In der turbulenten Komödie „Die zauberhafte Glaskugel“ führen zwei Wahrsagerinnen ein ganzes Dorf hinters Licht. Premiere hat das Stück am 4. Januar in der Turn- und Festhalle Darmsheim.
Das Bühnenbild des Mundart-Ensembles in Darmsheim ist noch im Werden und schon etwas ganz Besonderes: Die Zuschauer in der Turn- und Festhalle blicken in das Innere eines Eisenbahnwaggons. Fototapeten an den Bühnenseiten werden es möglich machen. Sie zeigen Anfang und Ende eines historischen Waggons, und über der Bühne wird eine gebogene Blechverkleidung die Suggestion perfektionieren. Pate für den Waggon stand eine bekannte alte Dampfeisenbahn: der „Feurige Elias“ aus Weissach. Sogar eine alte Sitzgarnitur haben die Ensemble-Mitglieder noch auftreiben können. Hier im Waggon werden die zwei Hauptpersonen des Stücks ihren großen Auftritt haben: zwei alte Wahrsagerinnen, die mit Walle-Walle-Dienstkleidung und reichlich Glitzerschmuck ausstaffiert sind.
Um das Bühnenbild kümmert sich in Absprache mit seinem erkrankten Vorgänger unter anderem jetzt Martin Gaal, ein Bauflaschner, der sonst Kaminverkleidungen und Dachrinnen anfertigt. Auch sonst ist ein Generationen- und Rollenwechsel im Verein im Gange: So hat der Erste Vorsitzende Günter Moroff den Vorstands-Posten vom 2023 verstorbenen Peter Kaufmann übernommen: „Es war schon eine ganz schöne Umstellung“, meint Moroff, erst jetzt erkenne er den Aufwand im vollen Umfang. Denn Peter Kaufmann hatte Aufgaben wie den Kartenverkauf, die Organisation von Vereinsausflügen und die Besuche bei befreundeten Theatergruppen allein geschultert. „Jetzt haben wir es auf unterschiedliche Personen verteilt“, sagt Moroff.
Die Wundermittel der Schwestern
Das Theater wird von dem 1979 gegründeten Mundarttheaterverein Darmsheim getragen, der 70 Mitglieder zählt. Während diese allmählich in die Jahre kommen, gilt das für das Interesse am Mundart-Theater nach der Pandemie noch lange nicht: „Man hat jetzt den Eindruck, die Leute warten darauf, dass sie wieder etwas unternehmen können“, hat Moroff beobachtet.
Die Handlung der „Zauberhaften Glaskugel“: Im ausrangierten Bahnwaggon am Ortsrand einer Kommune im Schwäbischen hausen die Schwestern Lina und Vroni Schick (Heidrun Böttinger und Sigrid Schmid), die sich als Wahrsagerinnen und Verkäuferinnen von dubiosen Wundermitteln betätigen – oder vielmehr über Wasser halten. Ein Glück, dass es den einfältigen Briefträger Heini Klein gibt, der bei ihnen immer seine schwere Tasche abstellt, wenn er zum Aussiedlerhof Bäuerle muss. Mit Hilfe von Wasserdampf verschaffen sich die beiden ausgebufften Schwestern dann stets einen Überblick über das Geschehen im Ort und lassen das Wissen geschickt in ihre Séancen einfließen, in deren Mittelpunkt eine große Glaskugel mit wechselnden Farben steht. Zum großen Vergnügen des Publikums ertönen aus der Kugel Stimmen oder es tauchen unversehens Köpfe auf.
Eines Tages erfahren die Wahrsagerinnen in einem Brief an den Bürgermeister, dass eine große Hotelkette Land von der Kommune erwerben will. Doch genau auf dem fraglichen Gelände steht der Bauwagen der Schwestern. Ein Wellnesshotel soll hier gebaut werden. Wie das Geschick noch abwenden? Die Schwestern haben da eine Idee . . .
Schmalzbrot und Maultaschen zum Mundart-Theater
Verfasst hat die Komödie über geschäftstüchtige, schwäbische Typen mit Wiedererkennungswert die Autorin Beate Irmisch, die einst mit einem Stück für eine Laienbühne begann und inzwischen unzählige Stücke im Reinehr-Verlag und im Theaterverlag Rieder publiziert hat. In Deutschland bieten etwa zehn Verlage Mundart-Theater an. Manchmal sogar in verschiedenen Fassungen für den jeweiligen Dialekt.
Doch das Stück ist auch für Zuschauer verständlich, die des Schwäbischen nicht mächtig sind. „Wir sprechen kein richtig breites Schwäbisch“, macht Günter Moroff Mut. „Es sagen viele, dass sie das meiste verstanden haben.“ Und wenn nicht, seien „immer Leute am Tisch, die ins Schwäbische übersetzen“. Vor und während des Stücks kann man an den Tischen ins Gespräch kommen und sich mit Maultaschen, Wurstsalat, Bauernvesper und Schmalzbroten stärken, damit sich der Theaterbesuch für den Schwaben auch ganz bestimmt lohnt.
Premiere hat „Die zauberhafte Glaskugel“ am 4. Januar. Weitere Vorstellungen sind am 5., 11., 12., 18., 19., 25. und 26. Januar sowie am 1., 2., 8., 9., 14., 15., 16. und 22. Februar. Freitags und samstags beginnen die Vorstellungen jeweils um 20 Uhr, sonntags um 18 Uhr. Es gibt nur noch einzelne freie Plätze an wenigen Tischen. Kartenbestellungen sind über die E-Mail-Adresse karten@mundart-darmsheim.de möglich.