Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat sich gegen den aufkommenden Nationalismus in Europa gewandt Foto: dpa

Beim Neujahrsempfang der grün-schwarzen Landesregierung hat sich Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) gegen den aufkommenden Nationalismus in Europa gewandt.

Stuttgart - Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat sich gegen den aufkommenden Nationalismus in Europa gewandt. Beim Neujahrsempfang der grün-schwarzen Landesregierung am Freitag in Stuttgart räumte er zwar ein, dass es Probleme in Europa gebe und die Herausforderungen groß seien. „Doch dass ausgerechnet der Nationalismus die Lösung für diese Probleme sein soll, das wäre noch vor wenigen Jahrzehnten jedem in Europa als völlig abwegig vorgekommen“, sagte er laut vorab verbreiteter Mitteilung.

Die Probleme mit Nationalismus kurieren zu wollen, sei so schlau, wie ein gebrochenes Bein mit Salzsäure zu behandeln. Besorgt zeigte er sich angesichts der Entwicklung in Großbritannien, das die Europäische Union voraussichtlich am 29. März verlassen wird. „Großbritannien ist einer unserer wichtigsten Handelspartner. Gerade die Automobilindustrie ist stark mit Großbritannien verflochten.“ In Baden-Württemberg sind unter anderem Daimler und Porsche zu Hause.

Rund 700 Gäste im Neuen Schloss

Die britische Premierministerin Theresa May hatte mit der EU ein Austrittsabkommen ausgehandelt. Das britische Unterhaus verweigerte ihr allerdings die Gefolgschaft und lehnte den Vertrag mit großer Mehrheit ab. Kretschmann sagte, die Folgen eines ungeregelten Brexits wären gravierend. „Und deshalb darf das Ganze jetzt nicht an ein paar Wochen scheitern. Etwas mehr Zeit für die Briten wäre sinnvoll.“

Zu dem Neujahrsempfang hatte die Landesregierung rund 700 Gäste ins Neue Schloss nach Stuttgart eingeladen, die sich in besonderer Weise um den europäischen Gedanken verdient gemacht haben. Darunter waren auch die zufällig ausgewählten Bürger, die in der Veranstaltungsreihe „Europadialog“ der Regierung ihre Meinungen kundgetan hatten. Die Ergebnisse flossen in ein neues Europa-Leitbild der Landesregierung ein, das an diesem Montag in Brüssel an den Präsidenten der Europäischen Union, Jean-Claude Juncker, übergeben werden soll.