Südlich des Kirschenwegs (rechts) soll die Erweiterung des Wohngebiet sein. Foto: Dirk Herrmann

Das Fellbacher Baugelände nahe des früheren Freibads wird um 25 Meter gen Süden ausgeweitet. Beim städtebaulichen Wettbewerb zum Areal westlich der Esslinger Straße dürfen sechs Bürger mit beraten – und sich für eine Jury bewerben.

Fellbach - Der Südwesten Fellbachs steht in den nächsten Jahren vor erheblichen Veränderungen. Auf dem dem früheren Freibadgelände entsteht ein neues Wohngebiet. Während die langsam vor sich hinbröckelnden Startblöcke, Schwimmbecken und der Sprungturm weichen müssen, haben unweit davon auf der Westseite der Esslinger Straße die dortigen Schrebergärten und Hütten keine Zukunft mehr: Auch das Areal Kühegärten und Apfelweg wird Wohngebiet.

Zusätzlich werden sechs beratende Bürger fürs Preisgericht gesucht

Die 2,3 Hektar werden in den kommenden Jahren in „ ein naturnahes Wohnquartier mit aufgelockerter Bebauung am Übergang zwischen Landschaftsraum und Siedlungsgebiet“ verwandelt, wie es offiziell heißt. Die genaue Umsetzung wird in einem städtebaulichen Wettbewerb entschieden. Für die Jury hat die Stadt bereits Architekten, Stadtplaner und Landschaftsarchitekten im Visier. Zusätzlich werden sechs beratende Bürger fürs Preisgericht gesucht. wer mitwirken mag, kann sich bis 8. November bei der Stadtverwaltung melden. Ein Sextett kann also neben Fachleuten seine Meinung im Preisgericht vertreten. Um einen gewissen Querschnitt zu erreichen, gelten Vorbedingungen: Unter den sechs Fellbacher Jurymitgliedern sollten jüngere Bürger im Alter zwischen 14 und 21 Jahre vertreten sein. Erwünscht sind auch Senioren sowie Mütter oder Väter. Bewerben können sich alle Interessierten bei der Stadtverwaltung Fellbach. Die Auswahl erfolgt per Los.

Für dieses Ehrenamt ist kein architektonisches oder städtebauliches Vorwissen notwendig

Vorgesehen sind in den Kühegärten insbesondere Wohnangebote für Familien und generationsübergreifende Wohnformen – alles in einem etwas gehobeneren Niveau als beim Freibadareal. Es soll auch Einfamilien-, Doppel- oder Reihenhäusern geben. Motto: „Naturnahes Wohnen am Ortsrand.“ Die Fertigstellung der rund 60 Wohneinheiten wird frühestens für das Jahr 2024 angepeilt.

Bevor das Preisgericht in einer ersten Begutachtung die Entwürfe unter die Lupe nimmt, haben die teilnehmenden Büros bis Ende März 2020 Zeit, ihre Ideen zu entwickeln. Im Preisgericht sind neben Architekten, Stadtplanern und Landschaftsarchitekten auch Stadträte und die Fellbacher Oberbürgermeisterin Gabriele Zull vertreten. Eine beratende Funktion haben zudem Fachleute aus dem Stadtplanungsamt, dem Tiefbauamt – und eben sechs ausgewählte Bürger Fellbachs.

Ursprünglich sollte das neue Wohngebiet Kühegärten am Südzipfel des Apfelwegs enden

Für dieses Ehrenamt ist kein architektonisches oder städtebauliches Vorwissen notwendig, allerdings etwas Zeit. Denn bereits am Dienstag, 17. Dezember, tagt das Preisgericht von 10 bis 13 Uhr für eine Vorbesprechung. Es folgen Termine am 12. Februar 2020 von 10 bis 13 Uhr und am 17. Juni von 10 bis 17 Uhr. Diese Termine sollten von den Jury-Mitgliedern wahrgenommen werden können.

Bewerbungen für eine Jury-Mitgliedschaft können per E-Mail mit Kontaktdaten, Altersangabe, gegebenenfalls Kinderzahl und einer Kurzinfo zur Motivation zur Teilnahme an selina.krkac@fellbach.de erfolgen. Alternativ kann auch ein Bewerberbogen ausgefüllt werden, der kostenfrei an der Infotheke im Rathaus Fellbach erhältlich ist. Ursprünglich sollte das neue Wohngebiet Kühegärten am Südzipfel des Apfelwegs enden.

Die Kühegärten bekommen also „ein Kälbchen“, wie ein Rat scherzhaft meinte

So wurde es Ende September in der mit mehr als 200 Interessierten gut besuchten Informationsveranstaltung im großen Fellbacher Ratsaal erläutert, so war es auch an den auf die Leinwand projizierten Folien zu sehen. Dann folgte, was für Außenstehende nicht absehbar war, ein verwaltungsinterner Meinungsumschwung – oder zumindest eine Neubesinnung. Denn eine Woche später präsentierte die Baubürgermeisterin Beatrice Soltys im Gemeinderat zur Überraschung der Beobachter eine erweiterte Variante. Das Plangebiet wird demnach um eine Baufeldreihe „mit einer Bebauungstiefe von 25 Metern ergänzt“, wie es im Beschlusstext heißt. Als Begründung verwies die Baudezernentin aufs Wohnareal auf der gegenüberliegenden Seite: So erhalte man verbesserte Querverbindungen zu den dann bereits stehenden Gebäuden für rund 600 Bewohner auf dem Freibadareal.

Die Kühegärten bekommen also „ein Kälbchen“, wie ein Rat scherzhaft meinte. Allerdings gab’s im Gremium etliche Widerworte gegen die überraschende Ausdehnung des Baugebiets bis in den regionalen Grünzug: „Warum gerade jetzt noch weiter in die Kleingartenanlage?“, fragte der SPD-Fraktionsvize Andreas Möhlmann. Beate Wörner (Grüne) warnte angesichts der Nähe zur Bundesstraße vor „Abgasen vom Tunnelmund“. Mit 17 zu elf Stimmen ging die Süderweiterung der Kühegärten gleichwohl durch.