Will mehr Landesthemen: SWR-Intendant Peter Boudgoust Foto: dpa

Die im vergangenen Sommer begonnene Reform des dritten Fernsehprogramms trägt nach Einschätzung der SWR-Verantwortlichen bereits Früchte.

Stuttgart - Die im vergangenen Sommer begonnene Reform des dritten Fernsehprogramms trägt nach Einschätzung der SWR-Verantwortlichen bereits Früchte. „Wir haben die Rote Laterne beim Dritten abgegeben“, sagte Fernsehdirektor Christoph Hauser auf der Jahrespressekonferenz des SWR am Mittwoch in Stuttgart. Der Marktanteil sei von sechs Prozent im Jahr 2012 auf mittlerweile fast sieben Prozent gestiegen.

„Darin zeigt sich, dass die Optimierungsmaßnahmen der vergangenen Monate greifen“, so Hauser, der von einem „Aufschwung in allen Zeitzonen“ sprach. Mittlerweile liege man mit dem bayerischen Dritten gleichauf.

Als Kernstück der Reform bezeichnete Intendant Peter Boudgoust die stärkere regionale Ausrichtung des Programms. Auf diesem Weg soll die zweitgrößte deutsche Rundfunkanstalt sowohl mit ihrem dritten Programm als auch mit ihren Beiträgen für die ARD gehen. Boudgoust: „Wir wollen mehr Themen aus dem Land für die Menschen im Land.“

Das setzen die SWR-Macher unter anderem mit dem TV-Programm ab 18 Uhr um. Wie bereits im Oktober angekündigt, ist vom 1. April an für jeden Wochentag ein anderer Themenbereich vorgesehen. Montags sollen Reportagen über Menschen aus dem Südwesten im Mittelpunkt stehen, dienstags Naturthemen und mittwochs Berichte aus der Wirtschaft. Der Donnerstag ist fürs Kochen reserviert, der Freitag für Ausflugstipps, der Samstag fürs Gärtnern und der Sonntag für Rätsel.

Diese Sendungen sollen für Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz einheitlich sein. Bei aller Binnendifferenzierung hätten die Menschen in beiden Ländern dasselbe Lebensgefühl, sagte Boudgoust. Beides seien Bindestrichländer mit einer komplizierten Geschichte.

Der „Kern der Reform“ (Hauser) wird allerdings erst im Herbst sichtbar: Dann soll „Landesschau aktuell“ nicht erst um 19.45 Uhr, sondern bereits um 19.30 Uhr beginnen. „Wir wollen die Tagesthemen für den Südwesten sein“, so der Fernsehdirektor.

Um die regionale Duftmarke auch im Ersten zu setzen, zeigt der SWR unter anderem den Krimi „Frauchen oder die Deiwelsmilch“. Die Hauptrolle spielt Daniela Katzenberger, die bisher vor allem mit seichten Unterhaltungsfilmen auf sich aufmerksam gemacht hat. „Sie hat uns als Darstellerin überzeugt und gezeigt, dass sie viel mehr kann als Trash-Formate“, sagte Boudgoust.

Aber auch dokumentarische Filme im Ersten trügen die Handschrift des Sendegebiets, so der Intendant. So begleitet ein Kamerateam einen Gerichtsvollzieher auf seiner Tour im problembeladenen Mannheimer Stadtteil Jungbusch. Auch der Abzug der US-Armee aus Mannheim und Heidelberg bietet dem SWR Stoff für eine Sendung. Einen Schwerpunkt setzt der Sender auf das Thema Erster Weltkrieg, dessen Beginn sich 2014 zum 100. Mal jährt. Auch dem Mittelalter widmet der SWR in diesem Jahr besondere Aufmerksamkeit. Boudgoust: „Die Produktpalette reicht von leicht bis ganz schwer.“

Die „Tatort“-Krimis aus Stuttgart, Ludwigshafen und vom Bodensee sollen weiterhin regional gefärbt sein. Am 26. Oktober löst Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) ihren Jubiläumsfall: Mit 25 Dienstjahren, so Boudgoust, sei sie die am längsten ermittelnde“ „Tatort“-Kommissarin.

Für den gemeinsam von ARD und ZDF geplanten Jugendkanal erwartet der Intendant eine Entscheidung auf der Konferenz der Ministerpräsidenten im März. Zuletzt hätten zwar nicht alle Regierungschefs überzeugt werden können, doch seien die offenen Fragen mittlerweile beantwortet. Für die Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen hätten die Sender bisher zu wenig getan.