Marc Stein im Testspiel gegen den FC Augsburg II: Der erfahrene Abwehrspieler soll das junge Team des VfB II zum Regionalliga-Klassenverbleib führen. Foto: Baumann

Er bringt Bundesligaerfahrung mit und hat eine Vergangenheit beim Stadtrivalen: Abwehrstratege Marc Stein soll Regionalligist VfB Stuttgart II zum Klassenverbleib führen. Wie der Wechsel zustande kam, was er von seinem Team erwartet und was ihn in der Vorbereitung etwas verwunderte, sagt er im Interview.

Stuttgart - Die Bilanz vor der Winterpause war deprimierend. Zwölf Spiele lang blieb der VfB Stuttgart II in der Regionalliga ohne Sieg. Der letzte dreifache Punktgewinn datiert vom 8. September 2018 – damals hatte es ein 3:2 beim FSV Mainz 05 II gegeben. Der Pflichtspielstart 2019 am kommenden Sonntag (14 Uhr/Schlienzstadion) gegen den Tabellen-Neunten SV Elversberg soll für den Tabellen-Drittletzten ein Neubeginn mit zwei frischen Kräften werden. Einer davon ist Marc Stein (33), für den der Auftakt gleich ein Wiedersehen mit einem alten Bekannten bringen wird.

Herr Stein, wie haben Sie sich in Stuttgart eingelebt?

Es war für mich ja wie ein nach Hause kommen. Meine Frau und mein Sohn wohnten schon zu meiner Zeit in Cottbus in Sillenbuch. Ich bin jede Woche heim nach Stuttgart gefahren, oder alle drei, vier Wochen kam meine Familie nach Cottbus.

Und als ehemaliger Kickers-Spieler müssen Sie sich beim VfB keine Frotzeleien anhören?

Ach, das ist jetzt auch schon drei Jahre her. Da waren die meisten meiner jetzigen Mitspieler 14 oder 15 Jahre alt und hatten das alles gar nicht auf dem Schirm.

Mit den Kickers erlebten Sie am 14. Mai 2016 am letzten Spieltag mit dem 0:1 gegen den Chemnitzer FC den Abstieg aus der dritten Liga. War es das schlimmste sportliche Ereignis Ihrer Karriere?

Auf jeden Fall das Traurigste.

Sie hatten nach dem Absturz in die Regionalliga angeboten, unter Umständen beim Verein zu bleiben…

…ja, die Möglichkeit hatte ich angeboten. Aber es kam anders, das hat mit den aktuell handelnden Personen bei den Kickers nichts zu tun. Ich habe mit Präsident Rainer Lorz und Aufsichtsratschef Christian Dinkelacker bis heute ein ordentliches Verhältnis.

Aktuell waren die Blauen kein Thema?

Nein. Der VfB hat mir ein Angebot über zweieinhalb Jahre gemacht, möglicherweise besteht mittel- und langfristig die Möglichkeit Trainerscheine zu machen. Das hat für mich optimal gepasst.

Ihre Aufgabe ist es …

…die jungen Talente zu führen, ihnen Halt zu geben, sie zu unterstützen und weiterzuentwickeln.

Sie waren Kapitän, Führungsspieler, Abwehrchef bei Energie Cottbus. Wie schwierig war es, in der Winterpause aus dem Vertrag zu kommen. Zumal der Club gegen den Abstieg kämpft.

Der Verein kannte meinen Wunsch schon länger. Von Cottbus nach Stuttgart sind es 650 Kilometer. Das Hin- und Herpendeln geht auf Dauer nicht. Ich wollte unbedingt zurück zu meiner Familie, zumal meine Frau und ich im Mai zum zweiten Mal Eltern werden.

Bestimmt wollte man Sie in Cottbus überreden, es bis zum Saisonende durchzuziehen.

Natürlich, es gab sehr viele lange Gespräche. Ich muss mich vor allem bei Trainer Pele Wollitz bedanken. Ich hatte einen sehr guten Draht zu ihm. Und ohne ihn hätte es nicht funktioniert.

Der Wechsel ist für Sie und den VfB eine Win-Win-Situation?

Das würde ich so unterstreichen. Aus meiner Sicht auf jeden Fall.

Wie haben Sie die VfB-II-Mannschaft bisher kennengelernt?

Man sieht, dass viel Potenzial in dem jungen Team steckt, aber es ist auch spürbar, dass einige Spieler noch nicht im Männerfußball angekommen sind. Die jungen Spieler müssen sich selbst noch mehr fordern, manche sind mir einen Tick zu wenig wissbegierig, auch was das Spieltaktische betrifft.

Sie und der zweite Neuzugang, der 31-jährige Benedikt Koep, sollen Hilfestellung geben und das ändern.

Wir sind beide erfahren und bringen Führungsmentalität mit. Gemeinsam mit Lukas Kiefer und Tobias Werner wollen wir helfen, dass sich die Jungen stabilisieren. Es besteht jetzt eine gute Balance in der Mannschaft.

Seit zwölf Spielen ist das Team ohne Sieg. Es steht auf dem drittletzten Platz. Wie groß sind Ihre Zweifel am Klassenverbleib?

Ich habe keine Zweifel am Klassenverbleib. Wie gesagt, die Mischung im Team stimmt jetzt, wir haben viele technisch gute Spieler. Was jetzt entscheidend ist, ist dass wir die Organisation gegen den Ball hinbekommen.

Im ersten Spiel gegen die SV Elversberg geht es gleich gegen Ihren früheren Trainer bei den Kickers, Horst Steffen, zu dem Sie ein enges und vertrauensvolles Verhältnis hatten.

Er freut sich auf das Wiedersehen weniger als ich (lacht). Er hätte sich wahrscheinlich gewünscht, dass ich gegen sein Team noch nicht dabei bin.

In der kommenden Runde könnte es wieder ein Derby VfB II gegen Kickers geben…

…so lange es in der Regionalliga stattfindet, hätte ich nichts dagegen. Aber die Blauen tun sich als großer Verein schwer in der Oberliga. Ich habe ein paar Spiele in der Vorrunde gesehen, der Aufstieg wird nicht einfach. Aber auch wir müssen erst einmal unseren Job machen.

Sie haben Bundesligaerfahrung aus Ihren Stationen bei Hertha BSC und Hansa Rostock. Da es im Sport schon verrücktere Dinge gegeben hat: Könnte es nicht sein, dass Sie beim VfB auch in der ersten Liga noch zum Einsatz kommen?

Das ist nicht vorgesehen. Natürlich würde ich mich freuen, wenn es dazu kommen würde, aber ich verschwende daran keinen Gedanken.

Fotos aus der Karriere von Marc Stein sehen Sie in unserer Bildergalerie