Trottwar bietet auch alternative Stadtführungen in der Innenstadt an. Foto: Archiv/ Ralf Recklies

Beim Neujahrsempfang der SPD-Stuttgart-Süd-Kaltental im Generationenhaus Heslach stellt sich die Straßenzeitung „Trott-war“ vor.

S-Süd - Die Menschen beteiligen, anstatt sie nur zu versorgen oder abzuspeisen – das ist das Ziel der Stuttgarter Straßenzeitung „Trott-war“. Für die Verkäufer sei das Projekt aber noch viel mehr, sagt Geschäftsführer und Verlagsleiter Helmut Schmid. „Für die Verkäufer ist ‚Trott-war’ Familie. Ihre größte Sorge ist, dass es die Zeitung vielleicht irgendwann nicht mehr geben wird.“

Seit dem Jahr 1994 existiert die Straßenzeitung, die von Obdachlosen und Bedürftigen in Stuttgart verkauft wird. Was zudem hinter dem Projekt „Trott-war“ steckt, haben Geschäftsführer Schmid sowie Vorstandssprecher Bertram Scheufele und Verkäufersprecher Thomas Schuler beim Neujahrsempfang der SPD-Ortsgruppe Stuttgart-Süd-Kaltental vorgestellt.

Manche Verkäufer haben inzwischen eine feste Anstellung

Trott-war sei nicht nur eine Straßenzeitung, die von Obdachlosen und Bedürftigen verkauft werde. Dahinter verberge sich noch ein größeres Projekt, erklärte Scheufele den rund 60 Gästen beim Neujahrsempfang im Generationenhaus Heslach. Derzeit koste die Zeitung 2,10 Euro. Die Hälfte davon dürfe der Verkäufer behalten. Für einige sei dies ein kleines Zubrot, ein eigenes Einkommen. Einige Verkäufer habe „Trott-war“ sogar sozialversicherungspflichtig angestellt, sagte Bertram Scheufele, der Professor im Fachgebiet Kommunikationswissenschaft an der Universität Hohenheim ist. Im vergangenen November ist sein Buch „Wenn wir Trott-war nicht hätten: Eine Untersuchung zum Verkauf von Straßenzeitungen zwischen Job und Empowerment“ erschienen.

Der Verein stemmt viele Projekte

Empowerment, das bedeute, den Menschen zu helfen, ihre eigene Stärke wiederzufinden und ihr eigenen Fähigkeiten zu entwickeln. Auch inhaltlich setzt sich „Trott-war“ mit Benachteiligung, Armut und sozialen Themen auseinander. „Trott-war gibt auch all denen eine Stimme,die sonst keine haben“, betonte Scheufele.

Längst hat der Verein aber außer der Straßenzeitung auch einige andere Projekte initiiert, weitere sind laut Scheufele in Planung. Die alternativen Stadtführungen, ein Theater oder das Pfandprojekt am Stuttgarter Flughaben zum Beispiel gibt es bereits schon. In Planung ist ein Kunstprojekt für Verkäufer, die künstlerisch begabt sind. Sie sollen die Chance haben, ihre Arbeiten der Öffentlichkeit zu präsentieren, so Scheufele.

Willkommen im Stuttgarter Süden

Auch die Flüchtlinge müssen integriert werden

Viele bedürftige oder obdachlose Menschen haben durch „Trott-war“ wieder ein Stück Lebensqualität gefunden. Wichtig war der SPD bei ihrem Neujahrsempfang aber auch, dass andere Menschen am Rande der Gesellschaft nicht vergessen werden – etwa all die neuen Flüchtlinge in Stuttgart. Rund 250 leben derzeit im Süden, sagte Martin Schäfer, Vorsitzender der Ortsgruppe. „Ihr Schicksal verwebt sich dadurch mit unserem, besonders auch durch das neue Wohnheim in der Böblinger Straße“, ergänzte er. Einige Bewohner, die aus Eritrea stammen, hatten am Freitagabend ihren Weg ins Generationenhaus gefunden, denn sie zeichneten für das musikalische Rahmenprogramm verantwortlich.

Die Unterstützung für die Flüchtlinge im Süden hält auch Betreuungsstadtrat Udo Lutz für eine wichtige Aufgabe. Denn: „Willkommenskultur steht nicht nur auf dem Papier, sondern im Herzen“, betonte der Stadtrat. Er habe aber den Eindruck, dass dies im Süden bereits sehr gut funktioniere. „Das freut mich sehr“, sagte er.