Beim Neujahrsempfang in Pleidelsheim blickt Ralf Trettner letztmalig auf ein ereignisreiches Jahr zurück. Im Sommer scheidet er aus dem Schultes-Amt.
Noch siebeneinhalb Monate dauert es, bis Ralf Trettner, der Bürgermeister von Pleidelsheim, aus seinem Amt scheidet. Klar, dass wieder viele Gäste – darunter Politiker, die Pfarrerin, Gemeinderatsmitglieder und Kollegen aus den umliegenden Gemeinden – dabei sein wollten, wenn Trettner zum letzten Mal den Neujahrsempfang gestalten und seine Sicht auf die Geschehnisse im Ort darbieten sollte.
Trettner, in den letzten Zügen seiner dritten Amtszeit, überzeugte dabei ein weiteres Mal die große Schar der Zuhörenden: mit der ihm eigenen Eloquenz, mit spaßigen Randbemerkungen und einem lockeren Auftreten. Dabei verteilte er hier und da sowie spitzbübisch grinsend, freundschaftliche Seitenhiebe: etwa in Richtung Murr. Der Kollege habe es in seinen zwölf Amtsjahren zum ersten Mal geschafft, den Weg nach Pleidelsheim zu finden, ließ Trettner unter aufkeimendem Protest im Saal wissen, um Torsten Bartzsch gleich darauf zu entschuldigen.
Eine Terminkollision ist zu Ende
Termingleich gibt es nämlich in Murr alljährlich das Neujahrskonzert. Ein Grund, der die Gemeinde Pleidelsheim handeln ließ: sie verlegte den Neujahrsempfang um eine Woche nach hinten und gab Bartzsch die Möglichkeit zur Teilnahme. Und so zeigte Ralf Trettner nicht nur seine große Freude über die Anwesenheit vieler Wegbegleiter, sondern auch über die weiterhin konstruktive Zusammenarbeit mit der Jugendmusikschule (JMS) Freiberg/Pleidelsheim, die die Veranstaltung gemeinsam mit der Gemeinde auf die Beine stellt, um die Vielzahl an Informationen und Fakten, die an dem Abend zu hören sind, in einen künstlerisch ansprechenden wie auflockernden Rahmen zu packen.
Die Ballettklasse der JMS ist ein fester Bestandteil im Programm des Neujahrsempfangs. Mit dem Blumenwalzer und einem kleinen Auszug aus Tschaikowskis „Nussknacker“ bekam das Publikum nicht nur sauber einstudierte Choreografien zu sehen, sondern auch die neuen, schneeweißen Tutus, die der JMS Förderverein gespendet hat.
Spritzig und jugendlich charmant erstrahlte das Freizeit-Corps de Ballet mit kessen, roten Glitzerkleidern und jeder Menge strahlender Gesichter, als es den Footloose Mega Mix auf die Bühne brachte. Applaus war den Tänzerinnen sicher. Ebenso dem Ensemble Die junge Sinfonie, das im zweiten Teil des Abend für beste Unterhaltung sorgte. Das Gleiche gilt für das Ensemble der Lehrkräfte. Acht an der Zahl positionierten sich auf der Bühne, um einen wahrhaftigen Leckerbissen zu vertonen: Telemanns Doppelkonzert für Blockflöte, Querflöte und Kammerorchester. Die Musikbeiträge verzauberten die Gäste aufgrund des hohen spielerischen Niveaus und einer Musikalität, die in den Bann zog.
Der Appell, die Demokratie zu stärken
Da musste sich der Bürgermeister schon tüchtig ins Zeug legen, um das Level an Aufmerksamkeit aufrecht zu erhalten. Doch kein Problem für Trettner, der mit der „wichtigsten Wahl für eine Kommune“ startete: der Gemeinderatswahl. Er animierte zudem die Anwesenden, im Februar zur Wahl zu gehen, um die Demokratie zu sichern. Trettner betonte im Verlauf seiner Ausführungen, dass man in Pleidelsheim konstruktiv streiten könne und dabei stets „gute Entscheidungen“ getroffen habe, „weil Verwaltung und Gemeinderat an einem Strang ziehen, und um das Bestmögliche ringen“.
Trettner nutzte die Aufmerksamkeit aber auch, um einer Reihe Menschen und Organisationen am Ort Danke zu sagen. Etwa der Feuerwehr mit ihrem unermüdlichen Einsatzwillen oder Dieter Rohr, dem „Urgestein der Grünen“, das 2024 nach 35 Jahren Adieu sagte. Hausarzt Joachim Koch zog sich nach elf Jahren aus dem Gemeinderat zurück. Trettner dankte ihm wie auch Robert Heister, der 30 Jahre als Bauhofleiter aktiv war.
Trettners Rückblick etwa über Müllsammelaktionen, gemeinsames Fastenbrechen mit der islamischen Gemeinde, sportliche Erfolge oder die finanzielle Unterstützung des GSV und vieles andere mehr markierte wie auch die Vorschau, die ökologische Konzepte gleichermaßen auswies wie Bauprojekte, etwa die neue Kita, die noch in diesem Jahr den Spatenstich erleben soll, Erfolge der Verwaltung wie Nichterledigtes: Etwa im Glasfaserausbau, wo es wenig Fortschritte gebe, man aber mit den Betreibern nach wie vor im Gespräch sei.
„Ein Trauerspiel“ beim Baggersee
Oder das Thema Carsharing, „das leider immer noch auf sich warten lässt“, wie auch der Versuch, die Windkraft im Hardtwald zu etablieren. „Da hat uns der Verband Region Stuttgart einen Strich durch die Rechnung gemacht“. „Ein Trauerspiel“ nannte der Bürgermeister die nicht zur Umsetzung gelangte Sanierung des Baggersees im Landschaftsschutzgebiet, „wo es schon längst keine Nachtreiher mehr gibt“. Eine Aufgabe, die dem Land zufalle. Glücklich zeigte sich Trettner indes darüber: „Der Bewegungspark, bei dessen Planung die Kinder eingebunden waren, ist erfolgreich fertiggestellt. Außerdem: „Beim Hochwasser 2024 ist die Gemeinde nicht abgesoffen.“ Das Hochwassersperrtor, das man vor elf Jahren errichtet habe, habe gute Dienste geleistet. Auch über das nun geklärte Schicksal der Gebäude Hindenburgstraße 10-14, die seit der Insolvenz von Paulus Wohnbau wilden Spekulationen gegenüberstanden, freute sich der Bürgermeister sichtbar. Die ortsansässige Firma Greiner nutzt sie künftig als Bürogebäude.