Es wird noch dauern, bis die S-Bahn die Kurve nach Neuhausen nimmt. Foto: /Horst Rudel

Voraussichtlich erst 2028 werden vier Kilometer neue Gleise von Bernhausen nach Neuhausen gelegt sein. Es wird eine erhebliche Kostensteigerung befürchtet.

Der Ausbau der S-Bahn-Linie 2 von Filderstadt-Bernhausen nach Neuhausen verzögert sich erneut. Er steht damit in einer Reihe sowohl zeitlich wie finanziell deutlich zu optimistisch kalkulierter Schienenprojekte wie Stuttgart 21 und der Stadtbahnbau zum Flughafen (U 6). Eigentlich sollte die nur vier Kilometer messende Verlängerung der Schnellbahn nach Neuhausen bereits seit 2019 in Betrieb sein, gemeinsam mit der U 6, das hatte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) bei der Einweihung der Stadtbahnstrecke Mitte Dezember 2021 kritisch angemerkt. Der Stadtbahnast kostete 130 statt geplanter 70 Millionen Euro.

Noch keine neue Kalkulation

Ähnliche Sprünge gibt es bei der S 2. Sie liegt inzwischen bei 209 Millionen Euro, das ist allerdings der Stand von Anfang 2020. Eine neue Kalkulation wollten die Planer der Stuttgart Straßenbahnen AG (SSB) am Mittwoch vor dem Verkehrsausschuss des Verbands Region Stuttgart (VRS) nicht nennen. Sie wollen die Ausschreibungsergebnisse für Bauleistungen abwarten. Bisherige Annahmen zu Baupreissteigerungen seien jedenfalls überholt.

FDP-Regionalrat Hans-Dieter Scheerer schlug den SSB-Vertretern in der Sitzung mit einiger Penetranz die Wette vor, dass das Projekt „mehr als 300 Millionen Euro“ kosten werde. Doch die Planer ließen sicht nicht provozieren. Regionalpräsident Thomas Bopp (CDU) rügte Scheerer. „Mutmaßungen über 300 Millionen Euro in öffentlicher Sitzung sind nicht klug“, sagte er. Bisher gibt es für die neue Schienenstrecke keine Freigabe durch das Regierungspräsidium (RP), der Planfeststellungsbeschluss verzögert sich laut SSB, weil die Behörde die Bearbeitung der Planungen für Stuttgart 21 am Flughafen (Gäubahnanschluss) priorisierte und es im RP Personalwechsel gab. Die geplante Inbetriebnahme 2026 ist nicht mehr erreichbar, Mai 2028 gilt als neuer Termin, der mit Gegenmaßnahmen noch auf 2027 vorgezogen werden soll. Der VRS-Ausschuss beschloss dazu (gegen die Stimmen der FDP), Arbeiten wie die Umsiedlung von Eidechsen, den Abriss von Gebäuden, Leitungsverlegungen und Baumfällungen bereits vor der Genehmigung anzugehen und gab dazu zwei Millionen Euro vorab frei. Der endgültige Baubeschluss für das Gesamtprojekt mit dann aktuellen Koten soll vor der Sommerpause erfolgen. Einziger Lichtblick dabei: Die Zusage des Bundes zur Kofinanzierung liegt laut VRS-Infrastrukturdirektor Jürgen Wurmthaler inzwischen vor.

Warten auf die Freigabe

Bis zur nächsten Verbesserung des Nahverkehrs müssen dessen Nutzer aber nicht bis 2028 warten. So wird es zum Fahrplanwechsel Ende 2022 an Samstagen den Viertelstundentakt durchgängig von 8.30 bis 20.30 Uhr und 13 neue Zugpaare der Express S-Bahn S 62 (Halbstundentakt) zwischen Weil der Stadt und Zuffenhausen geben. Den ersten Schritt der Taktverdichtung ging der Regionalverband bereits im Dezember 2021.

Studie zur Schusterbahn

Aus Kostengründen zurückgestellt wurde auf Drängen der CDU das Schließen von Taktlücken auf der S 1 zwischen Böblingen und Herrenberg mit S-Bahnen, die zwischen diesen Städten keine Halte bedienen sollen. Die 500 000 Euro dafür seien „nicht bestmöglich investiertes Geld“, Herrenberg sei bereits sehr gut angebunden, sagte Rainer Ganske (CDU), zumal von dort aus auch ein Regionalexpress ohne Zwischenhalt fahre. die Grünen konnten sich mit ihrer Argumentation, mit der Express-S-Bahn werde auch die Ammertalbahn besser bedient, nicht durchsetzen. Mehr Personenzüge will der Verband auf der Schusterbahn zwischen Untertürkheim und Kornwestheim einsetzen, dazu soll es nun eine Machbarkeitsstudie geben. Das Land gibt dafür 100 000 Euro, was bereits drei Viertel der Kosten abdeckt.