Beim Neujahrsempfang hat die Weinbaugemeinde Mundelsheim (Kreis Ludwigsburg) alle neu Hinzugezogenen begrüßt und für ihr vielfältiges Vereins- und Gemeindeleben geworben – das die Integration offenbar leicht macht.
Wie Neubürger in das Gemeinde- und Vereinsleben in Mundelsheim integriert werden, hat Bürgermeister Boris Seitz gemeinsam mit den Vereinen am Sonntag beim Neujahrsempfang im Bürgerhaus vorgemacht. Ob Musikkapelle, Landfrauen, Schach- oder Sportschützenverein, Liederkranz, Feuerwehr, Rettungsschwimmer, Sportfreunde, Fördervereine von Schule oder Sport, CVJM, Handball oder Turnverein: hier findet jeder etwas für seinen Geschmack. Auch Pfarrer Christopher Reichert oder das Schulleitungsteam mit Claudia Schäuffele und Tobias Mutz brechen das Eis und gehen auf die Neuen zu und reichen ihnen die Hand. In den vergangenen sechs Jahren ist ihre Schülerschar auf 200 angewachsen und hat sich damit nahezu verdoppelt.
Das Deutsche Rote Kreuz darf da nicht fehlen und ehrte zwölf Blutspender für zehn, 25, 50 und 75 Blutspenden. Und um den zugezogenen Mitmenschen den ersten Schritt leichter zu machen, haben sich auch alle Vereine vorgestellt und für ihre Aktivitäten geworben. Das scheint zu funktionieren. So hat allein der Turnverein 950 Mitglieder. Damit ist fast jeder dritte Mundelsheimer allein mit diesem Verein verbandelt, von den vielen anderen attraktiven Vereinen und deren Angeboten ganz zu schweigen.
Schon seit Jahrzehnten gelingt es offenbar den alteingesessenen Mundelsheimern, die Neuen in ihr lebendiges Miteinander im Ort einzubinden. Da werden dann aus Fremden schnell Freunde, denn gemeinsame Interessen verbinden. Wenn allein schon ein Geschichtsverein drei Bücher über die Ortsgeschichte herausgegeben hat, ist das vielleicht ein Indiz, wie engagiert sich hier die Menschen seit 25 Jahren für die Gemeinschaft und das Miteinander einsetzen.
Der Bürgermeister wirbt um Geduld
In seiner Rede warb Bürgermeister Boris Seitz zudem für den das Ortsbild prägenden Weinbau: „Wenn wieder einmal ein Schlepper vor Ihnen herfährt, haben Sie halt Geduld“, so Seitz, denn Mundelsheim sei ja schon historisch geprägt durch Weinbau sowie das Handwerk der Wagner und Fassküfer.
Was dann durch die Begegnungen in den Vereinen noch nicht entsteht, lösen die Kontakte bei den vielen Festen im Ort. „Mein Gott, können die feiern“, sagte einer der eingeladenen Neubürger. „Wir haben halt ein reges Vereinsleben“, sagte hingegen Bürgermeister Seitz mit schwäbischen Understatement dazu.
Doch auch Mundelsheim plagen Sorgen, wie Boris Seitz am Weinbau verdeutlichte. In den vergangenen beiden Jahren habe sich die Lage dramatisch entwickelt. Steillagen werden aufgegeben und verwildern. Selbst ein 50 000-Euro-Fördertopf zur Staffel- und Mauersanierung wurde bisher nur von sechs Weingärtnern genutzt. „Vielleicht fehlt mir die Fantasie, doch ich könnte mir keine andere Nutzung der Hänge vorstellen“, bedauert Seitz die zunehmende Anzahl verbuschender Hänge.
Das Hochwasser verlief glimpflich für die Gemeinde
Unschön war auch, dass im Januar 2024 ein Lastkraftwagen den Torbogen rammte und das historische Gebäude schwer beschädigte. Zu leiden hatte die Kommune von Februar bis November zudem durch die Wasser- und Kanalsanierung im gesamten Ortsgebiet. „Das Hochwasser im Juni verlief glimpflich, weil wir im Oberwasser liegen und es sich nur um ein kleines Hochwasserereignis gehandelt hat“, erklärte Seitz, um dabei aber auch auf die latente Gefahr durch den Neckar hinzuweisen. Erfreulich: „Durch Fotovoltaik auf gemeindeeigenen Dächern sind wir zwischenzeitlich meist die Hälfte des Tages energieautark“, sagte der Bürgermeister.
Wie Mundelsheim feiert, scheint sich übrigens selbst bis nach Frankreich in die Savoyer Alpen herumgesprochen zu haben. Gleich 150 Freunde aus der Partnerstadt aus La Motte-Servolex kommen mit zwei Omnibussen und zelebrieren gemeinsam das Jubiläum ihrer grenzüberschreitenden Freundschaft.