. Bundesliga

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