Vom Stadtteil Dumbo – Abkürzung für Down Under the Manhattan Bridge Overpass – hat man einen tollen Blick auf Manhattan. Foto: Visum

New York veredelt seine Stadtteile. Die aktuellste Location ist eine Industriebrache am East River

Das Muster ist immer das Gleiche: Billige Mieten locken Studenten und Künstler an, es erwacht ein reges, buntes Stadtteilleben. Doch neben der Lebensqualität steigen auch die Mieten. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es den alten Einwohnern zu teuer wird. Sie ziehen weg. Diesen Aufwertungs- und Verdrängungsprozess kennt man von den Stadtteilen Soho, Meatpacking District und Chelsea. Nun verläuft er in Dumbo, Abkürzung für Down Under the Manhattan Bridge Overpass.

Bis vor wenigen Jahren war die Gegend ein unattraktives Areal. Bewohner hat es hier lange Zeit kaum gegeben. Denn der Flecken liegt zwar sehr verkehrsgünstig direkt am Highway, doch auch im Schatten zweier riesiger Brücken, der Brooklyn und der Manhattan Bridge. Hier lärmt und stinkt nicht nur der Autoverkehr, sondern im Minutentakt überquert auch die blechern ratternde U-Bahn den Fluss. Etwas Fantasie gehört also dazu, um in dem Areal gleich neben Brooklyn eine blühende Zukunft zu erblicken. Der Stadtteil trägt diesem Umstand offensiv Rechnung. Bereits in den 80er und 90er Jahren begeisterten sich Künstler für die ungenutzten Lagerhäuser: riesige Flächen, viel Licht und ein prächtiger Blick auf die Silhouette New Yorks. In dieser Zeit begann auch die auf städtische Entwicklung spezialisierte Immobilien-Firma Two Trees Management, sich für Dumbo zu interessieren.

Wie zuvor schon in Soho unterstützte Two Trees auch hier die künstlerischen Aktivitäten. Ihr Gründer, David Walentas, betreibt mit Dumbo auch ein Liebhaberprojekt. Doch das Projekt soll jetzt auch Gewinne einfahren: Die Künstler haben für ein attraktives Umfeld gesorgt, das nun zahlungskräftige Kundschaft lockt. Das kommt nicht von ungefähr. Denn was hier in den vergangenen drei, vier Jahren entstanden ist, verschlägt einem schon den Atem. Ein Idyll – und ganz bestimmt "das nächste Soho", ist Walentas überzeugt, der darüber die besonders verkehrsgünstige Lage beinahe vergessen macht. An die 500 Ateliers und Galerien sind in Dumbo vermietet. Selbstverständlich ist Starbucks schon hier. Auch etliche, zum Teil sehr gute Restaurants, Musikläden, der von Chelsea herübergezogene Kunstbuchladen Power-House, St. Ann's Warehouse, eine ehemalige Gewürzfabrik, jetzt ein Theater mit rund 600 Sitzplätzen, in dem unlängst auch David Bowie ein Konzert gab. Auch Jacques Torres Chocolate, ein Schokoladenladen in der Water Street, passt sich in seinem Interieur wunderbar dem industriellen Ambiente an. Als ob er hier immer schon seine Süßwaren verkaufen würde. Nichts stört den rauen Schick. Alles sieht nach gutem alten Handwerk aus, überall nur Originale, ehrlich und wertvoll.

Der am Ende der Main Street gelegene und gut besuchte Kinderspielplatz lässt dann vollends an das gerne gescholtene Spießeridyll im Berliner Prenzlauer Berg denken: glückliche Kinder und stolze Eltern. Und am nahen Ufer, das als Teil des Brooklyn Bridge Parks gerade mit viel Aufwand umgestaltet wird, stehen die Hochzeitspaare Schlange und lassen sich vor großstädtischer Kulisse fotografieren. Bäume, grüne Wiesen, liebliche Hügel, ein milde vor sich hinplätschernder East River – und die U-Bahn scheppert über die Köpfe hinweg. Ebenfalls sehenswert: der topsanierte, 1915 erbaute Clocktower, das Zentralstück von Dumbo, wie David Walentas es nennt. Das 16-geschossige Gebäude befindet sich in bestem Zustand, alles ist genau so gewollt, leichte Gebrauchsspuren inklusive. Kein Wunder, gefällt Dumbo mittlerweile nicht nur den Young Urban People, sondern auch arrivierten Künstlern. Unlängst ist etwa der bekannte Theaterregisseur Robert Wilson von seinem Fabrikloft am Hudson in die Washington Street umgezogen – Dumbo als Heimstatt für die alte Avantgarde.

New York

Anreise
Die Fluggesellschaft Delta Airlines fliegt zum Preis von rund 450 Euro von Stuttgart über Amsterdam nach New York zum Flughafen John F. Kennedy (www.delta.com). Seit Juni bietet United Airlines Direktflüge von Stuttgart zum Flughafen Newark (Preis: ab 689 Euro, www.united.com).

Unterkunft
Bei der Brooklyn Bridge liegt das Hotel New York Marriott, 333 Adams Street, Brooklyn; DZ ab etwa 213 Euro pro Nacht, www.marriott.com.

Ausgehen
St. Ann's Warehouse, 38 Water Street, Brooklyn, www.stannswarehouse.org;
Jacques Torres Chocolate, 66 Water Street (zwischen Brooklyn & Manhattan Bridge), Brooklyn, www.mrchocolate.com

Essen und Trinken
Pete's Downtown, 2 Water Street, www.petesdowntown.com;
Water Street Restaurant & Lounge, 66 Water Street; www.waterstreetrestaurant.com
Bubby's Brooklyn, 1 Main Street, www.bubbys.com

Allgemeine Informationen
Offizielle Reise- und Tourismusseite der Vereinigten Staaten: www.discoveramerica.com/de/