Unter das „Elefantenklo“ soll Leben kommen: Vier Felder für unterschiedliche Nutzungen sieht der Plan des Stadtplanungsamtes vor. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Auf Anregung des Vereins Stadtlücken legt die Stadt Pläne für die Umgestaltung des Österreichischen Platzes im Stuttgarter Süden vor. Die Parkplätze unter der Brücke sollen wegfallen.

S-Süd - Den Österreichischen Platz gibt es gar nicht, behauptet eine junge Frau in einer Umfrage, die die Initiative Stadtlücken e.V. im vergangenen Jahr in den sozialen Netzwerken gepostet haben. Das war der Auftakt zu einer ganzen Reihe von Aktionen, bei denen klar wurde, dass sich viele eine andere Nutzung dieses Unortes wünschen. Jetzt ist offiziell Bewegung in die Umgestaltung gekommen und Helmut Haas vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung präsentierte im Bezirksbeirat zusammen mit den Stadtlücken-Vertretern die Vorschläge durch die der Österreichische Platz seinem Namen als Platz endlich gerecht werden könnte.

Reallabor kann experimentieren

Der Ausschuss für Technik und Umwelt (Uta) unterstützt dies und hat am 11. Juli dem Gemeinderat empfohlen, den Vertrag mit dem Parkhausbetreiber Apcoa rechtzeitig zu kündigen, damit im kommenden Frühjahr der Weg frei wird für die neuen Nutzungen. Zunächst soll die Fläche für zwei Jahre neue Möglichkeiten eröffnen. Ein Reallabor, das mit Vertretern der Universitäten, der Stadt, mit weiteren Experten und den Aktivsten des Vereins Stadtlücken besetzt ist, soll das Experiment vorantreiben und betreuen. Der versteht sich als Netzwerk zum gemeinsamen Entwickeln von Ideen für Lücken in der Stadt Stuttgart. Nach der Erprobungsphase wird entschieden, welche Nutzung und Gestalt der Österreichische Platz erhält.

Rote Sitzgelegenheiten

Die Planungen der Stadt beziehen sich auf den vorderen Teil unter der Paulinenbrücke, über die Zukunft des Untergeschosses muss noch diskutiert werden. Das vorgestellte Konzept bezieht sich auf mögliche Umnutzungen jenes Bereichs, der jetzt mit Parkplätzen belegt ist. So soll an der nördlichen Seite eine kleine Grünanlage entstehen, in der auch Urban-gardening-Freunde aktiv werden können und eine neue Treppe soll die Verbindung nach oben zur Paulinenbrücke herstellen. „Die Treppe ist finanziert. Anfang 2018 soll mit dem Bau begonnen werden“, kündigte Haas an. Im Bereich der jetzigen Einfahrtschranken zum Parkbereich unter der Brücke soll ein Fahrradparkhaus für 108 Räder nebst Servicestation und Leihrädern entstehen. Nach einem Betreiber wird schon gesucht. Die Brückenpfeiler sollen rot gestrichen und mit einer Beleuchtet ausgestattet werden, rote Sitzelemente zur Tübinger Straße hin werden aufgestellt. Zwischen den Pfeilern wären Slacklines denkbar, so Haas. In südlicher Richtung wird Platz für die Aktionsfläche sein, über deren endgültige Nutzung nach der Testphase durch das Reallabor entschieden wird.

Wunschliste für das Rathaus

„Wir haben uns in anderen Städten Europas umgesehen wie dort Lücken geschlossen werden“, berichtet Hanna Noller von den Stadtlücken und präsentierte überraschende Beispiele: Ein Schaukelparadies, eine Wasserfläche zum Kanufahren, ein Kino, ein Blumenladen, ein Skaterpark. Mit letzterem freundeten sich einige der Bezirksbeiräte spontan an. Noch weiter in südlicher Richtung sind 800 Quadratmeter für Aktionen, Gastronomie, Geschäfte und Märkte vorgesehen.

Im Oktober 2016 hatten die Stadtlücken-Aktivisten unter der Paulinenbrücke einen Kiosk eingerichtet. Dort wurden Souvenirs vom Platz der keiner ist verkauft und die Bürger nach ihren Wünschen befragt. „Wir haben die Tafeln mit den Ergebnissen dann ins Rathaus getragen“, berichtete Hanna Noller.

Platz ganz freiräumen

Bisher gibt es unter der Paulinenbrücke 187 Parkplätze. Haas berichtete, dass nur noch ein Bruchteil genutzt wird, weil es attraktivere Alternativen gibt. Deshalb befürwortet der Uta die Kündigung des Vertrags mit dem Betreiber. Auch die Tatsache, dass unter der Brücke ein Treffpunkt für die Obdachlosenszene ist, wurde mitdiskutiert, betonte Sebastian Klawitter von den Stadtlücken. „Jede Belebung verringert das Problem“, argumentierte der Fahrradbeauftragte Claus Köhnlein. Im Bezirksbeirat war man sich einig, dass in die Überlegungen auch das unten gelegene Rondell – im Volksmund Elefantenklo – einbezogen werden muss. „Wir müssen den Platz ganz freiräumen . Wenn er vorne aktiv genutzt werden soll, kann er nicht hinten vermüllt werden“, fasste Haas die Überlegungen zusammen.