Der markante Neubau hat bei der Nachbarschaft nicht nur Begeisterung ausgelöst. Foto: /Foto: Eppler

Mit geladenen Gästen und Führungen ist das Verwaltungsgebäude an der Rötestraße eingeweiht worden. Dass der Bau nicht nur auf Begeisterung stieß, wurde bei der ganzen Feierei nicht verschwiegen.

Es ist ein ambitioniertes Ziel, das sich der Rems-Murr-Kreis da mit seiner Gesamtimmobilienkonzeption gesetzt hat: Bis zum Jahr 2030 soll die Landkreisverwaltung klimaneutral sein und die Verwaltungsstrukturen modern und digital ablaufen. Ein erster Baustein wurde nun aber mit dem neuen Verwaltungsgebäude an der Rötestraße in Waiblingen bereits fertiggestellt und am Mittwochvormittag mit Saxofonklängen feierlich eingeweiht. Mit ein wenig Verspätung ging der Festakt los, denn die Schar der geladenen Gäste, die sich angesichts des freudigen Ereignisses gut gelaunt die Hände schüttelten, wollte gar nicht abreißen.

Ein glücklicher Hausherr und eine gut gelaunte Feiergesellschaft

Das griff die Moderatorin des Tages – Cornelia Frey von der Börse Stuttgart – dann auch gleich auf, indem sie dem Hausherrn unterstellte, doch bestimmt gleich zu platzen vor Glück. Und Landrat Richard Sigel konnte das auch nicht wirklich bestreiten. „Wahrscheinlich werde ich wirklich spätestens bei der Besichtigung der Räumlichkeiten vor Freude platzen. Es ist in der Tat toll, den Bau heute in Betrieb zu nehmen“, sagte Sigel und erinnerte daran, dass nicht alles glattlief mit der Immobilie. So wurde sie in der Flüchtlingskrise 2015 gekauft und sollte erst mal als Unterkunft dienen. Dann wurde umgeplant und die jetzige Bestimmung als neuer Verwaltungsbau festgelegt. „Dann kam noch Corona in die Quere, aber trotzdem konnte endlich gebaut werden, und das Budget stimmte. Und nun stehen wir trotz Krisen und vielen Herausforderungen in den fertigen Räumlichkeiten.“

Der markante Bau an der Rötestraße ist nicht unumstritten

Die Umsetzung des durch seine Lage teils in Wohn-, teils in Misch- und teils in Gewerbegebiet markanten Baus war dann auch Thema der Talkrunde. Dabei waren der Landrat, Waiblingens OB Sebastian Wolf sowie mit Falk Ebinger, Leiter der Koordinierungsstelle Verwaltungsmodernisierung im Staatsministerium – denn andere Verwaltungen lassen sich gerne von mutigen Neukonzeptionen inspirieren – und Sven Mylius von „Drees & Sommer“, einem international tätigen Beratungsunternehmen für den Bau- und Immobiliensektor. Letzterer erläuterte den anwesenden Gästen den neuen Bürgerservice in drei Zonen, bei dem „Drees & Sommer“ beratend und betreuend mitgearbeitet hat. „Früher konnten die Bürger in die Verwaltung laufen und kamen praktisch direkt durch bis zu den Mitarbeitern und dem Landrat, aber Übergriffe werden mehr und Datenschutz wird immer wichtiger“, erklärte Mylius. Künftig kommen die Bürger beim Betreten des Gebäudes in der Rötestraße – in dem ab Mitte Juni circa 180 Mitarbeiter von Ordnungs-, Gesundheits- und Ausländeramt wirken werden – in die Zone 1 mit Kundenhalle, Serviceschaltern und einem Bildschirm, auf dem dann die Nummer eingeblendet wird und das jeweilige Zimmer, in das ein Bürger gehen darf, wenn er dran ist. Dann betritt er Zone 2, in der er auf die Mitarbeiter trifft, die aus der Zone 3 kommen, die vom Kundenverkehr abgeschirmt und auf modernes Arbeiten abgestimmt ist. „Teilzeit und Homeoffice werden unterstützt, da braucht es keine festen Arbeitsplätze mehr“, sagt Mylius. Er wird von OB Wolf unterstützt, der sich wünscht, dass noch mehr Digitalisierung und Modernisierung umgesetzt werden. „Da wird viel passieren, was wir uns jetzt noch gar nicht vorstellen können und was Herausforderungen birgt.“

In der Gesprächsrunde fielen auch die Herausforderungen nicht unter den Tisch, die es bezüglich der Akzeptanz in der Nachbarschaft gegeben hatte. „Die meisten sind indes wohl zufrieden, aber natürlich mussten sich die, die durch den Neubau inmitten der Stadt jetzt weniger Sonne im Garten haben, erst mal daran gewöhnen“, sagte Sigel, dem von der Kreisbau offiziell der Schlüssel übergeben wurde.

Doch es haben sich wohl nicht alle arrangiert, denn es hat sich die Interessengemeinschaft Quartier Emil Münz gegründet. Ausgangspunkt war ein Fragebogen im Wohngebiet, der zeigte, dass die Sorge besteht, die dortige jetzt schon kritische Situation könne sich weiter verschärfen. „Die Interessengemeinschaft sieht die Stadt in der Pflicht. Sie habe als Baurechtsbehörde den Neubau genehmigt, nun sei es notwendig, Maßnahmen zum Schutz zu ergreifen“, heißt es in einem Schreiben der Interessengemeinschaft.

Nach dem offiziellen Akt schloss sich ein Tag der offenen Tür an, den vielleicht auch der eine oder andere Kritiker nutzte, um sich ein Bild zu machen. Die drei dort künftig ansässigen Ämter präsentierten sich mit Angeboten – getreu dem Motto: Nachhaltigkeit, moderne Verwaltung und Digitalisierung.