Der Student Vedat Sabanci (links) unterstützt den Werkrealschüler Pasa Böyük nicht nur beim Lernen. Foto: Rebecca Anna Fritzsche

Beim Projekt iWay werden Werkrealschüler von Pädagogikstudenten betreut.

Neugereut - Mentorenprojekte gibt es mittlerweile viele: Meist ehrenamtlich tätige Menschen betreuen Kinder oder Jugendliche – oft in einer Mischung aus Lernhilfe, Hausaufgabenbetreuung und Freizeitgestaltung. Die Peter M. Schober Stiftung in Korntal will beim Projekt iWay eine ähnliche Konstellation erzielen; der Clou dabei ist jedoch: Die Ehrenamtlichen sind alle Studenten der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg. „Eigentlich haben wir nur eins und eins zusammengezählt“, meint Dietmar Feist, der Geschäftsführer der Stiftung. „Auf der einen Seite haben wir junge Erwachsene, die Lehrer werden wollen, und auf der anderen Jugendliche, die schulische Unterstützung brauchen.“ Für die Studenten ist das Projekt eine gute Möglichkeit, die an der Hochschule erlernte Theorie in die Praxis umzusetzen und einen Jugendlichen intensiv zu fördern. Die Stiftung vergütet sie mit zwölf Euro pro Stunde, so dass das Engagement nicht nur dem Studium nutzen kann, sondern dieses auch finanzieren hilft.

Seit 2010 besteht das Projekt, und zehn Mentorenpaare gibt es derzeit. Die Hälfte davon ist auch seit Projektbeginn dabei. „Eine lange Laufzeit ist auch erwünscht“, erklärt Feist. „Unser Ziel ist es, dass die Schüler von der sechsten bis zur neunten Klasse durchgängig betreut werden.“ Damit spielt auch das Thema Bewerbungen und Berufswahl eine Rolle. „Die Studenten haben dabei auch eine Vorbildfunktion“, erklärt Petra Behringer-Leser, die das Projekt bei der Stiftung betreut. Durch den engen Kontakt mit einem Studenten sollen die Schüler ermuntert werden, sich Gedanken über ihre Berufswahl zu machen und zu entscheiden, ob der Besuch eines Gymnasiums und ein Studium für sie infrage kommen. „Außerdem suchen wir noch Unternehmen, die bereit sind, Schüler zu beschäftigen, die eine Ausbildung suchen“, sagt Feist.

Markus Dölker, der Werkrealschulleiter an der Jörg-Ratgeb-Schule, ist überzeugt vom Konzept: „Uns war die Professionalität und die Langfristigkeit wichtig.“ Andere Mentorenprojekte werden nicht von angehenden Pädagogen betreut, oder sie sind nur auf kurze Laufzeiten angelegt. Zwar müssen sich die Ludwigsburger Studenten mit Lebenslauf und Motivationsschreiben bei der Stiftung vorstellen, regelmäßige Lernwerkstätten und Reflexionstermine besuchen, aber das Handwerkszeug bringen sie durch ihr Studium bereits mit. Falls sie doch einmal nicht weiter wissen, steht Petra Behringer-Leser als Ansprechpartnerin bereit. „Das Projekt soll für beide eine gute Erfahrung sein, für die Studenten und für die Schüler.“

Nur wenn die Beziehungsebene stimmt, kann Wissen vermittelt werden

Eine große Rolle spiele auch die Tatsache, dass nicht nur gemeinsam gelernt, sondern auch ein Teil der Freizeit gemeinsam Zeit verbracht werde, sagt Markus Dölker. „Denn das Wissen kann nur vermittelt werden, wenn die Beziehungsebene stimmt.“ Gerade beim Thema Berufswahl sei es hilfreich, dass die Schüler mit ihren Mentoren, die gar nicht so viel älter sind als sie selbst, offen sprechen können. Außerdem kennen die Mentoren die Stärken und die Schwächen ihrer Schützlinge. Der Fokus liegt auf dem Fach Deutsch, auf Lesen, Schreiben, Lesekompetenz und Textverständnis. „Kinder, die hier gut ausgestattet sind, haben jede Chance“, meint Markus Dölker. Wenn es in anderen Fächern hapert, wird auch dort nachgeholfen.

So halten es auch der Lehramtsstudent Vedat Sabanci und Pasa Böyük, ein Achtklässler an der Jörg-Ratgeb-Schule. Die beiden treffen sich seit beinahe drei Jahren regelmäßig im Jugendhaus Neugereut. „Wir haben uns bei der Kennenlernveranstaltung getroffen“, erzählt der 14-Jährige. „Ich fand Pasa gleich sympathisch. Es war ein glücklicher Zufall, dass er mir zugeordnet worden ist“, sagt der 24-Jährige. Anfangs sahen sie sich zweimal in der Woche; nun treffen sie sich jeden Samstag. Zuerst wird gelernt: „Wir machen hauptsächlich Deutsch, aber auch Englisch“, sagt Vedat Sabanci. Ist das Lernen erledigt, dann spielen sie Tischkicker oder Billard. Einmal waren sie im Stadion bei einem VfB-Spiel. „Wir haben viel Spaß zusammen.“ Da sind sich beide einig. Pasa findet: „Das Lernen ist nicht so langweilig, wenn mir Vedat hilft.“ Seine Noten haben sich bereits verbessert, und das spornt ihn an. „Vedat ist wie ein Bruder für mich“, sagt Pasa. Beide möchten sich gern treffen, solange es geht. Vedat Sarancis Studium ist allerdings fast abgeschlossen. „Aber wenn die Möglichkeit besteht, dass ich nach dem Studium hier bleiben kann, dann würde ich Pasa weiter beim Lernen unterstützen.“