Hai Endi wird dabei helfen, die Rems von Unrat zu befreien. Foto: Zugvögel

Der Bootsverleih Zugvögel schafft die neue Möglichkeit, über Neckar, Enz oder Rems zu paddeln, und dabei Müll zu sammeln. Als Schulklassenprojekt hat die Aktion bereits Erfolg – jetzt darf jeder ran.

Ludwigsburg/Bietigheim-Bissingen - Wenn aller Voraussicht nach kommende Woche im Landkreis Ludwigsburg weitere Öffnungen möglich sind, dürfen auch die Kajaks, Kanus und StandUpPaddle-Boards der Zugvögel ausschwärmen. Das Unternehmen mit sieben Verleih-Stationen an Neckar, Enz und Rems gibt dann auch den Startschuss für eine Neuheit – denn die Flotte bekam über den Winter ungewöhnlichen Zuwachs. Lubi, Bibi und Endi heißen die drei knallgrünen Boote. Sie können künftig als so genannte ÖkoKajaks auf dem Wasser bewegt werden.

Nun ist jedes Kajak gewissermaßen öko, wird es doch allein durch Menschenkraft bewegt. Mit den ÖkoKajaks aber können die Flüsse gleichzeitig von Müll und anderem, was nicht ins Wasser gehört, befreit werden. Sie wurden so umgebaut, dass auf ihnen Eimer Platz finden, in denen das Sammelgut bequem transportiert werden kann. Ausgerüstet mit Greifzange und Müllbeutel, die es von den Zugvögeln mit auf die Reise gibt, kann’s also losgehen. Selbstverständlich werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch mit Schwimmwesten ausgestattet. Und eine Trockentonne für die Wertsachen gehört ebenfalls zum Equipment. Und schlussendlich erhalten die Kajakinsassen vom Zugvögel-Personal eine Einweisung in den jeweiligen Flussabschnitt. Damit steht der ökologisch orientierten Bootstour nichts mehr im Weg.

Schulprojekt hat bereits ersten Erfolg

„Wir sehen gerade nach den Wintermonaten immer wieder Müll auf dem Wasser treiben. Auch sonst schwimmt leider genug Unrat herum“, sagt Anna Bröll, Geschäftsführerin der Zugvögel. Das muss nicht bedeuten, dass all der Abfall absichtlich ins Wasser geworfen wurde. Er kann auch durch höhere Pegelstände vom Ufer mitgeschwemmt oder vom Wind hineingeweht worden sein. Seit Corona treiben etwa immer wieder Boxen von To-Go-Essen auf dem Wasser. Von Kunden, die sich Kanus oder Kajaks ausgeliehen hatten, bekamen die Zugvögel-Mitarbeiter daher die Rückmeldung: Hätte ich einen Mülleimer dabei gehabt, hätte ich den Müll gleich mitgenommen.

So entstand die Idee der ÖkoKajaks, die im vergangenen Jahr zunächst als Schulklassenprojekt umgesetzt wurde. Die Schülerinnen und Schüler paddelten mit den Zugvögel-Booten über den Fluss, um ihn zu säubern. Was das Umweltbewusstsein der Jungen und Mädchen gestärkt haben dürfte. Die Aktion „hat richtig Fahrt aufgenommen“, freut sich Anna Bröll. Inzwischen ist sogar geplant, dass Schulen langfristig die Patenschaft für einen bestimmten Flussabschnitt übernehmen. So können die einzelnen Klassen nach und nach aufs Wasser.

Boote werden zu Krokodil, Hippo und Hai

„Wir dachten uns dann, dass doch aber jeder aus der Bevölkerung dazu die Möglichkeit haben sollte“, sagt Anna Bröll. Ein Boot hatte ihr Unternehmen für die Aktion übrig, ein weiteres wurde gekauft, das dritte von einem Kajak-Fachhändler in Baden-Württemberg gesponsert. Fünf Mitarbeiter nutzten den Lockdown, die Kajaks umzugestalten und zu Krokodil, Hippo und Hai werden zu lassen. Teils passen zwei Personen ins Kajak, teils eine. Gedacht ist das Angebot für alle Altersgruppen und für Familien mit Kindern von drei Jahren an. „Gerade das Haiboot dürfte die Kinder begeistern“, ist die Zugvögel-Geschäftsführerin überzeugt. In der vergangenen Woche gab es die ersten Probefahrten. Geachtet wurde darauf, dass die Boote sich trotz der Eimer gut im Wasser verhalten.

Noch im Detail zu klären ist die Frage der Müllentsorgung nach Fahrtende, gerade wenn größere Gegenstände aus dem Wasser gefischt worden sind. „Wir arbeiten mit den Städten und Gemeinden aber generell gut zusammen“, ist Anna Bröll optimistisch zwecks einer Lösung. Im Notfall könne es aber erst mal sein, dass die Sammler den Müll selbst zu entsorgen haben. Kostenfrei ist dafür das Paddeln. „Wir haben uns bewusst dafür entschieden, dass die ÖkoKajaks nie etwas kosten“, sagt die Geschäftsführerin.

Reserviert werden können die ÖkoKajaks allerdings nicht. Wenn die Verleih-Stationen geöffnet sind, reicht ein Anruf, ob sie gerade verfügbar sind. Krokodil Lubi liegt – dem Name entsprechend, am Uferstüble in Ludwigsburg vor Anker –, Hippo Bibi wartet am Viadukt in Bietigheim-Bissingen auf Paddler, und Hai Endi möchte von Weinstadt-Endersbach aus die Rems säubern. Geteilt werden können die Erlebnisse dann in den Sozialen Netzwerken unter dem Hashtag #ÖkoKajak.