In Waiblingen beginnt eine neue Ära des Parkens. Doch was bedeutet das für die Nutzer und den Rems-Murr-Kreis?
Kein Ticket mehr, keine Schranke, kein Kleingeldgefummel – das neue Parkraumkonzept des Rems-Murr-Kreises setzt auf digitale Effizienz, soziale Staffelung und ökologisches Umdenken. Mit der Eröffnung der Tiefgarage am Alten Postplatz in Waiblingen will das Landratsamt in ein „neues Zeitalter der Parkplatzbewirtschaftung“ starten: „Freeflow“ heißt das Zauberwort – schrankenlose Einfahrt, Kennzeichenerfassung, bargeldloses Zahlen.
Der Anlass ist pragmatisch: Der Kreis braucht Geld – und Ordnung. Die neuen Parkregeln sollen Einnahmen bringen und gleichzeitig ein technisches Flickwerk aus Barzahlern, Alt-Automaten und uneinheitlichen Tarifen beenden. Allein 390 000 Euro jährlich sollen so zusätzlich fließen – ein satter Beitrag zur strukturellen Haushaltskonsolidierung.
Nebenbei will man auch einen Beitrag zur Elektromobilität leisten. Die Waiblinger Tiefgarage ist mit 100 Ladepunkten ausgestattet. Der Landrat Richard Sigel bringt es auf den Punkt: „Wir verdoppeln damit in etwa das Gesamtangebot in Waiblingen.“ Hier, wie auch bei den Gebühren gelte: der Kreis wolle nicht konkurrieren, sondern ergänzen.
Neue Parkgebühren für Mitarbeiter sozial gestaffelt
Besonders an dem Parkraumkonzept ist die neue Preisstaffelung für Mitarbeiter. Künftig zahlen Beschäftigte je nach Entgeltgruppe – von 43 Euro im Monat für den mittleren bis zu 63 Euro für den höheren Dienst. Teilzeitkräfte werden entlastet, Schüler erhalten Tages- und Stundentarife. Torsten Demand, Amtsleiter für Beteiligungen und Immobilien, erklärt: „Wer breitere Schultern hat, kann mehr tragen.“ Der Personalrat habe zugestimmt.
Auch die Öffentlichkeit wird zur Kasse gebeten – allerdings zu ortsüblichen Preisen. Um die Auslastung auch in Randzeiten möglichst groß zu gestalten, gibt es für Nacht- und Wochenendparker spezielle Tarife: Zwei Euro fünfzig für die Nacht, fünf fürs Wochenende. Und: Wer die Karte vergisst, kann bis zu 48 Stunden nachträglich zahlen – sonst allerdings droht eine saftige Mahngebühr von 35 Euro.
Parken in Waiblingen: Probelauf zum Altstadtfest
Bereits zum Altstadtfest Ende Juni sind Interessierte in der neuen Tiefgarage „Kennenlernparken“ eingeladen. Ab September sollen die Berufsschulzentren in Backnang, Waiblingen und Schorndorf folgen. Auch hier: Freeflow, digitale Bezahlung, Ladestationen.
Die technische Seite soll weitere Vorteile bringen: Kein Vandalismus mehr an Schranken, keine Rückstaus, keine verlorenen Tickets. Gleichzeitig spart die Verwaltung Wartungskosten – ein weiteres Argument in Zeiten knapper Kassen.
Preise sollen vergleichbar sein
Trotz breiter Zustimmung im zuständigen Ausschuss des Kreistags gibt es auch Nachfragen – etwa zur Parksituation am Gesundheitszentrum in Backnang. Hier baut der Kreis derzeit ein eigenes Parkhaus. Der Backnanger OB Maximilian Friedrich (Freie Wähler) fordert: „Die Preise müssen vergleichbar sein.“ Denn die Lage werde sich zuspitzen – durch den Ausbau der B 14 und den Wegfall der Anschlussstelle Backnang-Mitte. Das freilich sicherte die Kreisverwaltung zu.
Der Umbau soll nicht nur Verwaltungskosmetik sein, sondern ein Stück Mobilitätswende. „Ein ökologischer Fortschritt“, wie es in der Verwaltungsvorlage heißt – man hofft auf weniger Rückstaus, Papiermüll, Strom statt Benzin. Und mit dem geplanten Dach aus Photovoltaik an den Schulen soll auch ein Beitrag zur dezentralen Energieversorgung geleistet werden.