Auf „Servant of the Mind“ widmet sich die dänische Rockband Volbeat übernatürlichen Ereignissen. Foto: Universal

Die dänischen Rocker von Volbeat zeigen auf ihrem achten Album, dass sie trotz Chart-Erfolgen immer noch härtere Songs schreiben können – doch der Spagat zur Massentauglichkeit gelingt nicht immer.

Kopenhagen - Einige Kritik aus der Metal-Szene haben Volbeat für ihre letzten Alben einstecken müssen: Zu poppig, gar schlageresk und austauschbar seien ihre Stadion-Hymnen im Vergleich zu dem kernigen Mix aus Heavy Metal, Rock’n’Roll und Country, der die Dänen seit den späten Nullerjahren auf die internationalen Bühnen katapuliert hat. Doch die an diesem Freitag erscheinende Scheibe „Servant of the Mind“ dürfte auch Fans der ersten Alben beruhigen, denn Volbeat haben dem Metal nicht völlig abgeschworen.

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Im Gegenteil kommt die Mehrzahl der dreizehn Songs so düster daher, dass man die Uptempo-Truppe aus Kopenhagen teils kaum wiedererkennt, wäre da nicht Michael Poulsens helle Stimme, die wie gewohnt die gesamte Produktion überstrahlt und ihm den Spitznamen „Metal-Elvis“ eingehandelt hat. Eine Rückkehr zu klassischen Heavy Metal-Einflüssen hatte Poulsen im Vorfeld versprochen, und so ackert er sich zusammen mit Ex-Anthrax-Gitarrist Rob Caggiano durch eine im besten Sinne traditionell inspirierte Riffsammlung.

Anspielungen auf Metallica, Black Sabbath und Johnny Cash

Auf Songs wie „The Sacred Stones“ oder „Lasse’s Birgitta“ scheinen Black-Sabbath-Anleihen durch, „Becoming“ steigt mit Tremolo und Schlagzeuggewitter ein. Während das Hauptriff von „Say No More“ an Thrash Metal à la Metallica erinnert, ist Poulsens gebelltes „Master“ auf „The Devil Rages On“ eine offensichtliche „Master of Puppets“-Referenz, obwohl der Rest des Songs eher wie eine Hommage an Johnny Cash klingt. Lediglich die saxophon- und klavierverstärkte Rockabilly-Nummer „Wait A Minute My Girl“, der unspektakuläre Rocker „The Passenger“ und die Ballade „Dagen Før“ wirken wie Überreste der letzten beiden Alben, wobei „Dagen Før“ mit der dänischen Gastsängerin Stine Bramsen kaum mehr als einen kitschigen Aufguss der Hitsingle „For Evigt“ von 2016 darstellt.

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Bei aller Härte in den Riffs zeichnet sich jedoch über weite Teile des Albums ein starker Kontrast zu den Refrains ab. Denn hier bemühen sich Volbeat trotz aller wiederentdeckten Metal-Attitüde, den Mitsingfaktor bei den anstehenden Arenatouren zu erhalten, sodass auf düstere Strophen oft geradezu fröhliche Refrains folgen. „Mindlock“ und der Eröffnungstrack „Temple of Ekur“ stehen am stärksten für diesen Spagat, der bei „Step Into Light“ mit seiner Grusel-Leadgitarre vollends in Ziellosigkeit zerfasert.

Abkehr vom Western- und Gangster-Image

Dauerhaft im Ohr bleibt kaum einer dieser Refrains, mit Ausnahme der Vorabsingle „Shotgun Blues“, die mit ihrem wuchtigen Groove gut auf einem der Frühwerke hätte Platz finden können. Der Song handelt wie viele auf dem Album von übernatürlichen Ereignissen, Teufel und Dämonen finden ebenso Platz wie eine Hexenverbrennung. Ihr Western- und Gangster-Image von Alben wie „Outlaw Gentlemen & Shady Ladies“ scheinen Volbeat dabei zunehmend hinter sich zu lassen.

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So lotet „Servant of the Mind“ den etablierten Volbeat-Korridor aus Metal-Referenzen und Rock’n’Roll-Versatzstücken etwas weiter aus, will die Mainstreamtauglichkeit aber nicht vernachlässigen und sitzt deshalb immer wieder zwischen allen Stühlen. Trotzdem: Auch Volbeat tut Veränderung gut.

Info

Album
Volbeat: Servants of the Mind. Universal. ET: 3.12.