Große Neubauvorhaben und Sanierungen beschäftigen die Verwaltung von Weil der Stadt beim Neujahrsempfang. Bürgermeister Christian Walter sparte auch nicht mit Kritik an der Landesverwaltung.
Eine lange Liste von Projekten, die Weil der Stadt in diesem Jahr beschäftigen werden, präsentierten der Bürgermeister Christian Walter und der Erste Beigeordnete Jürgen Katz den rund 450 Gästen in der Stadthalle beim Neujahrsempfang. Walter sparte auch nicht mit Kritik an der Landesverwaltung, sei es in Sachen Strafverfolgung etwa bei Beleidigungen oder der schwierigen Umsetzung von Straßenverkehrsthemen.
Zufrieden zeigte sich Christian Walter mit der Entscheidung des Gemeinderats, die Bevölkerung der Stadt zu den Windkraftanlagen selbst entscheiden zu lassen. So hatten sich knapp 64 Prozent für Windräder auf städtischer Gemarkung ausgesprochen. Infrage kommen Flächen im Norden an der Grenze zu Heimsheim oder westlich Richtung Simmozheim. Die Stadt sucht nun Projektierer. Wann gebaut werde, hänge von vielen Weichenstellungen ab. „Wir gehen davon aus, dass wir bis Ende des Jahrzehnts etwas hinbekommen“, so Walter.
Schulen und Kindergarten
Als ein „Projekt für die nächsten Jahrzehnte“ bezeichnete Jürgen Katz den Neubau des Schulcampus an der Jahnstraße, bei dem alle Schularten an einem Standort Platz finden sollen. Derzeit ist mit der Grundschule der erste Bauabschnitt in Arbeit. Noch in diesem Jahr, im vierten Quartal, rechne man mit dem Baubeginn. Die Fertigstellung sei für 2027 geplant. Ein kleineres Bauvorhaben wird an der Grundschule im Stadtteil Schafhausen realisiert. Um den ab 2026 geltenden Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung erfüllen zu können, wird dort ein Erweiterungsbau errichtet, der bis 2027 fertig sein soll. Das Bebauungsplanverfahren für das neue Kindergartenquartier Kirchenburg in Merklingen soll noch in diesem Frühjahr abgeschlossen werden. Hier seien intensive Abstimmungen mit dem Denkmalamt nötig, so Jürgen Katz. Mit der Fertigstellung sei bis Mitte 2027 zu rechnen.
Großbaustellen im Blick
Ebenfalls in Merklingen stehen weitere Großvorhaben auf der städtischen To-do-Liste. Ein neuer Baubetriebshof, eine laut Jürgen Katz „seit Jahren dringend benötigte Investition“, soll zügig, das heißt bis 2027, umgesetzt werden. Noch in diesem Monat soll der Gemeinderat über das weitere Verfahren beraten. Bereits gearbeitet wird am Rathaus in Merklingen. Das 400 Jahre alte Gebäude wurde bereits vor 20 Jahren saniert, doch das sei „damals nicht glücklich gelaufen“, so Jürgen Katz. Er zeigte auf einer Grafik die Struktur des prachtvollen Fachwerkgebäudes mit der Bemerkung „alles was rot ist, ist dramatisch“.
Ebenfalls eine lange Geschichte hat das Klösterle in der Weiler Innenstadt, dessen zweiter Teil ab dem Jahr 2026 für rund fünf Millionen Euro saniert wird. Bei der Stadt bleiben nach Abzug von umfangreichen Fördermitteln rund 1,2 Millionen Euro hängen, die auf vier Haushaltsjahre verteilt werden sollen. Über die Nutzung des historischen Gebäudekomplexes müsse nun der Gemeinderat beraten.
Kritik an Landesverwaltung
Aktuell ist die Stadt mit zahlreichen Bebauungsplanverfahren und Straßensanierungen beschäftigt. „Beim Thema Verkehr kommt oft viel bei uns an“, so Bürgermeister Walter. Als Beispiel nannte er das häufig demolierte Fußweggeländer an der Heilig-Kreuz-Kapelle. Lkw hätten dort zwar Durchfahrtsverbot, fahren aber trotzdem. Nur ein Umbau des Knotens könne helfen. Das Projekt liege seit 2021 bei der Landesverwaltung, habe dort wohl aber keine Priorität. Auch an einer sicheren Querung der Max-Caspar-Straße in Richtung Gymnasium für Schüler, die mit dem Fahrrad von Merklingen kommen, beiße sich das Land die Zähne aus, so Walter. Schwer tue sich die Landesverwaltung auch mit einem zusätzlichen Zebrastreifen am Kreisverkehr in Merklingen zum Penny-Markt. Der Bürgermeister kritisierte weiter, dass, obwohl das Land „Null Toleranz bei Hass und Hetze“ fordere, Anzeigen der Stadt, etwa wegen Beleidigungen, Sachbeschädigungen und Diebstahls, von der Staatsanwaltschaft mangels öffentlichen Interesses nicht verfolgt würden.
Häugern-Nord
Schließlich nahm sich Christian Walter das Thema Häugern-Nord vor, bei dem es im November zur Vorbereitung des dortigen Neubaugebiets zu einer vor allem von Naturschutzorganisationen umstrittenen Fällung von Bäumen auf den dortigen Streuobstwiesen kam.
Walter schilderte detailliert die Vorgänge, die zu den Baumfällungen führten, die schließlich nach einem Eilantrag des Nabu gegen die Anordnung auf Sofortvollzug per Zwischenverfügung des Verwaltungsgerichtshofs gestoppt wurden.
Walter warf den Naturschutzverbänden Verzögerungstaktik vor und fragte, obwohl es legal sei, ob es aber auch legitim sei, sich grundsätzlich durch alle Instanzen zu klagen und ob es legitim sei, ein demokratisch beschlossenes Projekt mit allen Mitteln blockieren und verhindern zu wollen. Man hoffe nun, dass das Gericht im Januar endgültig entscheidet.
950 Jahre feiern
Auch zu feiern hat Weil der Stadt in diesem Jahr einiges, nämlich die erste urkundliche Erwähnung im Jahr 1075.
Ende Juni gibt es dazu ein großes Stadtfest in der Kernstadt, weitere Veranstaltungen folgen im Juli in Münklingen und Merklingen sowie im Oktober in Hausen.
Bürgermedaillen für drei ehemalige Stadträte
Die Auszeichnung
Die Verleihung der Bürgermedaille sei etwas Besonderes, betonte Bürgermeister Christian Walter beim Neujahrsempfang. Man gehe sparsam damit um. Dieses Jahr bekamen gleich drei um das Gemeinwohl verdiente Bürger diese Auszeichnung.
Martin Buhl
25 Jahre war Buhl aus Weil der Stadt Stadtrat, davon 17 Jahre CDU-Fraktionsvorsitzender. Er war stellvertretender Bürgermeister und Kreisrat. Und er engagiert sich seit Langem als Stadtführer. Mit der Kellerführung hat er ein eigenes Format entwickelt. Außerdem war er viele Jahre bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv, unter anderem zehn Jahre stellvertretender Kommandant der Gesamtwehr Weil der Stadt.
Bernd Laure
Satte 35 Jahre war Laure aus Merklingen Mitglied des Gemeinderats in der Fraktion der Freien Wähler. Er unterstützt tatkräftig viele Vereine und Einrichtungen in Merklingen, etwa die evangelische Kirchengemeinde, hilft bei der Pflege der Wendelinskapelle oder der Errichtung der Ortseingangstafeln. Auch Bernd Laure war lange bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv, unter anderem als Kommandant der Abteilung Merklingen.
Jürgen Widmann
25 Jahre war Widmann aus Schafhausen Stadtrat und zuletzt fünf Jahre Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler. Er hat sich umfangreich bei der Feuerwehr engagiert und war von 2006 bis 2021 Gesamtkommandant der Freiwilligen Feuerwehr Weil der Stadt. Seit 2008 ist er Mitglied der Lenkungsgruppe des Landkreises und übernimmt bei großen, überörtlichen Einsätzen wichtige Positionen in der Einsatzleitung.