In Gerlingen will man laut Oestringer „weiter auf Sicht fahren“. Foto: Simon Granville

Bürgermeister Dirk Oestringer mahnt beim Gerlinger Neujahrsempfang – trotz finanzieller Stabilität der Stadt – zur Umsicht.

„Freiheit ist das Einzige was zählt“, lautet der letzte Vers von Marius Müller-Westernhagens Song „Freiheit“. Die Chorvereinigung Gerlingen sang ihn gefühlvoll beim Neujahrsempfang 2025 der Stadt Gerlingen, Schals in den Farben des Regenbogens umgelegt. „Machen Sie am 23. Februar von Ihrem Wahlrecht Gebrauch!“, appellierte anschließend Bürgermeister Dirk Oestringer in seiner Neujahrsrede. Oestringer holte weit aus und sprach über Transformation und tiefgreifenden Wandel in global wie lokal stürmischen Zeiten.

 

Zwar sei die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Stadt Gerlingen entgegen des Trends nach fünf schwierigen Jahren wieder besser, Maßnahmen der städtischen Haushaltskonsolidierung wirkten. Man profitiere von Gerlinger Unternehmen, die robust im Markt aufgestellt seien. „Die Rettungswesten lassen wir dennoch an, fahren weiter auf Sicht“ – etwa im Hinblick auf globale Klimaentwicklungen, demografischen Wandel, Kriege in der Ukraine und in Nahost, Transformation der Automobilindustrie zur Elektromobilität und Stellenstreichungen.

Es fehlen 1000 Gerlinger

„Stichwort Zensus 2022“, griff Oestringer ein Thema auf, das die Stadtkasse belastet: Eine halbe Million Euro fehlten aufgrund der gesunkenen Einwohnerzahl: 18 657 habe das statistische Zensusverfahren nachträglich für 2022 für Gerlingen hervorgebracht, etwa 1000 Einwohner weniger als im fortgeschriebenen Zensus von 2011. Mit anderen Kommunen habe man nun eine Überprüfung des Ergebnisses angestoßen und Widerspruch beim Statistischen Landesamt eingelegt. Die steigende Kreisumlage – vor allem ob des großen Defizits der Kreiskliniken – wirke sich mit rund 1,5 Millionen Euro belastend auf den städtischen Haushalt aus.

Auch der Fachkräftemangel plage: „Im öffentlichen Dienst können langfristig zahlreiche Stellen nicht mehr besetzt werden.“ Die Stadt Gerlingen versuche als attraktive Arbeitgeberin ein positives Betriebsklima zu fördern, etwa mit gemeinsamem bezuschussten Mittagessen im Rathaus und im Baubetriebshof. Um Nachwuchskräfte zu akquirieren, veranstalte man am 20. Februar die fünfte Ausbildungs- und Studienbörse.

Viel passiere im Bereich Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, sagte Oestringer und zählte zahlreiche Modernisierungs- und Straßensanierungsmaßnahmen auf: vom barrierefreien Umbau von Bushaltestellen bis zum Neubaugebiet Bruhweg II, von der Generalsanierung des denkmalgeschützten Alten Rathauses, zur Sanierung der Kämmerei im Neuen Rathaus, vom Stadtmuseum zur Sportstättenkonzeption. Besonders betonte er das Sanierungsprogramm der Pestalozzi-Schule, die fortschreitende Digitalisierung der Schulen dank des „Digital-Pakts“, das „Virtuelle Bauamt“ (ViBa) und im Bürgerbüro das Selbstbedienungsterminal „Point ID“, für Passfotos vor Ort.

Der Radverkehr soll weiter gestärkt werden

In Sachen Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Mobilitätskonzept und Fairen Handel zählte er die Kommunale Wärmeplanung auf, zu der es bald eine Bürgerinformationsveranstaltung gebe, das Hitzeportal, zwei weitere Trinkwasserbrunnen, den Bachlauf entlang des Rathauses, die Rezertifizierung Gerlingens als Fairtrade-Town, den Ausbau der E-Ladeinfrastruktur und dass ein Mobilitätsmanager eingestellt wurde. Die Aktion Stadtradeln und der weitere Ausbau des Radnetzes und die Ertüchtigung der Radinfrastruktur sei wesentlicher Baustein im Mobilitätskonzept.