Als die Kinder kamen, war Minister Bonde schon weg. Foto: Judith A. Sägesser

Am Donnerstag, 2. August, hat der Landesminister Alexander Bonde den Schlüssel für das neue Waldmobil überreicht. Mit dem Fahrzeug lernen Kinder und Jugendliche, wie wichtig Wald fürs Ökosystem ist.

Degerloch - Einmal ein Fuchs sein. Das geht ganz leicht, wenn das Waldmobil da ist. Das Mädchen schnappt sich das Fell von Meister Reineke, streichelt es liebevoll und stülpt es sich über den Kopf. Die Kinderaugen blinzeln durch die Löcher, durch die dieser Fuchs einst Mäuse erspäht hat.

Wenn das Waldmobil anbraust, können die Knirpse aber viel mehr tun, als sich zum Fuchs oder Wildschwein zu verkleiden. Der Bus, beklebt mit Waldbildern, ist ein rollendes Klassenzimmer. Am Donnerstag, 2. August, hat Alexander Bonde, der für Forstthemen zuständige Landesminister, den Schlüssel fürs neue Waldmobil an die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald übergeben, den Träger des Projekts. Der Termin war am Haus des Waldes in Degerloch, dort parkt der Bus, wenn er nicht gerade im Namen von Bäumen und Tieren unterwegs ist.

Seit 20 Jahren gibt es dieses Auto in Baden-Württemberg. Insgesamt kurven derzeit zwei solcher Fahrzeuge durchs Land, bald sollen es drei sein. Das neue Waldmobil ist die dritte Generation. Es hat eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach, welche die Apparate an Bord zum Laufen bringt. Außerdem können die Kinder ablesen, wie viel Energie die Sonne geliefert hat.

Tausendfüßler in Gruselgröße

Das Innere des Mobils ist mit Holz vertäfelt. In Schubladen und Regalen lagern zum Beispiel Federn, Rinden, Nester und Feldstecher. Zudem steht ein Mikroskop bereit, mit dem die Kinder unter Wipfeln gefundene Tausendfüßler und Wolfsspinnen in Gruselgröße anschauen können.

Mit den Fahrzeugen will die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald den Forst zu den Kindern bringen. Der Wald soll die Mädchen und Jungen in seinen Bann ziehen – in der Hoffnung, dass die Kleinen, wenn sie mal groß sind, den Wald schützen. So würden es Kinder verstehen. Erwachsene benutzen das Modewort Nachhaltigkeit, um das Ziel der Busse zu erklären.

Es sind jeweils zwei Leute auf Tour, die den Kindern Nachhilfe in Sachen Wald geben. Wichtig ist, dass die Erklärer den Wald selbst lieben. „Nur dann springt der Funke über“, sagt Nicole Fürmann. Die Försterin leitet das Projekt für die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Die Kinder seien „sehr gesättigt“. Kurzweil verbinden viele eher mit dem Fernseher als dem Forst.

Das Waldmobil ist täglich auf Achse

Die Autos sind von März bis November täglich auf Achse, bei jedem Wetter und teils auch am Wochenende. Während der 20 Jahre hatten 60 000 Kinder und Jugendliche Freude an dem besonderen Bus. „Die Nachfrage ist dreimal größer als das Angebot“, sagt Fürmann. Das Waldmobil fährt vor allem zu Schulen, aber auch zu Kindergärten und Ferienaktionen. Wer das Mobil bestellen möchte, braucht allerdings Geduld. Es dauert ein Jahr, bis Bewerber beim begehrten Bus zum Zug kommen.

Dass sich ein solches Projekt nur loben lässt, liegt auf der Hand. Und so hat der Minister Bonde eben dies getan. Wie das Auto bei der Zielgruppe ankommt, wie sich das Mädchen das Fuchsfell überzieht, das hat er indessen verpasst. Der Minister hatte es eilig, als die Kinder kamen, um den Bus zu begutachten, war Bonde schon wieder weg.