Die Burgruine Hohenneuffen: Foto: Horst Rudel

Die Burgruine Hohenneuffen wird künftig vom Landesbetrieb Staatliche Schlösser und Gärten touristisch betreut. Damit haben nicht mehr die Bauleute, sondern Marketingexperten das Sagen auf der Burg.

Neuffen - In der wechselvollen, rund 1000 Jahre währenden Geschichte des Hohenneuffen wird ein neues Kapitel aufgeschlagen. Die mit 743 Metern über Normalnull höchstgelegene Immobilie des Landes wird künftig unter der Regie der Staatlichen Schlösser und Gärten verwaltet. „Die Burgruine ist wieder dort, wo sie hingehört“, kommentiert Andreas Falz, der Geschäftsführer des Landesbetriebs, den prominenten Neuzugang.

Und auch der Burgherr selbst ist froh ob der Abkehr vom Staatlichen Bau- und Vermögensamt, das bisher den Daumen auf allen Aktivitäten in den altehrwürdigen Mauern gehabt hat. „Wir haben in der Vergangenheit immer nur mit Bauleuten zusammengearbeitet. Jetzt haben wir ausgewiesene Marketingexperten als Partner an unserer Seite“, sagt Axel Vetter, der seit mehr als drei Jahrzehnten das beliebte Burgrestaurant betreibt.

Erfahrung mit Baudenkmalen

Die Staatlichen Schlösser und Gärten, als eigene Abteilung vor acht Jahren aus dem Staatlichen Bau- und Vermögensamt Ludwigsburg herausgelöst, haben reichlich Erfahrung mit der Vermarktung von Baudenkmalen. Mehr als 60 herausragende landeseigene Schlösser, Gärten, Burgen und Klöster des Landes werden von Bruchsal aus betreut, darunter auch das Heidelberger Schloss, das von der Unesco in den Rang eines Weltkulturerbes erhobene Kloster Maulbronn und die spektakulär gelegene Festungsruine Hohentwiel bei Singen. Im vergangenen Jahr haben mehr als 3,8 Millionen Menschen diese Originalschauplätze der Geschichte und die dort gehüteten Kulturschätze besucht. Zuletzt haben Andreas Falz und sein Team auch die Stiftung Domnick, ein auf der Oberensinger Höhe über Nürtingen gelegenes Privatmuseum übernommen.

Der Täleswein und seine Rolle bei der Geburt des Landes Baden-Württemberg

Wie dort, soll der frische Wind auch bald auf dem Hohenneuffen wehen. „Der Flyer ist gerade im Druck und unsere Homepage wird mit Informationen über den Hohenneuffen ergänzt. Außerdem prüfen wir, wie wir die Besucherinformation vor Ort verbessern und ob wir regelmäßige Führungen anbieten können“, sagt Falz.

Die künftigen Burgführer hätten einiges zu erzählen: Von den Anfängen der Burg, die vor dem Jahr 1100 liegen dürften. Von Gottfried von Neuffen, einem der bekanntesten Minnesänger des Mittelalters. Von der düsteren Zeit des Hohenneuffen als Landesfeste, in der unter anderem Joseph Süß Oppenheimer, auch bekannt als Jud Süß, dort bei Wasser und Brot schmachtete. Einst persönlicher Finanzberater des Herzogs Karl Alexanders sollte Oppenheimer als Opfer eines Justizmordes 1738 in Stuttgart hingerichtet werden. Oder von der Rolle, den der Täleswein als Schmierstoff für die Gründung des Landes Baden-Württemberg gespielt hat. Auf derDreiländerkonferenz im Jahr 1948, auf der die Teilnehmer aus Baden, Südbaden und Württemberg-Hohenzollern dem Südweststaat den Weg bereiteten, soll es alles andere als trocken zugegangen sein.

Bei einer Hoffnung allerdings muss Falz selbst Wasser in den Wein gießen. Das beliebte Mittelalterfest, das einst wegen zu hoher Auflagen zu Grabe getragen wurde, wird auch unter der Regie der Schlösser und Gärten nicht wieder auferstehen. „Tausende von Besuchern auf einen Schlag auf der Burg – das gibt die Sicherheitslage nicht mehr her“, sagt der Geschäftsführer.