Die Haierschule in Göppingen-Faurndau wird künftig nur noch eine Grundschule sein. Für die frei werdenden Räume gibt es Pläne, aber noch kein abschließendes Konzept. Foto: Ines Rudel

Weil etliche Haupt- und Werkrealschulen im Laufe der nächsten Jahre auslaufen, werden nicht nur in Göppingen Räume frei. Noch ist nicht überall klar, was mit den sich leerenden oder schon leeren Häusern geschieht.

Region Stuttgart - Es gibt Kommunen, in denen manche Schulen aus allen Nähten platzen, die Container aufstellen müssen, um alle Jungen und Mädchen unterrichten zu können oder die auf der Suche nach Klassenräumen den halben Ort umkrempeln müssen, um auf andere halbwegs geeignete Räumlichkeiten ausweichen zu können. So gesehen, ist es ein „Luxusproblem“, wenn eine Schule plötzlich ausreichend Platz hat, weil sich ihr Profil verändert oder wenn – mangels Nachfrage – ein Teilbereich geschlossen wird.

Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht: Leerstehende Gebäude kosten ebenfalls Geld, verrotten schneller und steigern zudem den Missmut in der Bevölkerung, die ohnehin nur selten einverstanden ist, wenn das lokale Schulangebot ausgedünnt wird. Städte und Gemeinden, die nicht auf den Gemeinschaftsschul-Zug aufspringen konnten – oder wollten – sind also gefordert, eine ebenso adäquate wie sinnvolle Nachnutzung zu gewährleisten. Göppingen steht vor dieser Aufgabe, weil sowohl die Haierschule im Stadtbezirk Faurndau wie auch die Ursenwangschule als Werkrealschulen in den nächsten Jahren auslaufen.

In beiden Fällen bleiben die ansässigen Grundschulen zwar erhalten. In beiden Fällen ist aber noch nicht abschließend geklärt, was mit den frei werdenden Räumlichkeiten geschieht. Für Ursenwang gibt es, wie die städtische Pressestelle mitteilt, „erste Überlegungen, das Gebäude als Bildungshaus weiter zu nutzen“. In diesem Zuge könnte eine Kindertagesstätte an die Grundschule angedockt werden, sofern eine Überprüfung auch im Rahmen der Ortsteilentwicklung ergebe, dass ein Bedarf dafür bestehe.

In Faurndau gibt es weiterhin Gesprächsbedarf

Was die Haierschule angeht, sind die Planungen schon weiter fortgeschritten. Allerdings gefallen diese nicht allen Beteiligten. So gab es vor einigen Wochen im Bezirksbeirat heftige Kritik, nachdem die Göppinger Schulbürgermeisterin Almut Cobet aufgezeigt hatte, was die Stadt vor hat. Demnach sollen im ersten Stock Vereine und die Volkshochschule Platz finden. Außerdem habe die nahegelegene Waldorfschule Interesse, zusätzliche Klassenzimmer anzumieten, hieß es in der Sitzung. Im zweiten Obergeschoss, so hieß es seinerzeit, würde die Göppinger Kunsthalle Räume als Depot nutzen.

Vor allem die SPD schoss scharf zurück und sprach von „zum Teil kuriosen Belegungsplänen“. Man wolle aus der Schule kein Vereinshaus machen und noch weniger nachvollziehbar sei, wenn ein für 80 000 Euro renovierter Physiksaal als Lagerraum für Bilder herhalten müsse. Dieses Vorhaben ist nach den Worten von Ulrich Drechsel, dem Fachbereichsleiter für Schulen und Sport bei der Stadtverwaltung, zwar inzwischen vom Tisch. Die Sozialdemokraten stören sich aber noch viel mehr daran, „dass es keinen Dialog mit der Schulleitung gab und dass von dem Schulkonzept, das uns versprochen wurde, nur ein Gebäudekonzept übrig geblieben ist“.

Ingrid, Stotz, die Rektorin der Haierschule, ist mit den vorgesehenen Veränderungen ebenfalls nicht glücklich: „Ich hätte ein Bildungshaus befürwortet, vielleicht mit einem Kindergarten, um die wichtige Frühförderung zu gewährleisten und eine noch bessere soziale Gruppenarbeit zu ermöglichen.“ Auch sie bedauert, dass man keine gemeinsame Gesamtkonzeption entwickelt habe, sondern dass ihr lediglich Pläne vorgelegt worden seien. „Unter einem ausführlichen Gespräch, wie es angekündigt worden war, verstehe ich jedenfalls etwas anderes“, betont Stotz.

„Finale Nutzung“ für Schule in Kuppingen steht noch aus

Anderorts, nämlich bei der Stadtverwaltung in Herrenberg, wird wegen einem leer stehenden Schulgebäude hingegen immer wieder einmal gesprochen. In der ehemaligen Nachbarschaftswerkrealschule Kuppingen-Oberjesingen-Deckenpfronn wurde bereits vor mehr als drei Jahren der Betrieb eingestellt. Es gab und gibt seitdem einige Zwischenbelegungen, etwa durch ausgelagerte Realschulklassen, was aber betriebstechnisch zu aufwendig gewesen sei, wie Johannes Roller erklärt. Der Leiter des Amtes für Familie, Bildung und Soziales bei der Stadt räumt ein, „dass wir noch keine konkrete Idee für eine finale Nutzung haben“. Zurzeit gebe es Überlegungen, da in Haslach die Grundschule neu gebaut werden müsse, diese für etwa eineinhalb Jahre zu verlagern. Zudem werde geprüft, ob in dem Gebäude übergangsweise eine Kita eingerichtet werden könne. „Konkret ist da aber noch nichts“, stellt er klar.

Andernorts übernehmen andere Schulen

Um zwei bisherige Werkrealschulen (WRS) für die Zukunft zu rüsten, wird im Landkreis Esslingen viel Geld in die Hand genommen. In Kirchheim/Teck entsteht der Rauner-Campus, nachdem die WRS Rauner zur Gemeinschaftsschule geworden ist. Zudem wird auf dem Campus, vermutlich Ende 2019, die Teck-Realschule eine neue Heimat finden. Im Esslinger Stadtteil Pliensauvorstadt wird derweil die Adalbert-Stifter-Schule von einer WRS in eine Modellschule umgewandelt und baulich fit gemacht. An einem Konzept für die neue Schulform arbeitet zurzeit ein Gremium mit Experten aus ganz Deutschland.

Auch im Kreis Ludwigsburg werden frei werdende WRS von anderen Schulen übernommen. In der Barockstadt selbst soll eine WRS aus dem Zentrum an den Stadtrand verlegt werden. Auch über Zusammenlegungen wird diskutiert. Entschieden ist aber noch nichts. In der Ditzinger WRS wird gerade der letzte Jahrgang unterrichtet, danach wird daraus eine Grundschule. In Gerlingen ist die WRS schon ausgelaufen. Das Gebäude wird seither von anderen Schulen genutzt.

In Remshalden-Geradstetten wurde nach etlichen Umbauten aus der WRS eine Realschule gemacht. Diese war zuvor in Grunbach ansässig und ist in den anderen Teilort gezogen. Das dortige Gebäude wird abgerissen und macht einer Wohnsiedlung Platz. Andere auslaufende WRS im Rems-Murr Kreis, in Winnenden-Höfen, Kirchberg, Berglen oder Oppenweiler werden von Grundschulen oder anderen Bildungseinrichtungen genutzt.