Mit einer Art Gabel entfernt Boris Schieber die Deckel von den Waben. Darunter ist schon der Honig zu sehen. Foto: Eppler

Die Ernte ist eingebracht: Die Zeitungsbienen, die unsere Redaktion durchs Jahr begleitet, haben fleißig Waldhonig gesammelt. Den geben sie nicht ganz ohne Gegenwehr her.

Murrhardt - Ganz ohne Gegenwehr geben die Binen ihren Futterschatz nicht her: Drei Stiche bekommt Boris Schieber dieses Mal beim Herausholen der Waben ab. „Wir können bei dieser Arbeit die Bienen nicht mit Rauch beruhigen, weil der Honig relativ schnell den Geruch annimmt“, sagt der Hobbyimker aus Murrhardt. Ihn und seine Zeitungsbienen begleiten wir mit einer Serie durch das Jahr.

Der Juli war vor allem geprägt von der Waldhonigernte. Und auch die war – wie so vieles – dieses Jahr ungewöhnlich: „So wenig Blütenhonig es gab, so viel Waldhonig war es dieses Mal“, erzählt Boris Schieber, der an drei Terminen Honig geschleudert hat. Etwa 200 Kilo sind dabei zusammen gekommen. Bevor der erste Honig aus der Schleuder fließt, muss Boris Schieber erst einmal die Holzrähmchen mit den Waben aus den Bienenstöcken holen.

Zum Honigschleudern muss die Küche herhalten

Bereits vor Monaten hat der Imker ein Absperrgitter zwischen die Kästen gelegt, damit die Königin im obersten Kasten des Stockes keine Eier ablegen kann. In diesen Waben haben die Bienen also nur Futter, sprich Honig gesammelt. Ist diese Wabe voll und der Inhalt aus Sicht der Biene bereit für eine längere Lagerung, verdeckeln die Insekten diese. „Wäre zum Beispiel der Feuchtigkeitsgehalt zu groß, würde der Honig irgendwann anfangen zu gären“, erläutert Boris Schieber, der den Wassergehalt auch noch einmal mit einem Refraktometer überprüft.

Bei der Entnahme der Holzrähmchen hat er sich seinen Bruder Dirk zur Untersztützung mitgenommen. Denn die Arbeit geht in die Arme – etwa zwei Kilo wiegt ein Rahmen, der komplett voll ist mit gefüllten Waben. Etwa 50 Stück nimmt Boris Schieber dieses Mal mit nach Hause zum Schleudern. Die Bienen, die noch auf ihren Waben krabbeln, werden mit einem Handfeger heruntergewischt und abgeklopft. Dass sie das nicht sehr gerne haben, versteht sich von selbst. „Wir haben vor allem ein Volk, da würde mein Bruder am liebsten einen Totenkopf darauf malen“, sagt Boris Schieber und lacht.

Daheim hat seine Frau Sandra schon alles für die Honigproduktion vorbereitet. „Einen Platz für einen Schleuderraum habe ich nicht“, erzählt Boris Schieber. Deswegen muss die Küche herhalten. Auch die Hängeschränke hat Sandra Schieber abgewischt und mit Zeitungspapier ausgelegt, damit kein Staub in den Honig fallen kann. – immerhin wird ein Lebensmittel hergestellt, und da soll es hygienisch zugehen. Der Esstisch ist weggeräumt, damit die Schleuder Platz hat. „Das Schleudern ist sehr aufwändig“, sagt Sandra Schieber.

Ein Teil wird Met, der andere wird privat verkauft

Mit einer Art Gabel kratzt Bruder Dirk Schieber nun über die Waben, um die Deckel zu öffnen. „Wir haben zudem eine Art Fön, mit dem sich die Deckel auch sehr schnell entfernen lassen“, erläutert Boris Schieber. Immer vier Holzrähmchen werden dann in die Schleuder gesteckt. Beim Drehen wird der Honig aus den Waben gegen die Innenwand geschleudert. Bald schon fließt eine dunkelgoldene Masse aus der Öffnung und über einen Sieb in den Eimer. „In dem Sieb bleiben die Wachsreste hängen“, sagt Boris Schieber. Was dabei noch durchgeht, arbeitet sich meistens nach zwei Tagen an die Oberfläche des Honigs und kann abgeschöpft werden.

Der Honig wird in den großen Eimer im Keller aufbewahrt und nach Bedarf in Gläser abgefüllt. „Ich habe einen Kollegen, der Met macht und auch einen Teil bekommt“, erzählt Boris Schieber. Der Rest wird privat verkauft. Die leeren Rähmchen werden noch am selben Tag wieder zu den Bienenstöcken zurückgebracht. „Wenn dort noch ein bisschen Honig drin ist, macht das nichts. Wir sind nicht auf jedes Gramm angewiesen und die Bienen haben etwas Futter“, sagt er. Denn die Waldhonigtracht ist versiegt und jetzt bedienen sie sich an der Maisblüte, an den Sonnenblumen und anderen Spätblühern.

Der Sommer ist damit aus Imkersicht schon fast vorbei.