Die Harmonie wirkt nicht gespielt:Pia Douwes (links) und Lucy Scherer spielen demnächst im Stuttgarter SI-Centrum die Hauptrollen im Musical "Rebecca". Die beiden Frauen sind bereits in anderen Musicals aufgetreten. In welchen? Klicken Sie sich durch unsere Bildergalerie. Foto: Leif Piechowski

Pia Douwes und Lucy Scherer darüber, wie sich ältere und jüngere Darstellerin ergänzen.

Stuttgart - Im nächsten Stuttgart-Musical "Rebecca", das am Donnerstag Premiere hat, stimmt die Chemie zwischen den beiden weiblichen Hauptfiguren des Stücks ganz und gar nicht. Das überzeugend rüberzubringen gelinge nur, wenn sie als Kolleginnen harmonieren, sagen Pia Douwes und Lucy Scherer.

Frau Douwes, Frau Scherer, die weiblichen Figuren im Musical "Rebecca" liegen altersmäßig weit auseinander, für die beiden Hauptakteurinnen in Stuttgart gilt auch im wirklichen Leben: Erfahren trifft auf jung. . .
Lucy Scherer: Das Gespräch geht ja gut los.

Immerhin treffen zwei Generationen von Musical-Darstellerinnen aufeinander.
Pia Douwes: Wenn Sie uns einen Generationenkonflikt unter Kolleginnen einreden wollen, liegen Sie falsch. Für mich ist es eine Riesenfreude, zum ersten Mal mit Lucy zusammenzuarbeiten. Ich habe sie in "Wicked" gesehen und fand damals schon, dass sie eine tolle Künstlerin ist.

Lucy Scherer: Für mich geht mit "Rebecca" ein Traum in Erfüllung. Pia ist für viele junge Kolleginnen eine Vorbild. Mit 14 war ich in einer "Elisabeth"-Vorstellung in Wien. Dass ich so schnell mit ihr streiten darf, hätte ich nicht gedacht.

Sie streiten demnach doch?
Lucy Scherer: In "Rebecca" spielt Pia Mrs Danvers, die Haushälterin des adeligen Witwers Maxim de Winter, die seiner neuen jungen Ehefrau sehr argwöhnisch gegenübertritt. Auf der Bühne streiten wir uns also, aber als Kolleginnen lieben wir uns.

Pia Douwes: Die junge Frau, die nur "Ich" heißt, emanzipiert sich im Lauf des Stücks. Die Frauen fechten eine Art Duell aus. Wie mir Lucy dabei auf der Bühne dann die Meinung geigt, kam in den Vorpremieren beim Publikum gut an. Ein Zeichen, dass unser Zusammenspiel super funktioniert.

Gerade spielen Sie sich auch abseits der Bühne super die Bälle zu. Gibt es denn nichts mehr, was Ihre junge Kollegin noch von Ihnen lernen könnte, Frau Douwes?
Pia Douwes: Lucy ist sehr kritisch mit sich, das ist auch gut so. Ich würde ihr aber gönnen, was Sie macht, mehr zu genießen.

Lucy Scherer: Beim Genießen bin ich noch nicht ganz angekommen.

Und Ihnen, Frau Scherer, geht es Ihnen nie so, dass Sie bei der älteren Kollegin manchmal denken: Dieses oder jenes macht man heutzutage aber anders.
Lucy Scherer: Ich wüsste nicht was, Pia ist ein absoluter Profi. Ich hatte und habe Ehrfurcht und Respekt vor ihr. Das muss ich vielleicht noch aus meinem Kopf kriegen. Vor der ersten Klavierprobe dachte ich, hoffentlich falle ich nachher nicht vom Stuhl. Dann war es aber sehr entspannt, Pia bringt einen schnell zum Lachen.

Es wird also keinen Zickenkrieg der Hauptdarstellerinnen um den meisten Applaus geben?
Pia Douwes: Zickenkrieg können wir uns nicht leisten. Bis zur Premiere sind wir täglich zehn Stunden im Theater. So eine Produktion funktioniert nur, wenn alle auf und hinter der Bühne zusammenarbeiten. Lucy hat dabei den schwersten Part, weil sie von allen die meiste Zeit auf der Bühne steht.

Lucy Scherer: Mit 14 Kostümwechseln.

Sie gelten im deutschsprachigen MusicalBereich als Grande Dame des Genres, Frau Douwes - Ihre Kollegin nickt bereits. Allüren gegenüber Jüngeren kennen Sie nicht?
Pia Douwes: Grande Dame - in meiner Heimat Holland gibt es ein Eis, das so ähnlich klingt. Spaß beiseite. Ich weiß, dass ich lange dabei bin. Mich berührt es, wenn man das über mich sagt. Aber tief in mir drin ist bis heute ein Stück Unsicherheit geblieben. Nur wird man mit zunehmendem Alter gelassener, das ist bei uns so wie überall.

Lucy Scherer: Naja, die Gelassenheit von dir hätte ich manchmal schon jetzt gerne.

Wie erleben Sie Ihre Bühnenpartnerin, wenn sie in sich ruht, Frau Scherer?
Lucy Scherer: Ohne zu viel zu verraten, es gibt eine Szene, in der eine Treppe in Flammen aufgeht. Anders als in Wien brennt wirklich die ganze Treppe in der Stuttgarter "Rebecca"-Inszenierung. Wenn ich daran denke, ich müsste dort im feuerfesten Kostüm stehen...

Pia Douwes: Es wird schon ein bisschen warm da oben.

Als jemand, der stets gut gelaunt ist, müssen Sie sich für die Rolle der unsympathischen Haushälterin doch arg verstellen?
Pia Douwes: Im chinesischen Horoskop bin ich ein Drache, aber Mrs Danvers ist schon weit weg von meiner Person. Doch man entdeckt zuweilen auch düstere Seiten an sich - auch wenn ich kein Haus anzünden würde.

Wie ticken Sie, Frau Scherer: eher kieksende Hexe wie in "Wicked" oder doch schüchterne unsichere "Ich"?
Lucy Scherer: Sowohl als auch, tendenziell bin ich wohl ein hektischer Mensch, im Privaten aber auch schüchtern. So gesehen kommt mir die Rolle entgegen.

In wenigen Tagen ist Premiere. Kribbelt es schon bei Ihnen beiden?
Lucy Scherer: Sie müssen uns nicht ständig daran erinnern.

Pia Douwes: Es ist jedes Mal schön zu beobachten, wie alle darauf hinfiebern.