Nach 40 Jahren Pause legt Abba am 5. November ein neues Album vor. Und in London entsteht eine Bühnenshow mit Hologrammen der Vier.
Stuttgart - Aufregung, Panik, Vorfreude am äußersten Ende des roten Drehzahlbereichs: Abba, eine der populärsten Popbands der Welt, aber seit 40 Jahren im Winterschlaf, hat zu einem globalen Ankündigungsevent geladen, Donnerstag, 18.45 Uhr auf Youtube. Und dann gibt es das extrem verschwommene Bild einer applaudierenden Menschenmenge, keinen Ton, bloß die eingeblendete Schrift „Starting momentarily“, also: gleich geht’s los. Im Chatfenster brodelt das Entsetzen: In allen Variationen fragen Fans, ob denn ihr eigener Lautsprecher kaputt oder gar die Veranstaltung wegen technischer Probleme in Gefahr sei. Es ist ein sehr menschlicher Moment: Die Leute freuen sich, sie sind nicht aus Langeweile vorbeigesurft, sie erwarten Großes.
Die Vorschau überzeugt nicht ganz
Das bekommen sie dann auch: Agnetha Fältskog, Anni-Frid Lyngstad, Björn Ulvaeus und Benny Andersson sind zurück im Geschäft, ABBA ist wieder aktiv. Nicht nur einen Song, wie die Pessimisten dachten, ein neues Album haben sie eingespielt. Am 5. November wird es erscheinen. Und die Band wird auf die Bühne komme – als virtuelle Show. Hologramme sollen die Bühne einer Arena füllen, die in London gerade gebaut wird. Dort werden die vier Schweden so jung wie in den Siebzigern erscheinen.
Man bekommt einen kleinen Vorgucker serviert, aber dabei stehen Abba eben nicht vermeintlich leibhaftig vor einem im Raum. Sie sind da einfach noch eine Computeranimation in einem Youtube-Fensterchen. Aber zumindest diese Vorschaufigürchen weisen bei aller Freundlichkeit des Designs jene Befremdlichkeit auf, für die das Englische den Begriff vom „uncanny Valley“ geprägt hat. Es gibt eine Gruselzone zwischen dem überzeugend Natürlichen und dem offensichtlich Falschen, ein Gespensterreich, in dem auf den ersten Blick alles stimmt, aber ein Instinkt Alarm gibt, das man da von einer Täuschung angeschlichen wird.
Bloß kein fauler Zauber
Dass Abba Avatar-Pläne hat, war schon eine Weile bekannt, auch der Name Abba-tare für die Doppelgänger kursierte schon eine Weile. Aber manche zweifelten, ob die Schweden nach anfänglicher Begeisterung für die Idee mit dem technisch Machbaren zufrieden sein würden. Abbas an der Oberfläche fröhliche, darunter aber oft melancholische Musik sei pure Magie, sagen die Fans. Die Band muss Sorge tragen, die nicht in faulen Zauber zu verwandeln.
Die gute Nachricht: Ulvaeus und Andersson, die in London ein Live-Interview geben, klingen entspannt, bedacht, humorvoll. Sie scheinen ihr Album gemacht zu haben, weil sie Lust dazu hatten. So viel Erfahrung und Leben seien in ihre neuen Lieder geflossen, sagen sie, und die zwei Songs, die sie präsentieren, klingen, als rolle da ein Hitalbum an. Ob die Abba-tar-Show eine Geisterbahn wird, muss man also einfach mal abwarten.