Das Europa Zentrum in Stuttgart hat ein Brettspiel entwickelt, das die Abläufe in Brüssel begreifbar machen soll. Damit soll auch die Akzeptanz der EU erhöht werden.
Stuttgart - Europapolitik ist eine komplizierte Sache. Das sehen die Verantwortlichen im Europa Zentrums Baden-Württemberg allerdings als Herausforderung, die bisweilen sehr abstrakte Materie auch normalen Menschen begreifbar zu machen. Ergebnis ihrer Überlegungen ist ein neues Brettspiel mit dem etwas sperrigen Namen „Legislativity“. Ziel ist es, die Gesetzgebungsverfahren in Brüssel spielerisch begreifbar zu machen.
Politik spielerisch begreifbar machen
„Das ist eine keine einfache Aufgabe“, bekannte Guido Wolf, Landesminister für Justiz und Europa, bei der Präsentation des Spieles in Stuttgart. Da Spiel macht allerdings tatsächlich begreifbar, wie kompliziert es ist, ein Gesetz durch das Brüsseler Verfahrensdickicht zu manövrieren. Wie im richtigen EU-Politikbetrieb beginnt alles eher langsam, was Guido Wolf beim Testspielen mit einigen Schülern gleich am Anfang schmunzelnd monierte. Und noch eine Erfahrung kann gemacht werden: je mehr Mitspieler, desto komplizierter wird es, die eigene Spielfigur in Richtung Ziel zu befördern. Allerdings kann der Spielfluss unerwartet an Dynamik gewinnen, wenn es etwa gelingt, eine Lobbygruppe vor den eigenen Karren der Gesetzgebung zu spannen. Allerdings kann ein Spieler auch ausgebremst werden, wenn es anderen gelingt, die Berichterstattung über ein Gesetz ins Negative zu ziehen. Alles wie im richtigen EU-Alltag.
Die Akzeptanz Europas erhöhen
Martin Kilgus, Vorstandsvorsitzender des Europa Zentrums, zeigte sich bei der Präsentation sichtlich zufrieden. „Es ist wichtig, die Entscheidungsprozesse zu verstehen“, sagte er, nur so könne die EU wirklich begriffen werden. Das sei gerade in Zeiten der Krise entscheidend für die Akzeptanz der Union bei den Menschen. Kilgus erzählte, dass das Europa Zentrum mehrere Jahre an dem „Legislativity“-Projekt gearbeitet habe. Es sei sehr viel ausprobiert worden, bevor die ersten Prototypen realisiert worden sind. „Am Ende haben wir mit über 1000 Schülern getestet, ob das Spiel auch wirklich spielbar ist“, sagt Kilgus. Finanziell gefördert wurde die Entwicklung vom Ministerium für Justiz und Europa und dem Sparkassenverband.
Vom Minister gefragt, ob er das Spiel gerne spiele, antwortete ein Schüler mit eher zurückhaltend. Mit seinen Freunden würde er wohl nicht zu „Legislativity“ greifen, räumte er ein – aber für den Unterricht in der Schule sei das Spiel eine feine Sache.