Wie von den Stuttgarter Nachrichten berichtet, plant das Land, das Kunstgebäude Stuttgart nach dem Wiederauszug des Landtages 2016 in ein Veranstaltungsforum zu verwandeln. Fest steht inzwischen: Die Filmhaus-Idee spielt hierbei keine Rolle.
Stuttgart - Das Kunstgebäude am Schlossplatz in Stuttgart bildet in geografischer Gelenkfunktion das Herz des Kulturquartiers. Werden Vierecksaal und Glastrakt durch den Württembergischen Kunstverein Stuttgart als Bühne internationaler Gegenwartskunst genutzt, dienen aktuell der zentrale Kuppelsaal (als Plenarsaal) und die umliegenden Räume (für Büronutzungen und Dienstleistungen) als Ausweichquartier für den Stuttgarter Landtag.
2016 wollen die Parlamentarier wieder das dann sanierte Landtagsgebäude beziehen. Eine Chance, dem Kunstgebäude nach dem Rückbau von 2018 an neues Gewicht zu geben?
Staatssekretär Walter denkt an „multifunktionale Nutzung“
Im Juli 2014 skizzierte Jürgen Walter (Grüne), Staatssekretär im baden-württembergischen Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, unserer Zeitung seine Hoffnungen für das Kunstgebäude nach 2016: „Ich denke an diesem exponierten Ort an eine multifunktionale Nutzung“, sagte Walter, „in der wichtige Kunst- und Kultureinrichtungen netzwerkartig eingebunden sind.“
Und weiter: „Das Kunstgebäude besitzt durch seine exponierte Lage am zentralsten Ort in Stuttgart das momentan ungenutzte Potenzial, ein Haus für spartenübergreifende Gegenwartskunst von bildender Kunst über Tanz, Theater und Film bis hin zur Literatur zu werden.“
Fünf feste Partner neben dem Württembergischen Kunstverein?
Nicht bestätigen will das Land, dass man zusätzlich zur festen Größe Württembergischer Kunstverein Stuttgart fünf feste Partner in das Kunstgebäude holen möchte. Nach Informationen unserer Zeitung wären dies die Kunstakademie Stuttgart, die Akademie Schloss Solitude, das Institut für Auslandsbeziehungen, das Schauspiel Stuttgart und das Theater Rampe.
Das auch von Jürgen Walter 2014 noch genannte Thema Film taucht in diesem Quintett als direkt eigene Größe so wenig auf wie das Themenfeld Gestaltung und Architektur.
Vor allem Werner Sobek, Direktor des Instituts für Leichtbau, Entwerfen und Konstruieren der Universität Stuttgart, hatte sich vor einem Jahr für das „bewusst grenzüberscheitende Denken im Kunstgebäude“ starkgemacht. Während man sich vonseiten des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst sowie des (für die Landes-Liegenschaft Kunstgebäude verantwortliche) Ministeriums für Finanzen und Wirtschaft zurückhält, wagen Streiter für ein Filmhaus in Stuttgart bereits einen neuen Anlauf für eine solch eigene Filmbühne.
Film Commission verwundert über Nichtberücksichtigung von Film und Medien
So sagt Christian Dosch, Leiter der Film Commission in Stuttgart, unserer Zeitung: „Wir hatten 2014 angeregt, über eine Nutzung des Kunstgebäudes als Film- und Medienhaus nachzudenken. Die Anbindung an die Stuttgarter Kinostraße mit den Innenstadtkinos, die Zusammenarbeit mit dem Württembergischen Kunstverein, die Nähe zum Schlossplatz mit dem Trickfilmfestival-Open-Air und der Brückenschlag zur Stuttgarter ,Kulturmeile‘ – es gibt viele gute Argumente.“
Und weiter sagt Dosch: „Der Schwerpunkt Film und Medien ließe sich interdisziplinär zum Beispiel mit bildender Kunst, Literatur und Musik verbinden und würde gleichzeitig für ein klares Profil und eine kontinuierliche Präsenz des Kunstgebäudes in der Stadt sorgen. Zu unserer Verwunderung hat Herr Staatssekretär Jürgen Walter diese Nutzungsidee ausdrücklich verneint, sie wird vonseiten des Landes aktuell nicht weiterverfolgt.“
Geschichte ist auch die Idee von Markus Merz, Leiter der Merzakademie – private Hochschule für Gestaltung – , die Villa Berg zur Filmbühne zu machen.
Neues Kommunales Kino plant ein Film- und Medienhaus an anderem Standort
Die Konsequenz? Dosch: „Der Verein Neues Kommunales Kino Stuttgart hat diesen Monat einen Auftrag für Standortsuche, Planungsstudie und Betriebskonzeption für ein Film- und Medienhaus in Stuttgart an ein Planungsteam vergeben.“ Mit dabei: Pesch Partner Architekten Stadtplaner, das Büro Haas Cook Zemmrich I Studio 2050 sowie das Büro Rmc Medien + Kreativ Consult.
„In der ersten Planungsphase“, sagt Christian Dosch, „wird das Team von Oktober an bis Januar 2016 die innenstadtnahen Stadtbezirke nach möglichen Standorten scannen und ein erstes Planungskonzept vorlegen.“ Der Gemeinderat, so Dosch, müsse dann entscheiden, welche Standortvarianten weiterverfolgt werden sollen. In der dritten Stufe soll die Feinplanung stehen. Und Dosch ist sich sicher: „Am Ende des dreistufigen Planungsprozesses steht das Haus für Film und Medien inhaltlich, architektonisch und betriebswirtschaftlich auf einer professionellen Basis.“
Dann wäre wieder die Politik am Zug – „für eine Grundsatzentscheidung, ob es in Stuttgart in Zukunft ein Film- und Medienhaus geben soll.“