Geht es nach der Stadtverwaltung, Geht es nach der Stadtverwaltung, muss der TSV Korntal im Osten des Stadtteils südlich der Bahnlinie für ein neues Wohngebiet weichen. Foto: factum/Granville

Die Zukunft des Geländes Aichelin/Greutter im Osten des Stadtteils Korntal von Korntal-Münchingen bleibt ungewiss. Die Verwaltung bevorzugt ein Wohngebiet – auf dem Sportplatz. Die Räte sind dagegen.

Korntal-Münchingen - Die Sportflächen des TSV Korntal sollen bleiben, wo sie sind und nicht auf die Gschnaidtwiesen am westlichen Ortsrand umziehen. Zumindest in dem Punkt sind sich die Korntal-Münchinger Gemeinderäte sofort einig gewesen, als sie in der jüngsten Sitzung über die Zukunft des Areals Aichelin/Greutter diskutiert haben. Die konkrete Entwicklung des Gebiets in Korntal-Ost zwischen der Bahnlinie und der Weilimdorfer Gemarkung ist aber weiter offen geblieben.

Der Auslöser für die Debatte um die Flächen sind die Ergebnisse einer Studie zur Gewerbeentwicklung in Korntal. Mit der Untersuchung hat die Stadt im Juni 2016 das Karlsruher Büro Modus Consult beauftragt, jetzt hat der Stadtplaner Frank Gericke verschiedene Varianten vorgestellt.

Hintergrund war ein neuer Anlauf bei der Suche nach Gewerbeflächen. „Eine weitere gewerbliche Entwicklung im Stadtteil Korntal ist nur noch im Bereich des Aichelin-Greutter-Areals möglich“, erklärte die Verwaltung damals. Mittlerweile bevorzugt sie ein Wohngebiet, was allerdings die Verlegung der Sportplätze und des TSV-Heims zur Folge hätte. Das würde 19 Millionen Euro kosten. Im Gegensatz dazu können sich viele Räte eine Mischung aus Wohnen und Gewerbe vorstellen – mit dem TSV. Kostenpunkt: 3,5 Millionen Euro.

„Dringender Handlungsbedarf“ bei den Sportflächen

„Das Gelände ist ungeordnet, in die Jahre gekommen und nicht mehr zeitgemäß“, sagt der Korntal-Münchinger Bürgermeister Joachim Wolf (parteilos). Die einstigen Gewerbeflächen der Firma Aichelin liegen teils brach und seien als Stellplätze für Wohnwagen verpachtet. „Die alte Deponie Greutter ist eine mit Erdwall überlagerte Fläche“, sagt Wolf. Er will das Areal nach und nach entwickeln, zumal er bei dem angrenzenden Sportplatz „dringenden Handlungsbedarf“ sieht. Für Kinder lägen die Sportflächen nicht optimal.

„Der Weg zum Sport führt die Kinder über die stark befahrene Zuffenhauser Straße und durch das Gewerbegebiet. Außerdem erwarten wir aufgrund der Dolinen einen Einbruch des Geländes“, sagt Wolf, womit er die Hohlräume im Boden meint. Seit 2010 habe die Stadt mehr als eine halbe Million Euro in das Gelände investiert. Vor allem wegen des „Wohnbaudrucks“ durch immer mehr Einwohner bei aber kaum mehr freien Flächen sähe der Bürgermeister auf dem Areal künftig lieber mehr Wohnraum statt mehr Gewerbe.

Für neue Unternehmen müsste man etwa die Zufahrt ändern oder eine neue Bahnunterführung bauen – mehr Gewerbe würde zudem mehr Verkehr nach sich ziehen. Wolfs Wunsch nach dem teuersten Konzept steht bislang das Nein der Gemeinderäte zur Verlegung des Sportplatzes auf die Gschnaidtwiesen entgegen. Die Räte lehnen den Alternativstandort ab, weil es dort wertvolle Biotope gibt. Eine zweite Alternative für den Sportplatz existiert außerdem nicht.

Wunsch nach mehr Wohnraum ist nicht neu

Die Entscheidung für das eine oder andere Konzept haben die Räte nun auf unbestimmte Zeit vertagt. Sie wollen erst Fragen klären, die laut Architekt Gericke relevant sind für nächste Schritte: Muss der Sportplatz verlegt werden? Soll die Deponiefläche bebaut werden? Wie lässt sich die Zufahrt über die Lembergstraße regeln?

Der Gedanke, mehr Wohnraum im Korntaler Osten zu schaffen, ist nicht neu: Bereits 2010 hatte es dafür eine Machbarkeitsstudie gegeben. Die Erschließungskosten für ein Wohngebiet hätten aber vermutlich bei mehr als zwei Millionen Euro gelegen. Das war den Gemeinderäten zu teuer. Also sollte das Gebiet neuerlich durch Gewerbe genutzt werden.

In der Zwischenzeit verhandelte die Verwaltung mit Porsche. Der Automobilbauer hatte Möglichkeiten für die Produktion der elektrobetriebenen Sportwagenlinie Mission E geprüft – und in Korntal einen möglicher Standort gesehen. Am Ende entschied sich Porsche für das nahe gelegene Stammwerkin Stuttgart-Zuffenhausen. Die Stadt will zwar gewappnet sein, falls andere Betriebe Interesse äußern. Doch die Erfahrung lehrt sie, dass Investoren Flächen an einem Stück entwickeln wollen anstatt in Abschnitten, wie das Korntal-Münchingen anstrebt.