Susanne Eisenmann sieht eine Brutalisierung der politischen Debatte. Beim Neujahrsempfang der CDU-Ratsfraktion brachte sie es auf den Nenner: „Mehr Kehlkopf, weniger Kopf.“ Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Beim Neujahrsempfang der Stuttgarter CDU-Ratsfraktion war die im Herbst anstehende OB-Wahl das zentrale Thema – hinter den Kulissen. Im Vordergrund stand eine Podiumsdiskussion um die Verrohung der politischen Auseinandersetzung.

Stuttgart - Die Stuttgarter CDU ist trotz der immer noch ungeklärten Kandidatenfrage optimistisch, die im Herbst anstehenden Oberbürgermeisterwahlen gewinnen zu können. Das wurde beim Neujahrsempfang der Unionsfraktion am Dienstagabend im Stuttgarter Rathaus deutlich. Das Schaulaufen der öffentlich gehandelten OB-Bewerber blieb allerdings aus: Lediglich der als Mitfavorit geltenden Backnanger Rathauschef Frank Nopper nebst Gattin nutzte die Gelegenheit, sich der CDU-Basis und den geladenen Gästen im Großen Saal des Rathauses zu zeigen. Laut Fraktionschef Alexander Kotz habe das aber nichts mit der im März bevorstehenden Kandidatenkür zu tun: „Herr Nopper war schon in den vergangenen Jahren immer auf der Einladungsliste. Und wir haben keinen Grund gesehen, diese zu verändern.“

Kreischef Kaufmann will am Fahrplan zur OB-Kandidatennominierung festhalten

Wer also auf eine Vorentscheidung gehofft hatte, mit welchem Kandidaten die CDU im November ins Rennen gehen wird, wurde enttäuscht. Auch der Kreischef und Bundestagsabgeordnete Stefan Kaufmann, dem weiterhin eigene Ambitionen auf eine Kandidatur nachgesagt werden, umschiffte in seinem Grußwort eine klare Ansage. Er werde „in welcher Rolle auch immer“ alles dafür tun, dass die CDU die OB-Wahl für sich entscheide, so Kaufmann. Am Fahrplan, den Kandidaten auf einem Nominierungsparteitag am 21. März zu bestimmen, werde sich nichts ändern. In der vergangenen Woche war durchgesickert, dass die parteiinterne Findungskommission nun vertiefte Gespräche mit fünf OB aus der Region und dem Land führen will, was faktisch eine Ausbootung der drei Stuttgarter Interessenten Kaufmann, Kotz und der Bundestagsabgeordneten Karin Maag bedeutet. Kaufmann hatte sich über den Beschluss verwundert gezeigt.

Vor dem Hintergrund der OB- und der darauffolgenden Landtagswahl debattierten die CDU-Spitzenkandidatin und Kultusministerin Susanne Eisenmann, die Sprecherin der Israelitischen Religionsgemeinschaft Barabara Traub und der Schülersprecher des Geschwister-Scholl-Gymnasiums, David Asche, darüber, wie sich die Diskussionskultur unter dem Einfluss der sozialen und „asozialen Medien“ (Moderator Wolfgang Molitor, stellvertretender Chefredakteur der Stuttgarter Nachrichten) verändert habe. Die Diskutanten waren sich einig; Es gebe mehr Tabubrüche, die Debatten seien brutaler geworden. „Viel Kehlkopf und wenig Kopf“, brachte es Eisenmann auf den Punkt.