Wolfgang Kammer und seine nicht ganz ernst gemeinte Remstal-Walhalla. Die Köpfe haben ihn aber ernsthaft beeindruckt. Foto:  

Helmut Palmer ist bekannt als Remstalrebell. Aber es gibt noch andere, unbekanntere Persönlichkeiten aus dem Remstal, die ihren eigenen Weg gegangen sind. Vier „Remstal-Querköpfen“ widmet sich ein gleichnamiges Figurentheaterstück im Theater hinterm Scheuerntor.

Plüderhausen - Im wahren Wortsinn will Wolfgang Kammer mit seinem neuen Figurentheaterstück Persönlichkeiten aus dem Remstal ins Rampenlicht holen. Menschen, die bisher vielleicht weniger bekannt, aber deswegen nicht weniger beachtenswert sind – weil sie mutig, weil sie rebellisch waren und weil sie ihren eigenen Weg gegangen sind.

Eine geistige Ebene für die Remstal-Gartenschau

Die Idee dazu trägt der künstlerische Leiter des Theaters hinterm Scheuerntor in Plüderhausen schon seit einiger Zeit mit sich herum – jetzt zur Gartenschau hat er sein Stück „Remstal-Querköpfe“ tatsächlich geschrieben. Weil die Veranstaltung eine geeignete Plattform ist, „aber auch, weil die Gartenschau neben den Events und den schönen Gärten eine geistige Ebene vertragen kann.“

Nach welchen Kriterien er sein Quartett der Remstalquerköpfe zusammengestellt hat? „Das sind Menschen, die an einem bestimmten Punkt ihres Lebens gemacht haben, was zu machen war“, erzählt Wolfgang Kammer und sieht durchaus Parallelen zu sich selbst – elf Jahre ist es jetzt her, dass er das Wagnis eingegangen ist, in Plüderhausen ein kleines, feines Theater zu eröffnen: „Da habe ich den Ruf, die innere Stimme gespürt.“

Um den Remstalrebell Helmut Palmer kommt man nicht herum

In seiner Remstal-Walhalla – „eine leicht ironische Idee“ – die über der Bühne thront, hat er folgende Köpfe versammelt: Peter Gais, Alfred Leikam, Gottlob Kamm und Helmut Palmer. „Um den kommt man nicht herum, aber er bietet natürlich theatralisch auch was“, meint Wolfgang Kammer mit einem Augenzwinkern zu letzterem. Erstaunlich sei, wie der Remstalrebell gleich nach seinem Tod Kult geworden sei – „obwohl Palmer seinen großen Lauf eigentlich in den 1970er Jahren hatte, als er fast Oberbürgermeister von Schwäbisch Hall geworden ist“, sagt der 61-jährige Kammer.

Ein Rebell gegen die Obrigkeit war Peter Gais. Der Anführer des Bauernaufstandes Armer Konrad musste seinen Einsatz mit dem Leben bezahlen. Palmer und Gais bilden die Klammer um zwei unbekanntere Persönlichkeiten: den ehemaligen Entnazifizierungsminister Gottlob Kamm aus Schorndorf sowie Bürgermeister und Politiker Alfred Leikam aus Korb. Das verbindende Element im Stück sind drei Stammtischler, die in allen vier Lebensgeschichten auftauchen und den angepassten Mainstream darstellen.

Alfred Leikam wurde posthum von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem geehrt

Wolfgang Kammer will in seinem Stück von Schlüsselmomenten der vier Protagonisten erzählen: Die Figur von Alfred Leikam trägt weiß-schwarz-gestreifte Häftlingskleidung. Das Stück berichtet von seiner Zeit im Konzentrationslager Buchenwald und wie der Korber einem jüdischen Mithäftling das Leben rettet – dafür wurde Leikam 2003 posthum von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem geehrt. Direkt nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Leikam allerdings als Nestbeschmutzer angefeindet. „Inzwischen gibt es einen Platz mit seinem Namen, eine Straße. Aber er ist keine Person für großes Marketing“, sagt Wolfgang Kammer.

Das Figurentheaterstück Remstal-Querköpfe feiert am Freitag, 3. Mai, um 20 Uhr Premiere. Weitere Aufführungen finden unter anderem am 4., 15., 24. und 31. Mai, am 5. und 14. Juni sowie am 10. und 31. Juli statt. Weitere Infos gibt es im Internet.