Nicht nur Klopapier ist momentan eine begehrte Ware, auch Leergut wird gehortet – mit Folgen. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Die Regale mit dem Toilettenpapier werden tagtäglich leergekauft, auch Hygieneartikel sind in Zeiten der Corona-Angst gefragt. Aber in den Kellern scheint noch Platz zu sein für Massen von Getränkekisten. Die Branche appelliert bereits lautstark, kein Leergut zu „hamstern“.

Reutlingen - DIn Zeiten der Angst vor dem Coronavirus scheinen die Menschen nicht nur überdurchschnittlich große Sorgen zu haben, in ihren Bädern könnte das Toilettenpapier zu neige gehen. Sie horten nach Einschätzung der Branche auch massenweise Getränkekisten in den Kellern und Kammern.

Verbraucher sollten beim Einkauf das genutzte Leergut bei Mehrweg - Flaschen ebenso wie Kästen - „so bald wie möglich wieder über den Handel zurückzubringen“, fordern nun große Verbände wie der Deutsche Getränke-Einzelhandel, der Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels (GFGH) und der Verband Deutscher Mineralbrunnen in einer gemeinsamen Erklärung. Es gebe aber trotzdem ausreichend Nachschub, versicherten die Branchenvertreter.

Mehrwegsystem gerät sonst durcheinander

„Das Mehrwegsystem ist ein Kreislaufsystem“, sagt GFGH-Sprecher Julian Schwarzat. „Es ist darauf angewiesen, dass Leergut wieder zurückgebracht wird.“ Angespannt sei die Lage derzeit vor allem beim Mineralwasser, wenngleich das System nicht vor dem Kollaps steht, wie er betont. Es gebe keinen Grund, kistenweise Flaschen zu horten.

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„Mehrwegsysteme funktionieren nur, wenn das Leergut auch zurückgegeben wird“, warnt auch Ulrich Lössl, der Geschäftsführer der Bad Dürrheimer Mineralbrunnen Gesellschaft. Der Rücklauf von leeren Kisten sei derzeit wegen der wachsenden privaten Lagerhaltung aber sehr schleppend. „Wir bekommen aus dem Handel immer weniger Leergut zurück.“ Die Bestände nähmen zusehends ab. Der Bad Dürrheimer Mineralbrunnen füllt mehr als 70 Prozent seiner Produkte in Glas-Mehrwegflaschen ab.

Stuttgarter belohnt Kunden, die Leergut zurückbringen

Auch andere Mineralbrunnen in Baden-Württemberg spüren den „Lagerkoller“ der Verbraucher. Die Winkels-Gruppe aus Sachsenheim (Kreis Ludwigsburg) bittet über die sozialen Medien um die Rückgabe leerer Gebinde: „Schaut doch mal in der Küche, im Keller oder der Vorratskammer nach, ob ihr noch Leergut zu Hause habt und bringt es beim nächsten Lebensmitteleinkauf zurück in die Märkte“, fordert sie ihre Kunden auf. Nur so könne eine einwandfreie Warenversorgung in der Corona-Krise gewährleistet werden. Auch der Salvus Mineralbrunnen (Emsdetten/Münsterland) appelliert an die Konsumenten, ausgetrunkene Flaschen und Kisten nicht zu horten.

Der Franken Brunnen (Neustadt/Aisch) verzeichnet nach Angaben einer Unternehmenssprecherin bei manchen Marken über 50 Prozent mehr Absatz als zu normalen Zeiten. „Wenn das so weitergeht, müssen wir uns etwas überlegen“, sagt sie der Deutschen Presse-Agentur. Nicht ausgeschlossen sei zum Beispiel, dass man volle Flaschen nur noch herausgebe, wenn Leergut in derselben Menge abgeliefert werde.

Ein findiger Getränkehändler aus Stuttgart verbindet die Sorge um das Leergut mit dem Run auf das Produkt der Stunde: „Kunden, die bei uns Leergut zurückbringen, bekommen als Belohnung eine Rolle Toilettenpapier“, sagt Hans-Peter Kastner. Er habe gleich eine ganze Ladung von dem begehrten Gut in Krisenzeiten im Internet bestellt.