Bundespräsident Joachim Gauck und Lebensgefährtin Daniela Schadt haben 60 Bürger ins Schloss Bellevue eingeladen, darunter Alfred Kiess (Mitte). Foto: Bundesregierung/Stefan Kugler

Alfred Kiess von der Schreinerei Kiess ist für sein ehrenamtliches Engagement geehrt worden. Kiess organisierte 1979 beispielsweise die erste Stuttgarter Lehrlingsbörse, über die sogar im ZDF berichtet wurde.

Fasanenhof/Berlin - Alfred Kiess staunte nicht schlecht, als er eines Morgens Post vom Bundespräsidialamt in Berlin aus seinem Briefkasten fischte. „Es war eine Riesenüberraschung, mit so etwas hätte ich niemals gerechnet“, berichtet der Senior-Chef der Firma Kiess Innenausbau, die ihren Sitz auf dem Fasanenhof hat. Mit 59 weiteren Männern und Frauen war Alfred Kiess von Bundespräsident Joachim Gauck und seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt zum Neujahrsempfang ins Schloss Bellevue eingeladen worden, wo Gauck seine Gäste für ihr ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet hat.

Alternativprogramm für die Partner

Alfred Kiess machte sich, begleitet von seiner Frau, als einer von vier Bürgern aus Baden-Württemberg auf den Weg in die Bundeshauptstadt. „Wir waren dort zwei Tage lang“, berichtet der Möhringer Unternehmer. Während auf die Partner der von Gauck eingeladenen Besucher ein separates Programm wartete – unter anderem eine Führung durch den Bundestag – bereiteten sich Kiess und seine Mitstreiter auf den Empfang vor. „Es gab sogar einen Probelauf“, erzählt Kiess. Beim Empfang selbst marschierten sie in alphabetischer Reihenfolge zur Begrüßung. „Per Lautsprecher wurde angekündigt, um wen es sich handelt und wie sich derjenige verdient gemacht hat“, sagt Kiess.

Im Fall von Kiess waren das unter anderem die Bemühungen um Städtepartnerschaften im geteilten Deutschland in den 80er-Jahren, die Organisation der ersten Lehrlingsbörse in Stuttgart 1979 und den Einsatz für die Olgäle Stiftung. In den 80er- Jahren hatte er nach einer Möglichkeit gesucht, eine Verbindung zwischen den Jugendlichen in Ost und West zu bauen. Über die Lehrlingsbörse in Stuttgart berichtete 1979 sogar bundesweit das ZDF. „Die Aufzeichnung habe ich noch heute“, berichtet Kiess. Die Börse fand in ganz Deutschland Nachahmer. Seine Beweggründe damals schildert er so: „Es war schwer, junge Leute für das Handwerk zu gewinnen, obwohl die Jahrgänge stark waren.“ Kurzerhand trommelte er das Arbeitsamt und die Handwerkskammer zusammen und stellte seine Werkstatt zur Verfügung.

Einladung auf den Fasanenhof

Die wird freilich immer noch zweckentfremdet, nämlich dann, wenn Kiess einmal im Jahr unter der Überschrift „Comedy und Kunst zwischen Hobelbänken“ mit den Geschäftsführern Tilo Kiess – der Sohn von Alfred Kiess – und Wolfgang Rosskopf Geld für die Olgäle Stiftung sammelt. Für dieses Jahr konnte Kiess die Gruppe Backblech gewinnen. Und beim Mittagessen im Schloss Bellevue hat der Unternehmer allen Mut zusammengenommen und seine Tischnachbarin Daniela Schadt mitsamt ihrem Lebensgefährten auf den Fasanenhof eingeladen. „Die Reaktion von Frau Schadt hat mir sehr gut gefallen“, sagt Kiess. Sie habe geantwortet, dass ihr Theaterveranstaltungen gut gefielen und ihn mit einer Assistentin bekannt gemacht, der Kiess kürzlich die schriftliche Einladung hat zukommen lassen.