Das neue Distributionszentrum von Boss in Filderstadt-Bonlanden direkt an der B 27 wurde in nur 15 Monaten errichtet Foto: Horst Rudel

Statt am Stammsitz in Metzingen geht die Post bei Hugo Boss künftig auf den Fildern ab. Direkt an der B 27 ist am Freitag in Bonlanden (Kreis Esslingen) das neue Logistikzentrum des Textilherstellers in Betrieb gegangen – erbaut in nur 15 Monaten.

Statt am Stammsitz in Metzingen geht die Post bei Hugo Boss künftig auf den Fildern ab. Direkt an der B 27 ist am Freitag in Bonlanden (Kreis Esslingen) das neue Logistikzentrum des Textilherstellers in Betrieb gegangen – erbaut in nur 15 Monaten.

Filderstadt - Mehr als 35 Millionen Teile sollen pro Jahr vom neuen Distributionszentrum im Gewerbegebiet Affelter aus europaweit verschickt werden. Der von Boss-Vorstandschef Claus-Dietrich Lahrs als „ein Meilenstein auf unserem Weg zu einem erfolgreichen globalen Handelshaus“ bezeichnete Komplex bietet schon jetzt mehr als 250 Arbeitsplätze und soll weiter wachsen. Verpackt wird im Zweischichtbetrieb, binnen 24 Stunden soll die Ware der Nobelmarke in Geschäften von Flensburg bis Garmisch-Partenkirchen zu finden sein. Shops in Mailand oder Paris werden in spätestens 48 Stunden beliefert.

Schon während der Boss von Boss am Freitag mit seinem Logistikchef Ralf Schneider und der Filderstädter Oberbürgermeisterin Gabriele Dönig-Poppensieker das vor dem Eingang gespannte rote Band durchschnitt, ratterten in dem 279 Meter langen und 122 Meter breiten Komplex vollautomatische Förderbänder. Das Herzstück des laut Claus-Dietrich Lahrs „europaweit modernsten Logistikzentrums“ ist eine 21 Meter hohe Halle, in der bis zu 400 000 Kleidungskartons lagern. Ähnlich wie im erst vor wenigen Monaten eröffneten Zentralversand des Bietigheimer Hemdenherstellers Olymp im Kreis Ludwigsburg flitzen digital gesteuerte High-Tech-Shuttles vollautomatisch zu den exakten Lagerplätzen.

Die Logistik in Bietigheim würde laut Lahrs drei Mal in den neuen Boss-Standort in Filderstadt passen. Aus Sicht des Boss-Vorstandschefs ermöglicht das „weltweit größte Shuttle-Lager die Geschwindigkeit und Qualität, mit der unser Einzelhandelsnetz in ganz Europa beliefert wird, deutlich zu erhöhen“. Den Unterschied zur bisherigen Versandtechnik machte der für die internationale Distribution der Modemarke zuständige Ralf Schneider deutlich: „Früher mussten die Mitarbeiter in fußballfeldgroßen Lagerhallen enorme Laufwege leisten, um nur eine Sendung zusammenzustellen. Schon deshalb war die Leistungsfähigkeit der Logistik an ihren Grenzen - vor allem in Spitzenzeiten wie bei der Auslieferung neuer Kollektionen.“ Statt eilig durch die Gänge zu laufen, kümmern sich die Mitarbeiter im Logistikzentrum inzwischen um die Ausstattung von Business-Hemden und Sportschuhen mit einer Diebstahl-Sicherung. Auch das Preisetikett wird bereits in Bonlanden aufgeklebt.

Der Textilhersteller hofft, mit dem schnellen Versand die durch hohe Quadratmetermieten extrem teure Lagerhaltung in den Innenstadtshops senken zu können - und setzt auf Wachstumskurs. Bisher macht Boss 60 Prozent seines Umsatzes in eigenen Geschäften, mit der neuen Logistik soll die Quote auf 80 Prozent steigen.

Als Standorte der Boss-Logistik waren vor Bonlanden auch Areale in Nürtingen und Metzingen im Gespräch. Am Boss-Stammsitz verhinderte ein Bürgerentscheid die Planung, in Nürtingen machten Gegner mit einer Klage gegen das Projekt mobil. Mit wie viel Gewerbesteuer künftig Filderstadt rechnen kann, wollten am

Freitag weder Claus-Dietrich Lahrs noch die Rathauschefin sagen. Bis Jahresende will die Modefirma entscheiden, was mit den bisher genutzten Versandhallen in Wendlingen und Frickenhausen geschehen soll. Möglicherweise bietet das Online-Geschäft bei Boss den noch etwa 150 dort beschäftigten Mitarbeitern eine Zukunft.