Im Leseraum kann auch regelmäßig Skat geklopft werden. Foto: factum/Simon Granville

Der Bürgertreff hat sein neues Domizil im Gerlinger Träuble-Areal eröffnet – ganz formlos. 70 Besucher sind gekommen und haben nicht nur die neuen Möbel getestet. Eine „richtige“ Einweihung soll folgen, wenn die Corona-Regeln das zulassen.

Gerlingen - Er ist groß, modern und hell: Der neue Bürgertreff im Gerlinger Träublearealhat am Montag zum ersten Mal geöffnet – und nicht nur die angestammten Skatspieler sind gekommen. Die Tische und Stühle glänzen, nicht nur im Café und auf der Terrasse. Alles ist ein bisschen anders als im Alten Rathaus, wo sich seit 27 Jahren Menschen jenseits der 60 getroffen hatten.

„Wir gewöhnen uns dran“, glaubt der Vereinsvorsitzende Jürgen Dautel. Und er ist der Stadt dankbar dafür, dass die neuen Räume mehr als doppelt so groß sind wie die bisherigen. Nun müsse man erreichen, dass die Leute zum neuen Treff kommen.

Sie sitzen an fünf quadratischen Tischen – so, dass man sich nicht in die Karten schauen kann. Aber auch so, dass die coronabedingten Abstände gewahrt bleiben. Zu dritt oder zu viert. Die meisten sind Stammspieler, viele mit Vereinserfahrung. „Da ist Apfelschorle drin“, sagt sofort einer, als der Besucher auf die Halbliterkrüge schaut. Karl spielt ein Kreuz einfach, zieht die Trümpfe, lässt Heinz und Siegfried nur die nötigsten Stiche. Dennoch ist es knapp: 61 Punkte. „Mehr braucht’s nicht“, meint einer und grinst. Aus den Tellern, die neben jedem Spieler stehen, wechseln Zehncentstücke den Besitzer. Nachgekartet wird nicht. Die neuen Räume seien „gut gelungen“, meint Heinz Henke. Karl Gengenbach meint, „ich fühl’ mich hier super“. Schon liegen die nächsten Karten vor den Spielern.

Viele Besucher engagieren sich auch

Jürgen Dautel sitzt an einem der fünf Tische mit dabei, Karten in der Hand. Im Bürgertreff wird montags Skat gespielt. Andere der mehr als 400 Vereinsmitglieder treffen sich ebenfalls wöchentlich: Zur Gymnastik, zum Wandern, zum Singen. Alle haben Spaß daran. Der Bürgertreff funktionierte bisher, weil viele Besucher nicht nur an Angeboten teilnehmen, sondern sich auch für diese Einrichtung engagieren – so lange sie können.

An jedem Öffnungstag (siehe „Der Bürgertreff“) sind zwei Personen für die Theke und die Bewirtung zuständig. Ursula Löffler hat heute die Thekenschicht übernommen. „Es war verwirrend und stressig“, sagt die 80-Jährige kurz nach halb sechs. Alle Kuchen und Brezeln sind weg, die Kühlschränke für Getränke reichen aus. „Es hat Spaß gemacht, wir haben endlich wieder öffnen können.“ „Wir müssen uns noch zurechtfinden“, ergänzt ihre Kollegin Waltraud Wieder.

Alles aus- und wieder eingeräumt

Karin Naik hat mit den Vorstandsmitgliedern und anderen Freiwilligen die mit dem Umzug verbundene Arbeit geleistet. „Wir haben geräumt, geräumt, geräumt“, meint sie lachend, bis alles in den vielen Schränken wieder seinen Platz hatte. Nicht nur das Geschirr und die Spiele.

Sie freut sich, dass „die Stadt dafür viel Geld in die Hand genommen hat“. So habe man wieder eine Terrasse, einen Lese- und Computerraum, ein Café und einen Mehrzweckraum. Dort kann Gymnastik ebenso stattfinden wie ein Vortrag. „Wir können uns aber nicht beklagen“, meint sie, aber das Heimelige fehle ein bisschen. Die Atmosphäre im und um das Alte Rathaus herum sei anders gewesen, meint Karl Kurz. Er kam bisher dreimal in der Woche. „Das alte Haus war schön.“ Ein „neues altes Haus“ hätte ihm aber besser gefallen als ein „neues neues Haus“.

Etliche Dinge müssen noch gerichtet werden. So hat die dreistufige Treppe von der Terrasse zum Abgang zur Straße kein Geländer. Ältere Menschen hätten aber das Bedürfnis, sich auch an dieser kleinen Treppe irgendwo festhalten zu können, erklärt Dautel. Ein Geländer sei nicht vorgeschrieben, erläutert die Stadtverwaltung. Man sehe aber „die Notwendigkeit einen Handlauf zu installieren“. Dies müsse mit Miteigentümern, Bauträger und Architekt geklärt werden. Die Stadt werde es anregen. Auch der Türschließer funktioniert noch nicht. Das sei ein Baumangel, der bald behoben werde, heißt es in einer Mitteilung der Stadt.

Alles in allem ist Jürgen Dautel zufrieden. Und er sagt eines: „Wir sind Gäste.“

Der Bürgertreff

Der Bürgertreff Gerlingen ist ein Verein mit mehr als 400 Mitgliedern, der sich an Bürger von etwa 60 Jahren an wendet. Die Mitgliedschaft ist kostenlos, auch Nicht-Mitglieder können an den Angeboten teilnehmen. Der Bürgertreff wird von der Stadt unterstützt.

Der Bürgertreff wurde im Jahr 1993 gegründet. Im Oktober 2018 gab es eine große 25-Jahr-Feier.

Der Bürgertreff Gerlingen hatte bis vor einigen Wochen seinen Standort im Erdgeschoss des Alten Rathauses am Rathausplatz. Im Juli ist man umgezogen in eines der Gebäude des neuen Träuble-Areals. Die Adresse lautet Hauptstraße 2. Der Zugang ist direkt an der Ecke Hauptstraße/Leonbergerstraße, ein Aufzug ist vorhanden.

Der Bürgertreff bietet an mehreren Tagen in der Woche ein Programm, zudem gibt es den offenen Bereich mit Café-Betrieb. Im Angebot sind Veranstaltungen im Haus wie draußen. Dazu gehören Wanderungen, Nordic Walking, oder Ausfahrten der E-Bike-Gruppe. Ausflugsziele waren das Sindelfinger Mercedes-Werk oder das Zeppelin-Werk in Friedrichshafen. An diesem Donnerstag, 6. August, geht es nach Rechberghausen und zum Hohenstaufen. Im Haus finden Skat-Runden statt, Gymnastik, Strick- und Konversation auf englisch, Beratung von PC bis Smartphone und vieles mehr. An der Programmgestaltung kann jeder teilnehmen.

Öffnungszeiten
sind montags, dienstags und donnerstags von 14.30 Uhr bis 18 Uhr, samstags von 8.30 Uhr bis 12.30 Uhr. Näheres nicht nur zu den Öffnungszeiten unter Telefon 0 71 56/ 9 28 25 40 oder im Internet unter www.buerger-treff-gerlingen.de.