Auf dem Areal zwischen Marbacher und Schwaikheimer Straße und der L1140 (oben) sollen 425 Wohneinheiten entstehen. Foto: Werner Kuhnle

Das Remsecker Baugebiet Östlich der Marbacher Straße macht Fortschritte. Die Stadtverwaltung stellt hohe Ansprüche an Gestaltung und Klimaneutralität.

Es ist ein großes Baugebiet für Remseck und gleichzeitig eines, bei dem die Ansprüche so hoch geschraubt sind, dass es schon der berühmten Quadratur des Kreises nahe kommt. In stark verdichteter Bebauung sollen in Neckarrems östlich der Marbacher Straße etwa 425 Wohneinheiten entstehen, zudem eine große Kita, ein Spielplatz sowie ein attraktiver, begrünter Quartiersplatz und Raum für einen Supermarkt. Gleichzeitig soll es ein grünes Wohngebiet sein, das sich in die Naturlandschaft einfügt und Raum für Biodiversität bietet, mindestens 15 Prozent sollen bezahlbarer Wohnraum sein, und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, soll das neue Quartier noch der Klimaneutralität so nah wie möglich kommen. Am Dienstag wurden dazu im Ausschuss für Umwelt und Technik des Gemeinderats erste Vorentwürfe vorgestellt.

Durchmischung von kleinen und großen Gebäuden

Schon Ende 2020 war man in die städtebauliche Planung eingestiegen und hatte einen Masterplan auf den Weg gebracht. Die benötigten Flächen sind inzwischen fast alle in städtischem Besitz. Beim aus besagtem Masterplan entwickelten Konzept hat sich nur wenig verändert. So waren im unteren Bereich des Gebiets zunächst Doppelhäuser vorgesehen, nun sind es Einfamilienhäuser. Baubürgermeisterin Birgit Priebe erklärte den Grund dafür: „Diejenigen, die ein Grundstück einbringen, haben das Recht auf einen Rückkauf, um darauf zu bauen. Und da wurde der Wunsch nach Einfamilienhäusern laut.“ Insgesamt soll in dem Gebiet aber der Mehrgeschossbau dominieren – von den geplanten rund 425 Wohneinheiten sind 377 in Mehrfamilienhäusern zu finden.

„Es soll eine gute, gesunde Durchmischung von Geschosswohnungsbau und individuellem Wohnungsbau werden“, sagte Armin Brenner, Leiter der Stadtplanung von Remseck. Auch einige höhere Gebäude oder vielmehr „Hochpunkte“ sollen dazu gehören, die allerdings etwas niedriger ausfallen sollen als die Häuser entlang der Straße Am Ring. Generell sollen sie sich in die jeweils vorhandene Bebauung einfügen.

Die Haupterschließungsstraße wird, grob gesagt, quer durch das Gebiet verlaufen, aber soll „kein durchgehender Schlauch“ sein, wie es Brenner formulierte, sondern nach Süden abknicken sowie durch einen Quartiersplatz in der Mitte und die genannten Hochpunkte gegliedert werden. Die Erschließungsstraße wird die Marbacher Straße mit der Schwaikheimer Straße verbinden und, anders als die abzweigenden Anwohnerstraßen, auch einen Gehweg haben.

Regenwasser soll zurückgehalten werden und verdunsten

Um Regenwasser vor Ort zurückzuhalten, wird nur die Haupterschließungsstraße asphaltiert, die Wohnstraßen gepflastert und die Fußwege in den geplanten Grünzügen erhalten nur einen wassergebundenen Belag. Entlang aller Straßen sollen Bäume gepflanzt werden. Diese werden über Entwässerungsleitungen mit Regenwasser versorgt. Zum einen wird durch die Versickerung dann Kühlung durch Verdunstung erreicht, zum anderen soll verhindert werden, dass durch die Versiegelung von Ackerfläche künftig der Ortskern von Neckarrems bei Starkregen von Überschwemmungen bedroht ist.

Damit das neue Wohngebiet später auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen ist, soll die Buslinie 402 durch das Areal geführt werden. Dazu werden zwei der bestehenden Haltestellen verlegt. Statt an der Neckarhalde soll der Bus künftig weiter nördlich beim künftigen Einkaufsmarkt stoppen, der Halt Schwaikheimer Straße wird in südwestlicher Richtung verlegt. Die Neckarhalde und die Häuser Am Ring würden aber weiterhin bedient, betonte Brenner. Ebenfalls wichtig zu wissen: Der Verkehr solle nicht ins Quartier gezogen werden, machte Birgit Priebe deutlich. „Deshalb wird der Supermarkt von der Marbacher Straße aus erschlossen.“

Verkehr soll nicht ins Quartier gezogen werden

Das ganze Baugebiet wird schließlich in fünf Bauabschnitte gegliedert. Ende dieses Jahres sollen die Arbeiten ausgeschrieben werden, sodass Anfang März 2024 bereits mit der Erschließung begonnen werden könnte. Fertig sein könnte man bis gegen Ende 2025.

Um Klimaneutralität zu erreichen, kommt es, so eine neue Untersuchung, auf einen guten Effizienzstandard der Häuser an, vor allem aber auf Fotovoltaikanlagen. Abgerückt ist man von den Überlegungen zu einem Nahwärmenetz. Denn Tiefbohrungen für Erdsonden sind wegen des Untergrunds in der Regel nur bis in 35 Metern und nicht, wie angedacht, 100 Metern Tiefe möglich. Daher bräuchte man so viele Sonden, dass das Gebiet dafür gar nicht ausreichen würde. Deshalb setzt man nun auf eine dezentrale Energieversorgung mit Luft-Wasser-Wärmepumpen an den Gebäuden. Nicht genehmigt wird die Verwendung fossiler Brennstoffe, auch nicht von Holz, wobei man in Einzelfällen über kleinere Komfortöfen nachdenken könnte. All diese Punkte sollen auch im Bebauungsplan und bei späteren Kaufverträgen vorgeschrieben werden.