Keine Gewalt: Fußballfans des VfB Stuttgart Foto: dpa

Ein Fanprojekt ist beileibe kein Allheilmittel. Es wird keinen Hooligan bekehren. Wer prügelt, wer raubt, wer mit Feuerwerkskörpern herumballert, muss dingfest gemacht werden, sagt Redakteur Frank Rothfuß.

Stuttgart - Die Mercedes-Benz-Arena ist alle 14 Tage das größte Jugendhaus der Stadt. Nicht unbedingt, weil dort berauschender Fußball zu sehen ist. Sondern weil der VfB Stuttgart Identität stiftet. Da gilt der Dreisatz: Meine Kurve, mein Verein, meine Stadt. Das wärmt, gerade wenn man Ärger zu Hause hat, schlechte Noten in der Schule, keinen Job. Genau diese Jugendlichen erreicht man über den Fußball. Das zeigen die Erfahrungen aus anderen Fanprojekten. Erst redet man über das Spiel, über die Auswärtsfahrt – und dann über die Schule und Stress mit den Eltern. Und verhindert so womöglich, dass ein Jugendlicher aus Frust zuschlägt.

Hier entlang: Ein Besuch beim Fanprojekt und ein Ausblick

Ein Fanprojekt ist beileibe kein Allheilmittel. Es wird keinen Hooligan bekehren. Wer prügelt, wer raubt, wer mit Feuerwerkskörpern herumballert, muss dingfest gemacht werden. Das ist Aufgabe der Polizei. Nicht nur in einem Stadion, sondern überall in der Stadt. Doch wie verhindert man, dass junge Fußballfans Gewalt als cool empfinden? Oder sich von der Gesellschaft abwenden? Anderswo treiben die Neonazis der Au-tonomen Nationalisten ihr Unwesen. Sie sehen nicht mehr aus wie dumpfe Glatzen, sie tragen Kapuzenpullis und Sonnenbrillen. Man könnte sie mit Autonomen verwechseln – oder mit Ultras. Die kleiden sich auch uniform und sind hierarchisch organisiert. Politisch sind sie aber eher links, und es ist in Stuttgart ein Verdienst der Ultras, dass es aus der Kurve keine rassistischen Beschimpfungen mehr gibt oder Schwule beleidigt werden. Im Westen und Osten der Republik aber haben die Neonazis Ultra-Gruppen gekapert. Da werden andere Fans gehetzt und verprügelt. Unter dem Schlachtruf „Heil Hitler“.

In Stuttgart gibt es diese Tendenzen bisher nicht. Doch wie heißt es so schön: Wehret den Anfängen. Nicht nur dafür braucht es Sozialarbeiter, die sich tagtäglich mit Fans beschäftigen, mit deren Sorgen und Nöten. Die wissen, was im größten Jugendhaus der Stadt passiert.