Tebogo (links) und Vana halten auch in ihrem neuen Zuhause fest zusammen. Foto: Hermann Vollmer

Die kleinen Gorillas Vana und Tebogo kamen vor vier Jahren in die Wilhelma und wurden dort im Kindergarten von den Pflegern aufgepäppelt. Nun sind sie in ihrem neuen Zuhause in Dublin angekommen.

Stuttgart - Die Geschichte des Gorilla-Geschwisterpaars Vana und Tebogo begann vor vier Jahren traurig: Die Mütter der Halbgeschwister im Wuppertaler Zoo hatten ihre Jungen nicht angenommen, hatten sie weder getragen, gewärmt, noch gesäugt. So kam erst Säugling Vana nach Stuttgart in die Wilhelma, sechs Tage später schon Halbbruder Tebogo. Warm eingepackt kamen die hilflosen Äffchen zunächst in die Quarantänestation und wurden hinter den Kulissen aufgepäppelt.

Jetzt – vier Jahre später – müssen die Tierpfleger, die sich anfangs rund um die Uhr um ihre Schützlinge kümmerten, Lebewohl sagen: Vana und Tebogo sind inzwischen zu putzmunteren Gorillakindern herangewachsen und haben den Kindergarten der Wilhelma verlassen. Inzwischen sind sie gemeinsam mit ihren vertrauten Pflegern in ihrem neuen Zuhause in Irland angekommen. „Die Fahrt verlief prima. Vana und Tebogo waren relativ ruhig und haben bei den regelmäßigen Rastpausen getrunken und gefressen“, sagt Wilhelma-Tierpflegerin Margot Federer, die einige Tage die Eingewöhnung im Zoo von Dublin begleitet. Ein großes Abenteuer ist der Umzug für die Geschwister dennoch: Zunächst lernen sie ihr neues Gehege, dann nach und nach ihre neue Gorilla-Familie kennen. Bisher gibt es im Dubliner Zoo sechs Gorillas, die von einem Silberrücken angeführt werden. „Der Silberrücken in Dublin soll ein ruhiges und umgängliches Familienoberhaupt sein. Deshalb sind wir zuversichtlich, dass er sich gut mit Vana und Tebogo verstehen wird“, sagt Wilhelma-Sprecher Harald Knitter.

Durch eine Glasscheibe konnten die kleinen Gorillas das affige Verhalten abschauen

Damit der erste Schreck für Vana und Tebago nicht zu groß ist, hat Tierpflegerin Margot Federer sie in ihrem neuen Zuhause in Empfang genommen: „Vana ist mir sofort auf den Arm gesprungen, Tebogo hat sich erst einmal umgeschaut, wo er denn nun ist.“ Dann haben die Jungtiere das Gehege erkundet. Als Ruhe einkehrte, wurde die Gorillafamilie ins Nachbargehege gelassen, von wo aus Sippe und Neuankömmlinge sich beobachten konnten.

Auch mit der Gorillafamilie in der Wilhelma hatten die beiden kleinen Gorillas in ihrem Wilhelma-Kindergarten durch Gitterstäbe und Glasscheiben Kontakt, um sich von den Erwachsenen das affige Verhalten abzuschauen. „Zu ihrem eigenen Schutz durften sie aber nicht in direkten Kontakt mit der Familie kommen, so lange sie noch so klein waren“, erklärt Knitter.

In der Wilhelma werden kleine Gorillas aufgepäppelt

Für Fälle wie Vana und Tebogo wurde die Aufzuchtstation der Wilhelma vor über 30 Jahren eingerichtet, ihre Dienste können seither alle Zoos, die am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für Gorillas teilnehmen, nutzen. Nach dem Auszug der Beiden ist der Kindergarten vorübergehend verwaist. „Am besten ist es natürlich, wenn die Gorilla-Babys bei ihren Müttern aufwachsen und nie auf dem Arm eines Pflegers waren“, sagt Knitter. Wie bei den drei kleinen Gorillas, die in der Wilhelma geboren wurden und momentan die Affenfamilie auf Trab halten.

Im Zoo in Dublin werden auch Vana und Tebogo lernen, wie sie sich in einer Gorillafamilie verhalten müssen. Von ihren Tierpflegern, die ihnen die Mütter ersetzt haben, müssen sie sich aber verabschieden: „Nach einer Eingewöhnungsphase von einigen Tagen oder Wochen werden sie sich von ihren menschlichen Bezugspersonen trennen müssen. Sie sind schließlich Gorillas“, sagt Knitter. Immerhin sind die Halbgeschwister ja zu zweit im neuen Umfeld. Zumindest so lange, bis der Silberrücken in Tebogo noch keinen Konkurrenten erkennt.