Neues Schaufenster in der Rosenbergstraße: das braun und münch. Foto: Tanja Simoncev

Karin Braun und Holger Münch machen viele Designstücke für ihren Laden „braun und münch“ selbst.

S-West - Die Wohnung ein paar Straßen weiter, die eigene Werkstatt direkt um die Ecke – Braun und Münch entdeckten die zu vermietende Ladenfläche in einem denkmalgeschützten Haus durch Zufall und blieben dran. Nach aufwendiger Sanierung sei, so findet das designverliebte Paar, ein Schmuckstück entstanden.

Die beiden ergänzen sich perfekt: Während Braun für die Handarbeit zuständig ist, kümmert sich Münch um das Technische, die Leuchten, die Konzeption. „80 Prozent davon werden in Stuttgart produziert“, so das Pärchen. Und zwar von den beiden selbst.

Handgemacht kommt bei den Menschen wieder an

Schon zehn Jahre lang habe man eine eigene Werkstatt, aus Lust am Design und Leidenschaft zum Handwerk. Dabei spielt für sie nicht nur der Nachhaltigkeitsgedanke eine große Rolle, sondern auch die Qualität. Handgefertigte Kissenbezüge etwa seien aus japanischen Stoffen gemacht und bestünden nur in kleinen Auflagen. „Jedes Kissen gibt es, wenn es hoch kommt, nur vier Mal. Also fast Unikate“, so Münch. Außerdem kommt altes Bauernleinen aus der Schweiz zum Einsatz, das Braun von Hand bedruckt. Auch die Netztaschen aus Bio-Baumwolle sind handgemacht, die Sitzkissen fürs Büro oder zum Mitnehmen wurden selbst gehäkelt, gewalkt und gefilzt, genauso wie die Tasche namens Origami, die selbst entworfen wurde.

„Das ist vegane Ware“, betonen die Stuttgart-West-Freunde. Besonders nachhaltig wird es beim „Projekt Erinnerung“, bei dem aussortierte Lieblingsstücke von den beiden zu neuem Leben erweckt werden. „Ob Vorhang, Tweedjacket oder abgetragener Wollpullover, durch unsere Ideen werden die Materialien in ausgefallene Einzelstücke wie zum Beispiel Kissen, Decken oder Heftumschläge umgewandelt.“

Man produziere für sich, für den Betrieb – „das ist kein Hobby.“ Die handgefertigten Sachen gibt es schon lange. Vieles sei von hauseigenen Events übrig geblieben, man hatte versucht sie online zu vertreiben, dies dann aber wieder eingestampft. Den „irren Lagerbestand“, vor allem langlebige Deko-Elemente, will man lieber direkt an die Leute bringen.

Der Westen ist voll von kleinen, außergewöhnlichen Lädchen

Kleine, inhabergeführte Läden für Design und Interieur haben in den letzen Monaten wieder einige eröffnet. Besonderes im Stuttgarter Westen siedeln sich unabhängige Kreative und Kleinkünstler mit ihrem eigenen und meist handgefertigten Sortiment gerne an und befruchten sich gegenseitig – gerade auch mit Veranstaltungen wie „Schätze des Westens“. Bei dem Entdeckungstag öffnen einmal im Jahr Läden, Ateliers und Künstler einmal im Jahr ihre Türen und präsentieren sich mit vielen kleinen Aktionen – quasi eine Art Tag der offenen Tür des Westens.

Keine paar hundert Meter weiter vom braun und münch hat zum Beispiel auch Karin Mauch ihr Geschäft „William“ eröffnet. Bei Mauch gibt es alles, was man nicht dringend braucht, aber gerne haben will: schöne Seifen, ein handgemachtes Schachbrett, Lederwaren, Taschen oder Handschuhe. Ihr Konzept als Einzelhändlerin: Das anbieten, was sonst keiner hat. Also im Prinzip auch die Strategie, die Karin Braun und Holger Münch nun fahren wollen mit ihren handgefertigten Produkten.