Eher unfreiwillig geht Gabriele Merz im kommenden Juni in Rente. Foto: /Kathrin Haasis

Gabriele Merz wäre gerne länger Wirtin geblieben, aber ihr Lokal in der Mozartstraße wurde verkauft. Bis Juni 2023 gibt es bei ihr noch Spätzle. Ein Nachfolger steht schon bereit.

Seit einem Viertel Jahrhundert steht Gabriele nun schon in der Küche der Wirtsstube Emilie. Ans Aufhören hat sie bisher nicht gedacht. „Ich bin ja noch fit und mir macht es noch Spaß“, sagt die 65-Jährige. Ein bisschen unfreiwillig geht sie im kommenden Juni in Rente. Ihr Mietvertrag wäre ausgelaufen, der Eigentümer verkaufte das Lokal. Aber an der Stelle wird es wieder ein Restaurant geben: Der Sohn des neuen Besitzers hat selbst gastronomische Ambitionen. „Die Gäste sind alle äußerst traurig, denn dann gibt es keine Spätzle mehr“, sagt Gabriele Merz. Ihre Kundschaft begrüßt sie meist mit dem Vornamen – und das seit 1998. In den drei Jahren davor war ihr Mann der Betreiber des Lokals in der Mozartstraße. Für Gabriele Merz ist es „ihr Wohnzimmer“.

Der Nachfolger verwirklicht seinen Traum

In etwas weniger als einem Jahr übernimmt Konstantin Hatzipantelis die Räume. Sein Vater hat die Gaststätte im Erdgeschoss des Gebäudes gekauft, der 21-Jährige kann seinen Traum von einem Restaurant dort verwirklichen. Mezeria wird es heißen, die Küche modern-mediterran sein und lauter kleine Gerichte ähnlich wie Tapas werden auf der Karte stehen. Als „Intensiver Hobbykoch“ bezeichnet sich der junge Mann, in zahlreichen Restaurants habe er Erfahrung gesammelt. Bei der Industrie- und Handelskammer absolvierte er Kurse zum Kaffee-, Cocktail- und Weinsommelier. „Ich kann mir ein Leben ohne Gastronomie nicht vorstellen“, sagt er. Sein Großvater betrieb einst die Kneipe Picknick in Dußlingen auf der schwäbischen Alb, „von daher kommt vermutlich die Vorbelastung“.

Gabriele Merz wird im nächsten Juni ein Abschiedsfest feiern, verspricht sie. Ein Neustart an anderer Stelle kommt für sie aber nicht in Frage. „Ich will nichts anderes mehr, das war mein Baby“, sagt sie. Die Wirtsstube Emilie betreibt sie allein, kocht schwäbische Klassiker und Gnocchi mit Blattspinat oder Filetspitzen in Chilirahm sowie nach den Wünschen ihrer Gäste. Langweilig werde ihr in der Rente bestimmt nicht, versichert sie jedoch. Etwas Sorgen bereitet ihr das Ausräumen des Lokals: Jede Menge Erinnerungsstücke haben sich dort angesammelt, jede freie Fläche ist besetzt mit kleinen und größeren Figuren und Kuriositäten. In ihre Wohnung passen sie nicht.

Ein, zwei Erinnerungsstücke an die Wirtsstube bleiben

Konstantin Hatzipantelis hat sich überlegt ein, zwei Stücke zu übernehmen, darunter eine alte Schreibmaschine, die an die Wirtsstube Emilie erinnern sollen. Der 21-Jährige ist „intensiv am Planen“. Zunächst müsse das Lokal kernsaniert und modernisiert werden. „Hier ist schon lange nichts mehr passiert“, sagt er. Er rechnet mit der Eröffnung seiner Mezeria im Spätsommer oder Herbst 2023. Konstantin Hatzipantelis will eigentlich so schnell wie möglich loslegen. „Das ist mein Baby“, sagt er und klingt eine wenig wie seine Vorgängerin Gabriele Merz.