Das Bild täuscht: Nikola Trkulja ist von den Stuttgarter Kickers nicht als Torwart verpflichtet worden, sondern als Mittelfeldspieler. Foto: Baumann

Nikola Trkulja hat einen prominenten Papa und schon einiges erlebt in seiner Fußballerkarriere. Nun will der Mittelfeldspieler beim Fußball-Oberligisten Stuttgarter Kickers noch einmal durchstarten.

Stuttgart - Die einzige Panne gab es für Nikola Trkulja bisher auf der Autobahn. Auf dem Weg von Ulm nach Stuttgart hatte er mit seinem Auto kurz vor Merklingen auf der A8 einen Platten. Die Eltern brachten einen zweiten Wagen – und es reichte zum Testspiel gegen die TSG Backnang immerhin noch zur zweiten Halbzeit.

Bis auf dieses Malheur läuft es für den Neuzugang des Fußball-Oberligisten Stuttgarter Kickers bisher richtig rund. „Die Kickers sind kein Dorfclub, sie sind ein großer Verein“, sagt der 28-Jährige und schwärmt von den professionellen Rahmenbedingungen, den kurzen Wegen auf dem Trainingsgelände und von den Fans. „Selbst bei den Testspielen sind viele da und unterstützen uns“, zeigt er sich überrascht.

Lesen Sie hier: Interview mit Leander Vochatzer

Das war er in den dreieinhalb Jahren zuvor beim TSV Steinbach Haiger nicht gewohnt. Überhaupt passte es beim Regionalligisten zum Schluss nicht mehr viel. Dabei hatte er im Sommer seinen Vertrag noch um zwei Jahre verlängert, doch plötzlich ließ ihn Trainer Adrian Alipour links liegen. „Keiner im Verein hat das verstanden“, wundert sich Trkulja, „aber es war klar, dass es so es nicht weitergehen konnte.“ Lutz Siebrecht, der Sportliche Leiter der Kickers, bekam das Dilemma mit, griff zum Handy, konnte den Mittelfeldspieler überzeugen – und ablösefrei verpflichten. Schon als Siebrecht noch für den SSV Ulm 1846 arbeitete, wollte er Trkulja holen.

Torjäger-Legende Dragan Trkulja

Überhaupt Ulm: Dort wohnt Nikola Trkulja, da hilft er seiner Schwester im Lebensmittelladen für Balkan-Spezialitäten ab und zu mit, dort leben seine Eltern. Vater Dragan war die Torjäger-Legende der Ulmer Spatzen. Der heute 55-Jährige war erst im Alter von 28 Jahren nach Deutschland gekommen und ballerte die Spatzen in die Bundesliga.

Lesen Sie hier: Verdiente Testspielpleite der Kickers

Kein Wunder, dass bei dem bekannten Namen ein gewisser Druck auf dem Filius lastete. „Der Sohn ist noch talentierter als der Papa, hieß es immer“, erinnert sich Nikola. Bis zur C-Jugend kickte er beim SSV, mit 15 ging’s raus aus dem Elternhaus, rein ins Internat zum großen FC Bayern München, wo Toni Kroos sein Zimmernachbar war.

U-17-Meister mit dem FC Bayern

Unter Trainer Stefan Beckenbauer feierte er 2007 die deutsche U-17-Meisterschaft. Später durfte er unter Trainer Jürgen Klinsmann auch bei den Profis mittrainieren. Doch der damalige Sportdirektor Miroslav „Miki“ Stevic lotste ihn in der A-Jugend zu Lokalrivale 1860 München. Nach zwei Jahren ging es weiter zu Roter Stern Belgrad, wo er in der Filiale Sopot aufgrund der Ausländerregel (Trkulja hat einen deutschen Pass) kaum zum Einsatz kam, außerdem hatte der Club Geldprobleme. Es ging zurück nach Ulm. Doch nach eineinhalb Jahren und der Insolvenz des SSV zog er weiter. Der Trainer Tomas Brdaric überzeugte ihn von einem Wechsel zum Nordost-Regionalligist TSG Neustrelitz. Als Ex-VfB-Profi Brdaric beim TSV Steinbach anheuerte, nahm er Trkulja mit, wo er dreieinhalb Jahre am Ball war.

Lesen Sie hier: Interview mit dem Sportlichen Leiter Lutz Siebrecht

Bleibt die Frage: Warum hat es nicht zum Durchbruch ganz nach oben gereicht? „Das Talent war immer da, das Glück nicht immer, aber ich suche die Schuld auch bei mir“, räumt Trkulja ein. Die eine oder andere Enttäuschung zu viel drückte aufs Gemüt. Vielleicht hat das etwas seinen Willen gebrochen. „Möglicherweise hätte auch mein Vater mehr Druck machen sollen, aber er hat sich nie eingemischt“, sagt Trkulja.

210 Regionalligaspiele

Nun folgt der Neustart bei den Blauen. Gute Technik, sauberes Passspiel, Übersicht und Aggressivität im Zweikampf zeichnen den zentralen Mittelfeldmann aus. „Wir haben eine gute Mannschaft, die gute Aufstiegschancen hat“, sagt er und glaubt: „In der Regionalliga würden wir uns sogar leichter tun., weil wir nicht so die Gejagten wären.“ Mit der Erfahrung von 210 Viertligaspielen muss er das ja wissen.

Wir haben Fotos der Winter-Neuzugänge der Stuttgarter Kickers zusammengestellt. Klicken Sie sich durch unsere Bildergalerie!