Die russische Punkband Pussy Riot sorgt mit Protest gegen Kremlchef Putin in der Olympiastadt Sotschi für Wirbel. Ihr neues Video „Putin bringt dir bei, die Heimat zu lieben“ zeigt brutale Szenen am Rande des Prestigeobjekts.

Die russische Punkband Pussy Riot sorgt mit Protest gegen Kremlchef Putin in der Olympiastadt Sotschi für Wirbel. Ihr neues Video „Putin bringt dir bei, die Heimat zu lieben“ zeigt brutale Szenen am Rande des Prestigeobjekts.

Sotschi - Mit einem schrillen Punkvideo gegen Kremlchef Wladimir Putin meldet sich die für ihre bunten Strickmasken bekannte Punkband Pussy Riot auf der politischen Bühne zurück. „Putin bringt dir bei, die Heimat zu lieben“ heißt der Song - und ausgerechnet in der Olympia-Stadt Sotschi präsentieren ihn am Donnerstag die Aktivistinnen Nadeschda Tolokonnikowa und Maria Aljochina.

Ein Polizeiaufgebot soll sie zwar abschrecken sowie eine Gruppe kremltreuer Störer. Doch das Video ist in der Welt - mit Bildern uniformierter Kosaken, die Frauen peitschen, mit einem blutigen Gesicht eines Aktivisten und wildem Tanz vor Olympiaringen.

„Olympia hat Russland in einen totalen Polizeistaat verwandelt“, sagte die 24-jährige Tolokonnikowa in dem an Palmen reichen Schwarzmeerkurort. Sie schildert ihren jüngsten Aufenthalt in Polizeigewahrsam in Sotschi und Verhöre beim Geheimdienst FSB. Ihr Video ist auch herausgebrüllter Frust über das extreme Sicherheitsaufgebot und die Olympia-Rekordausgaben von 37,5 Milliarden Euro.

Das Video ist eine Anklage: Gewalt gegen friedliche Bürger wie hier in Sotschi, verübt von Kosaken, der vom Kreml geschützten Hilfspolizei, werde nicht geahndet, kritisieren die Aktivistinnen. Auch mit Knüppeln seien sie geschlagen worden, sagt Tolokonnikowa.

Die echten Gewaltszenen sind ein scharfer Kontrast zu dem Bild eines offenen, toleranten und gastfreundlichen Russlands, das die Olympia-Gastgeber gern von sich zeichnen. Das Video zeigt aber auch, dass die von einigen als kultig gefeierten Pussy-Riot-Auftritte für viele Russen einfach nur Provokation sind. Unbeherrschte Reaktionen bis hin zu Gewalt sind die Folge.

Olympia biete eine Fläche für jede Menge Menschenrechtsverletzungen, sagt Tolokonnikowa vor Journalisten. Eine hier im Hotel geplante Pressekonferenz muss ausfallen. Die angeführten Gründe: ein Rohrbruch und fehlender Brandschutz. Überprüfen kann das keiner, weil die Polizei den Zugang versperrt zum Hotel.

Keine zwei Monate ist es her, dass Tolokonnikowa und Aljochina aus dem Straflager entlassen wurden. Fast zwei Jahre ist es jetzt her, dass sie mit einem Anti-Putin-Protest in einer Kirche in Moskau das Regime aufschreckten und als Rowdys in Haft landeten. Nach ihrer Haftentlassung war zunächst unklar, ob sie weiter politische Musik machen.

Zwei Aktivistinnen in Strickmasken

Die Botschaft von Pussy Riot in Sotschi: Während es in dem Land weiter politische Gefangene gebe, dürfe sich die Welt nicht von „Putins Spielen“ blenden lassen. Mit zwei Aktivistinnen in Strickmasken sowie Oppositionellen aus Sotschi kritisieren sie auch, dass Umweltschützer, die schwere Ökosünden im Zuge der Olympia-Bauarbeiten aufdeckten, ebenso unerwünscht seien wie etwa Homosexuelle.

Die neue Clip „Putin bringt dir bei, die Heimat zu lieben“ klingt dann mit Punk und den Bildern prügelnder Uniformierter auch so, als wolle die Staatsmacht mit aller Gewalt jeden dazu bringen, Russland zu lieben. „Wie sind hier, damit die Leute sehen, wie die Realität in diesem Land aussieht“, sagt Tolokonnikowa.

Mit ihrem Protest gegen Putin wollen sie weitermachen. An diesem Freitag, sagt Maria Aljochina, werde die Gewalt gegen Andersdenkende in Russland fortgesetzt. Dann will ein Moskauer Gericht gegen acht Oppositionelle Urteile sprechen. Die Regierungsgegner hatten am 6. Mai 2012, dem Tag vor Putins neuer Amtseinführung, auf einem zentralen Platz in Moskau gegen die Kremlpolitik protestiert.