Gernot Erler, der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, forderte die Zuhörer zu mutigen Entscheidungen a Foto: lem

Der Bundestags-abgeordnete Gernot Erler war Gastredner beim Neujahrsempfang der SPD.

Weilimdorf - Seit 150 Jahren gibt es die SPD, vor 113 Jahren wurde der Ortsverein Weilimdorf gegründet, und zum 19. Mal fand am Montag der Neujahrsempfang der örtlichen SPD im Bezirkrathaus am Löwen-Markt statt. Mit diesem Zahlenspiel begrüßte der SPD-Bezirksbeirat Eberhard Keller die geladenen Gäste des Empfangs.

Gernot Erler, der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, griff den Faden auf und begann seine Rede ebenfalls mit einem Blick auf die Historie der Partei. Er streifte die Namen prägender Sozialdemokraten wie Ernst Reuter, Regine Hildebrandt, Carlo Schmid, Erhard Eppler oder auch Gerhard Schröder. Besonders hob Erler schwäbische Sozialdemokraten wie Kurt Schumacher oder Jakob Weimer hervor, die im Widerstand gegen die Nationalsozialisten aktiv waren. „Ihre Haltung, ihr Mut und ihr überzeugtes Handeln sind ein Anlass, uns zu fragen: Wo ist unsere Haltung, unser Mut und unser überzeugtes Handeln?“, meinte der Abgeordnete.

Er sei tief betroffen, erst in jüngster Vergangenheit erlebt haben zu müssen, dass „die NSU zehn Menschen töten konnte und die Organe, die zuständig gewesen wären, dies zu verhindern, noch nicht einmal in der Lage waren, den Zusammenhang zu erkennen“. Alle müssten sich vornehmen, in diesem Jahr dafür zu sorgen, „dass so etwas nie mehr vorkommt“.

Mut in Sachen Eurokrise

Einen weiteren Appell richtete der Sozialdemokrat an die Zuhörer, Mut in Sachen Eurokrise aufzubringen. Im Jahr 2008 sei deutlich geworden, dass ein Finanzmarkt-Kapitalismus bestehe. „Auch Sozialdemokraten haben dazu beigetragen“, gab Erler unumwunden zu. Prekär sei in seinen Augen, dass zwar Rettungsschirme aufgespannt wurden, sich aber in Bezug auf die Ursachen nichts geändert habe. Er forderte daher, dass künftig auch Banken in Rettungspakete einzahlen müssten. Mut, betonte Erler, sei auch in dieser Angelegenheit vonnöten.

Schließlich kam der Vorsitzende der Historischen Kommission der SPD Baden-Württemberg auf das Thema Energiewende zu sprechen. „Sie hat Deutschland gut getan“, sagte der Abgeordnete. In den vergangenen 13 Jahren seien 380 000 qualifizierte Arbeitsplätze in diesem Bereich geschaffen worden. Mittlerweile werde in Deutschland fast ein Viertel des Stroms aus erneuerbaren Energien bezogen. „Das ist eine beeindruckende Erfolgsgeschichte.“ Deutschland könne hierbei eine Vorbildfunktion für andere Länder einnehmen. Besorgt sei er allerdings, wie die Diskussion derzeit hauptsächlich um den Strompreis kreise. Den Mut, den wir aus unserer Geschichte kennen, müssten wir auch in der Energiewende aufbringen.

Genauer hinschauen

Abschließend sprach Erler über die aktuelle Situation in Mali. „Weltpolitik als Reparaturbetrieb kann nicht funktionieren“, lautete sein Credo. Die Weltöffentlichkeit müsse genauer hinschauen, statt Entwicklungen hinterherzulaufen und dann militärisch zu intervenieren.

Nach der Rede des SPD-Bundestagsabgeordneten nutzte Nicolas Schäfstoß die Gelegenheit, sich vorzustellen. Der Nachfolger von Ute Kumpf wird bei der Bundestagswahl für den Wahlkreis Stuttgart II kandidieren. „Ich möchte Sie einladen, Menschen zu animieren, mit uns in Diskurs zu treten“, sagte der Sozialdemokrat.